Infektionszahlen steigen
Österreich droht der nächste Lockdown

Univ.-Prof.in Dr.Ursula Wiedermann-Schmidt warnt vor einer dritten Infektionswelle | Foto: selpers
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Von Freitag auf Samstag, 6. März, gab es 2.557 Neuinfektionen österreichweit, die meisten in Niederösterreich (557) und der Steiermark (472), wie das Gesundheits- und das Innenministerium meldeten. Bisher sind 8.694 Personen an den Folgen des Corona-Virus verstorben. Derzeit befinden sich 1.451 Personen aufgrund des Corona-Virus in krankenhäuslicher Behandlung. Davon werden 322 Menschen auf Intensivstationen betreut. Laut Gesundheitsminister ist die britische Variante um 23 Prozent ansteckender als die Stammvariante des Virus. Experten befürchten, dass die Intensivbetten in den Spitälern knapp werden könnten. 

ÖSTERREICH. Befindet sich Österreich am Beginn der dritten Corona-Welle? Fachleute rechnen mit einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen. Bis 17. März könnte die 7-Tage-Inzidenz auf 228 und die Zahl der Intensivpatientinnen und -patienten auf 420 steigen, warnen die Wissenschafter des „Covid-Prognose-Konsortiums“. Auf Normalstationen wird von dem Konsortium ein Anstieg der Betten-Belegung auf 1.551 erwartet. 

Britische Variante des Covid-Virus dominiert in Österreich

Innerhalb weniger Wochen hat sich in Österreich die britische Virusmutation durchgesetzt, so Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Samstag in einer Aussendung. Die Stammvariante des Virus sei in Österreich zwar von 61,5 in KW 05 auf 36,3 Prozent in KW 08 zurückgegangen. Parallel dazu sei aber die britische Variante im selben Zeitraum dominierend und liege heute bereits bei einem Anteil von 58,4 Prozent. Der Minister warnte vor einer "Pandemie in der Pandemie".

Mutation um 23 Prozent ansteckender als Stammvariante

Anschober: ”Für Österreich ist diese Dominanz der britischen Variante keine gute Nachricht. Sie ist deutlich ansteckender als das Stammvirus, nach den aktuellen Berechnungen in Österreich um 23%. Dies schlägt sich in einem sehr unterschiedlichen Ausbreitungsgeschehen nieder: während das Stammvirus bei einem Reproduktionsfaktor von rund 1 liegt, ist dies bei der Britischen Variante mit 1,23 ein alarmierend hoher Wert. Je stärker daher die Ausbreitung der Britischen Variante, desto höher das Ansteckungsrisiko in Österreich.”

Sicherheitsmaßnahmen umso wichtiger

Für den Gesundheitsminister sind die alarmierenden Zahlen ein Zeichen, dass man in Österreich mit aller Kraft gegensteuern müsse. "Daher setzen wir Schritt für Schritt weitere Schutzmaßnahmen um", so Anschober:

  • Sicherheitsmaßnahmen in besonders stark betroffenen Bezirken (u.a. Ausreisetestungen)
  • Schwerpunktkontrollen der Exekutive auf Einhaltung der Maßnahmen in ganz Österreich in Gemeinden mit hohen Zuwächsen
  • Einführung von Präventionskonzepten in Betrieben mit über 50 Mitarbeitern
  • Ausbau der FFP2-Verpflichtung und der weitere Ausbau der Testungen.

Neuinfektionen in den Bundesländern seit der Meldung am Freitag:

  • Burgenland: 92
  • Kärnten: 159
  • Niederösterreich: 557
  • Oberösterreich: 349
  • Salzburg: 223
  • Steiermark: 472
  • Tirol: 143
  • Vorarlberg: 38
  • Wien: 524

Am Freitag kletterte die 7-Tage-Inzidenz in Österreich laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) auf 172,8.  Für die Experten lässt sich der Anstieg mit der fast bundesweit dominanten, ansteckenderen erstmals in Großbritannien entdeckten Variante (B.1.1.7) zurückführen und nicht auf die deutlich ausgeweiteten Testkapazitäten. Die Variante sei laut aktuellen Berechnungen um 23 Prozent infektiöser, so Ostermann gegenüber Ö1. Bei der ursprünglichen Variante stecke eine infizierte Person eine weitere an. Bei der Mutation sind es aktuell 1,2 bzw. 1,3, so der Experte.

Für Gesundheitsminister Rudi Anschober sind die Zahlen "alarmierend". Am 15. März werde evaluiert, ob es weitere Öffnungsschritte, oder erneut strengere Maßnahmen geben werde. Bis zum 15. März müsse man „alles daran setzen, dass sich der vergangene November nicht wiederholt“, so Anschober. Die Voraussetzungen seien nicht zuletzt durch die kommenden höheren Temperaturen und die Impfungen, bei denen man jetzt mehr Tempo machen könne, dieser Tage jedoch deutlich besser als noch im Herbst. Um die düsteren Zuwachsprognosen abzufedern, habe man am Mittwochabend eine Gesetzesnovelle in Begutachtung geschickt, die „zusätzliche Handlungsmöglichkeiten“ eröffne, so Anschober. Diese Novelle sorgte vor allem bei der Opposition für Empörung. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) legte sich am Freitag nicht fest, ob es vor Ostern weitere Lockerungen geben wird. 

Wiedermann-Schmidt spricht von "dritter Welle"

Die wissenschaftliche Leiterin des nationalen Impfgremiums und Vakzinologin, Ursula Wiedermann-Schmidt jedenfalls, hält es angesichts der „sehr beunruhigenden“ Infektionszahlen derzeit für verfrüht, weitere Lockerungen anzudenken. Jetzt gelte es, beim Impfen „anzugasen“ und viel zu testen. Denn „es scheint so zu sein, dass wir auf eine dritte Welle zusteuern“, sagte sie in der ZIB2 am Freitag. Sie rechnet damit, dass Impfstoffe bald auch für Jugendliche zugelassen werden.

Die Expertin appellierte an alle, die Maßnahmen einzuhalten, damit die Auslastung der Intensivstationen nicht weiter ansteigen. Bei zu starkem Anstieg der Intensivpatienten müsse man gegensteuern.

Südafrika-Variante in Tirol führend

Bei den Mutationen mussten mittlerweile 11.576 Fälle der britischen Variante und 454 Fälle der südafrikanischen Variante festgestellt werden. Die Ausnahme ist der Tiroler Bezirk Schwaz, in dem nach wie vor die südafrikanische Variante dominiert. Erfreulich ist, dass hier ein Rückgang zu verzeichnen ist. In Tirol nahm der B.1.351 Anteil aller positiven Proben von 18,65% in der KW 05 auf 4,25% in dieser Woche ab - auch die Zahl der aktiven Fälle sinkt schrittweise von 193 in der KW 05 auf 78 in dieser Woche. 

Positive Nachricht: Österreich führe laut Anschober ein in Europa einzigartiges Virusscreening durch - bereits 43.849 Positivproben wurden auf Mutationsverdacht untersucht (seit Jahresbeginn wurden gesamt 90.289 Fälle auf SARS-CoV-2 bestätigt), mittlerweile wird dies bei jeder Positivprobe verwirklicht. 

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Digitales Arbeiten bleibt uns erhalten. Die Infektionszahlen steigen in Österreich. Derzeit werden 322 Menschen auf Intensivstationen betreut. | Foto: Pixabay

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