Tag der Arbeitslosen
Immer mehr Langzeitarbeitslose von Armut betroffen
Angesichts des Tages der Arbeitslosen am 30. April machen Interessensvertretungen auf das Thema Arbeit und die Situation der Arbeitslosen aufmerksam. Die Zuspitzung am Arbeitsmarkt verschärft auch die Armutssituation.
ÖSTERREICH. Wie lange sollen wir in Zukunft pro Woche arbeiten? Sollen es nur noch vier Tage sein oder sogar 41 Stunden, wie von der Industrie gefordert? Während diese Diskussion seit letzter Woche die Politik dominiert, haben manche Menschen gar keine Arbeit. Im März ist die Arbeitslosenquote um 0,7 Punkte auf 6,9 Prozent gestiegen. Insgesamt waren 369.640 Personen beim AMS vorgemerkt, 291.468 davon arbeitslos gemeldet, 78.172 Personen nahmen an AMS-Schulungen teil. Zahlen für April werden für Dienstag erwartet.
„Wer seine Arbeit verliert, muss von einem auf den anderen Tag oft mit etwa der Hälfte seines Einkommens auskommen. In Zeiten der Teuerungen bedeutet das für immer mehr Jobsuchende ein Leben unter der Armutsgrenze", weist Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich, daraufhin.
Immer mehr Langzeitarbeitslose von Armut betroffen
Die Situation für Langzeitarbeitslose verschärft sich zudem dramatisch, wie aus aktuellen Zahlen hervorgeht. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 % gestiegen, und jeder vierte Jobsuchende ist langzeitarbeitslos. Diese Entwicklung geht mit psychischen Belastungen, Einsamkeit und Scham einher und führt für viele Betroffene zur Realität der Armut, so Parr weiter. Die Armutsgefährdung steigt mit der Dauer der Arbeitslosigkeit, und alarmierende 56 % der ganzjährig arbeitslosen Menschen sind armutsgefährdet. Darüber hinaus sind 28 Prozent laut den neuesten Zahlen sozial und materiell erheblich depriviert, im Vergleich zu 16 % im Vorjahr.
Diese Menschen können ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken, was eine besorgniserregende Entwicklung darstellt, auf die die Politik reagieren muss, wie Anna Parr betont. Im Kampf gegen Armut schwebt Parr eine Reform der Sozialhilfe, der Erhöhung der Ausgleichzulage, beim Arbeitslosengeld die Erhöhung der Nettoersatzquote und eine Valorisierung der Notstandshilfe vor.
Jugendarbeitslosigkeit in Wien am höchsten
Das Momentum Institut hat sich genauer mit der Jugendarbeitslosigkeit (12 Prozent) beschäftigt. Am höchsten ist die Quote der Jugendarbeitslosigkeit in Wien. Die Arbeitslosenquote beschreibt den Anteil der Arbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung. Den höchsten Anstieg zeigen die Daten mit 16 Prozent in Tirol sowie österreichweit in den Branchen Transport, Bau und Gastro. Einzig das Burgenland hat es geschafft die Anzahl der arbeitssuchenden jungen Menschen im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent zu verringern. Österreichweit ist die Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10 Prozent gestiegen.
Um die Erwerbsarbeitslosigkeit generell aber auch im speziellen von Jugendlichen zu verringern, empfiehlt das Momentum Institut einen Mix an Maßnahmen. Eine Ausbildungsoffensive für ‘Green Jobs’ um den sozial ökologischen Wandel hin zu einer klimafitteren Wirtschaftsweise voranzutreiben, ist eine Maßnahme im Sinne von mehr Jobs und Klimaschutz. Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich hilft, Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen und kann somit mehr Menschen in die Erwerbstätigkeit bringen. Schließlich sollte die EU-Jugendgarantie verstärkt in Österreich umgesetzt werden.
Die "Alternative Unabhängige Gewerkschafter*innen" in der Arbeiterkammer Kärnten fordern eine Inflationsanpassung von Arbeitslosengeld und Notstandshilfe, um die finanzielle Situation von Arbeitslosen zu verbessern und ihre Integration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.
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