"Späte Reaktion"
Rechnungshof rügt Bildungsministerium wegen Lehrermangels

- Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS).
- Foto: Martin Baumgartner
- hochgeladen von Mag. Maria Jelenko-Benedikt
Der Rechnungshof (RH) übte in seinem Bericht deutliche Kritik am Bildungsministerium: Der Umgang mit dem Lehrermangel sei mangelhaft, die Probleme seien auch seit Jahren bekannt gewesen.
ÖSTERREICH. Obwohl das Bildungsministerium schon 2009 Engpässe prognostiziert habe, seien „umfangreiche und systematische Maßnahmen“ ausgeblieben. Darauf wies der Rechnungshof in seinem Bericht am Freitag, 23. Mai, hin. Der Mangel an Lehrpersonal sei nur durch Mehrleistungen, fachfremden Unterricht und Sonderverträge kompensiert worden. Das sei nicht nachhaltig und gefährde sogar die Qualität des Unterrichts. Die 2022 gestartete Initiative „Klasse Job“ wurde vom Rechnungshof gelobt, aber mit Einschränkungen: Von 2.400 zugelassenen Personen konnten nur 700 Personen langfristig gewonnen werden. Auch die Reform der Lehrerausbildung 2013 hat durch die erfolgte Verlängerung des Lehramtsstudiums zum Lehrermangel "möglicherweise beigetragen".
Der Rechnungshof hatte Schulen in Oberösterreich und Tirol in den Jahren 2018/19 bis 2023/24 auf den Zahn gefühlt. Dabei stellte dieser fest, dass das Prognosemodell des Ministeriums mangelhaft war. Prognosen zur Lehrfächerverteilung gab es demnach nur für die Bundesschulen (AHS, Berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS), mangels Daten nicht aber für einzelne Unterrichtsgegenstände, Schulen oder Schularten im Pflichtschulbereich (v. a. Volks- und Mittelschulen).
"Für junge Menschen nicht mehr attraktiv"
Lehrergewerkschafter Paul Kimberger zeigte sich im Ö1-Mittagsjournal "wütend" über die unterbliebenen Reformen: "Das bedeutet, man ist sehenden Auges in ein Riesenproblem hineingeschlittert, das jetzt unsere Kolleginnen und Kollegen an den österreichischen Schulen ausbaden müssen." Kimberger sprach von einem "eklatant hohem Lehrermangel" und "einer extrem hohen Belastung". Allein 2022 wurden Überstunden im Ausmaß von 7.000 Vollzeitstunden geleistet, so sei der Lehrermangel auch verschleiert worden. Die Rahmenbedingungen im Lehrberuf seien für junge Menschen nicht mehr attraktiv, kritisiert Kimberger.
Wiederkehr: "Nehmen Empfehlungen sehr ernst"
Bildungsminister Christoph Wiederkehr nahm am Freitag, 23. Mai, via APA Stellung zur Kritik des Rechnungshofs:
„Ich nehme die Empfehlungen des Rechnungshofs ernst und werde diese einer eingehenden Prüfung unterziehen. Dabei ist es mir wichtig, die Attraktivität des Berufs der Lehrerinnen und Lehrer zu stärken und die Unterrichtsqualität zu erhöhen. Die Ausbildung von Lehrkräften muss absolute Priorität haben. Mein erklärtes Ziel ist es, dass der Lehrkräftemangel spätestens zum Ende dieser Legislaturperiode Geschichte ist!“
Wiederkehr verwies auf Reformen, die das Bildungsministerium bereits eingeleitet oder sich im Regierungsprogramm dazu bekannt hat: Im Regierungsprogramm bekannte man sich zu mehr Praxisanteil im Studium. Das Ministerium arbeite "intensiv" daran, dass es endlich zu einem effizienten Personalcontrolling komme. Auch wolle man den Quereinstieg "weiter professionalisieren" und für die Volksschulen ausbauen.
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