Weltklimakonferenz COP27
Hinkt Österreich beim Klimaschutz hinterher?
Am morgigen Sonntag, 6. November, startet die 27. Weltklimakonferenz in Sharm El-Sheikh in Ägypten. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) sowie Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) werden vor Ort sein. Österreich steht laut Expertinnen und Experten allerdings nicht gerade als Vorreiter im Klimaschutz dar.
ÖSTERREICH. Von 6. bis 18. November dauert die Weltklimakonferenz COP27 voraussichtlich an, eine Verlängerung wird allerdings nicht ausgeschlossen. So findet die Konferenz heuer unter durchaus schwierigen Bedingungen statt: Der Ukraine-Krieg, die weltweite Energie- und Wirtschaftskrise sowie die hohen Teuerungen rufen eine komplizierte, internationale Gemengelage hervor.
NGOS sowie Klimaschutzexpertinnen und -experten fordern dazu auf, den Klimaschutz "endlich ernst zu nehmen und ins Handeln zu kommen". 26 österreichische Umwelt-, Entwicklungs- und Sozialorganisationen kritisieren zudem, dass jene Länder, die am wenigsten zum CO2-Ausstoß beitragen, oft am meisten unter den Auswirkungen litten. Dabei ginge es insbesondere um die Länder des globalen Südens.
Gerechtigkeit als zentrales Thema
Dies betont auch die deutsche Klimaökonomin Claudia Kemfert im Ö1-Mittagsjournal am Samstag, 5. November: "Ein zentrales Thema bei der Weltklimakonferenz ist Gerechtigkeit. Arme Länder erwarten sich, dass reiche Länder mehr zahlen würden, denn diese haben in der Vergangenheit die Probleme im Süden verursacht." Hierfür soll es zum Beispiel auch neue Fonds geben, in den alle Länder gemeinsam einzahlen: "Ich glaube, es wird Annäherungen geben, denn die finanzielle Unterstützung der Entwicklungsländer wird bereits seit langem diskutiert."
Außerdem wird debattiert werden, wie man die aktuellen CO2-Ziele verschärfen beziehungsweise verbessern könnte. Ein weiteres großes Thema ist die Einhaltung alter Versprechen der Industriestaaten gegenüber dem globalen Süden. So sollten ab dem Jahr 2020 alle Industrieländer pro Jahr 100 Milliarden Dollar in einen Fonds einzahlen, damit der Süden Maßnahmen für den Klimaschutz treffen kann. Derzeit werden allerdings nur 80 Milliarden eingezahlt. Adam Pawloff von Greenpeace Österreich sagt dazu im Ö1-Morgenjournal am Samstag, 5. November: "Man hat ihnen die Finanzmittel diesbezüglich versprochen. Wenn man die nicht liefert, kann man auf der anderen Seite keinen Klimaschutz von ihnen erwarten."
Klimaschutz: Österreich im Hintertreffen
Bisher hat Österreich 260 Millionen Euro in besagten Fonds eingezahlt. Pawloff kritisiert, dass dies zu wenig sei: "Wenn man sich die österreichischen Mittel anschaut, dann sind das 29 Euro pro Kopf, in Deutschland sind es 94 Euro pro Kopf. Also fast dreifach so viel." Auch Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der Wiener Universität für Bodenkultur, zeigt sich gegenüber ORF.at überzeugt davon, dass Österreich auf keinem guten Weg sei: "Österreich ist nach wie vor gut im Scheinklimaschutz und schlecht darin, Emissionen angemessen zu reduzieren." Zudem sei klar, dass Österreich sein Klimaziel für 2030 gravierend verfehlen werde – und trotzdem fände bisher keine Kurskorrektur statt.
Für Österreich werden am Beginn der ersten Woche Bundespräsident Alexander Van der Bellen sowie Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) an der Konferenz teilnehmen. Danach wird Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) für die zweite Woche gemeinsam mit hochrangigen Beamten sowie Expertinnen und Experten nach Ägypten reisen.
Während Gewessler darauf verweist, dass es jetzt an der Zeit sei, mehr für den Klimaschutz zutun, ist Brunner einer anderen Überzeugung: "Als Republik Österreich haben wir hier in den letzten Jahren auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene große Fortschritte gemacht."
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