Zukunftsdenken
Eine Milliarde Euro mehr für Kinderbetreuung gefordert

Beim Kinderbetreuungsgipfel in der Hofburg fordern Sozialpartnerinnen eine Milliarde Euro mehr pro Jahr, um die Kinerbtreuung auszubauen.
(v.l.n.r.: Sabine Herlitschka, Renate Anderl, Martha Schultz, Korinna Schumann, Irene Neumann-Hartberger) | Foto: WKÖ
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  • Beim Kinderbetreuungsgipfel in der Hofburg fordern Sozialpartnerinnen eine Milliarde Euro mehr pro Jahr, um die Kinerbtreuung auszubauen.
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Beim Kinderbetreuungsgipfel in der Wiener Hofburg wurde vor allem eines deutlich: Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, muss die Kinderbetreuung flächendeckend in hoher Qualität ausgebaut werden, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Dafür wird eine Milliarde Euro mehr pro Jahr gefordert. Am Dienstag diskutierten diverse Sozialpartnerinnen ihre Anliegen zum Ausbau der Kinderbetreuung mit Expertinnen und Experten im Beisein von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. 

ÖSTERREICH. Trotz zahlreicher Entwicklungen in den letzten Jahren sind es immer noch überwiegend Frauen, die es schaffen müssen die Balance zwischen Beruf und Familie zu halten. Die Problematik sei bekannt, "die enorme Belastung für berufstätige Mütter und Familien alltägliche Realität", heißt es am Dienstag beim Gipfel. Die Sozialpartnerinnen und Industriellenvereinigung (IV) sehen deshalb eine Notwendigkeit, "dass wir dran bleiben und weitere Maßnahmen einfordern.

Ausbau der Kinderbetreuung und längere Öffnungszeiten

Martha Schultz, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Bundesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft (FiW) betont, dass es gerade vor dem Hintergrund des akuten Arbeits- und Fachkräftemangel wichtig sei so schnell wie möglich die qualitätsvolle Kinderbetreuung "vom Neusiedlersee bis zum Bodensee" auszubauen. Darüber hinaus brauche es eine Ausweitung der Öffnungszeiten, sodass Mütter einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen können. Das sei nicht nur wichtig für Frauen und Familien, aber auch für den Wirtschaftsstandort Österreich.

Bei der anstehenden Regierungsklausur in Mauerbach ist der Fachkräftemangel ebenfalls ein großes Thema. Dazu sagt Ökonom und Chef des Fiskalrates, Christoph Badelt im Ö1-Morgenjournal am Dienstag: "Quantitativ noch viel wichtiger ist – so abgedroschen das auch klingt – die Kinderbetreuungsverbesserung, um mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu bekommen, die oft hoch qualifiziert sind."

Der Ausbau der Kinderbetreuung würde auch hochqualifizierte Mütter zurück in die Arbeitswelt bringen und dem Fachkräftemangel entgegen wirken, so Christoph Badelt und Martha Schultz.
  • Der Ausbau der Kinderbetreuung würde auch hochqualifizierte Mütter zurück in die Arbeitswelt bringen und dem Fachkräftemangel entgegen wirken, so Christoph Badelt und Martha Schultz.
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Vereinbarkeit von Familie und Beruf am Land

Die beim Kinderbetreuungsgipfel anwesende Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende, fordert einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz ab dem ersten Geburtstag für arbeitende Eltern. Dadurch könne man die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erheblich verbessern. "Um gute Kinderbildung überhaupt zu ermöglichen, muss auch darauf geschaut werden, wie es den Beschäftigten in der Elementarpädagogik geht. Alle politischen Kräfte sind gefordert, für eine Ausbildungsoffensive und gute Arbeitsbedingungen zu sorgen, um dem Arbeitskräftebedarf zu decken", gibt Schumann zu bedenken.

Besonders in ländlichen Regionen sei es wichtig die "bedarfsgerechte, qualitätsvolle Kinderbetreuung" auszubauen. "Arbeitsplatzangebot, digitaler Ausbau und eine entsprechende Infrastruktur entscheiden über die Rückkehr gut ausgebildeter Eltern in ihre Heimatgemeinden", weiß Irene Neumann-Hartberger, LKÖ-Vizepräsidentin und Bundesbäuerin.

Kindergarten entscheidend für Berufsleben

Eine Investition in die frühkindliche Bildung ab dem Kindergarten sei eine Investition in die Zukunft. "Der Kindergarten als der erste Bildungsort braucht ein starkes politisches Bekenntnis aller Beteiligten, um die Potenziale für den Wirtschaftsstandort zu heben", betont Sabine Herlitschka, IV-Vizepräsidentin und Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG. Schon in jungen Jahren müsse man den Grundstein für MINT-Themen legen.

Eine gute Bildung ab dem Kindergartenalter ist entscheidend für den späteren beruflichen Werdegang. | Foto: panthermedia.net/Kzenon
  • Eine gute Bildung ab dem Kindergartenalter ist entscheidend für den späteren beruflichen Werdegang.
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Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl unterstreicht zwei positive Effekte qualitativ hochwertiger Elementarbildung:

"Erstens können durch die Betreuungssicherheit sowohl die Frauenerwerbsquote als auch die Zahl der Arbeitsplätze in der Elementarpädagogik gesteigert werden – das wiederum bringt monetäre Rückflüsse in Form von Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträgen. Und zweitens haben Investitionen in frühkindliche Bildung eine deutlich stärkere Bedeutung als gleich hohe Geldmittel für spätere Bildungsmaßnahmen."

Dadurch könne man später bessere Leistungen in der Schule und am Arbeitsmarkt erzielen und die Wahrscheinlichkeit, von Sozialleistungen abhängig zu werden, sei wesentlich geringer.

Unterstützung von GPA und Handelsverband

Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverband, unterstützt die Forderungen der Sozialpartnerinnen und IV, wie es in einer Aussendung heißt: "Der Handel ist weiblich. 72 Prozent der Angestellten sind weiblich. Für eine Steigerung der Vollzeitquote ist es essenziell, dass Frauen, die noch immer den überwiegenden Teil der Kinderbetreuung übernehmen, größtmöglichen Spielraum haben."

Die für die privaten Einrichtungen zuständige Gewerkschaft GPA teilt ebenfalls ihre Solidarität mit den Forderungen in einer Aussendung mit. GPA-Vorsitzende Barbara Teiber betont, dass auch in eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Beschäftigte in der Kinderbetreuung folgen müssen. Im Detail ginge es dabei um drei Punkte: das Gehalt, die Gruppengrößen und die Personalausstattung, so Teiber.

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