Gallup-Umfrage
Schlechtes Zeugnis für die EU bei Corona-Krisenbewältigung

 Gallup-Geschäftsführerin Andrea Fronaschütz: "„Erfreulich ist, dass die EU als Idee trotz Versäumnisse mehrheitlich nicht in Frage gestellt wird." | Foto: Gallup Institut
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  • Gallup-Geschäftsführerin Andrea Fronaschütz: "„Erfreulich ist, dass die EU als Idee trotz Versäumnisse mehrheitlich nicht in Frage gestellt wird."
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Über die Hälfte der Österreicher sehen die EU geschwächt aus der Corona-Krisehervorgehen. Trotz Beurteilung eines desaströsen Krisenmanagements spricht sich die Mehrheit der Bevölkerung (58%) aber für den Erhalt der Union aus. Das ergibt eine Gallup-Umfrage vom 23./24. Februar.

ÖSTERREICH. Die Österreicher stellen der Europäischen Gemeinschaft bei der Bewältigung der Corona-Krise ein schlechtes Zeugnis aus: 41Prozent sehen im jüngsten Gallup Corona-Barometer* einen eher kleinen, mehr als ein Fünftel sogar gar keinen Beitrag, der von Brüssel zur Lösung der Krise ausgegangen sei. Nur fünf Prozent meinen, die EU habe einen großen Beitrag geleistet, fast ein Viertel der Befragten orten einen „eher großen“ Beitrag zur Krisenbewältigung. Fast ein Drittel (31%) geben an, die Mitgliedschaft Österreichs negativer als vor der Corona-Krise wahrzunehmen - allen voran die FPÖ- Sympathisanten mit 59 Prozent.

Welchen Beitrag hat die EU aus Ihrer Sicht bei der Bewältigung der Corona-Krise geleistet? | Foto: Gallup
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Image der EU angeknackst

Was die Zukunft anbelangt, so sieht die Hälfte (51%) der Befragten die EUgeschwächt aus der Corona-Krise hervorgehen, rund ein Drittel der Bevölkerung ist der Auffassung, dass die Krise keinen Einfluss auf die Rolle der EU haben wird. „Die Corona-Krise und vor allem der Umgang mit den Impfstoffen hat dem Image der Europäischen Union schwer geschadet. Die Verzögerungen im Lieferzeitplan und Kritik an der Impfstoffstrategie der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bleiben in der Bevölkerung nicht unbemerkt,“ kommentiert Gallup-Chefin Andrea Fronaschütz.

Impfstoffbeschaffung durch parteipolitische Augen gesehen

Mehr als ein Drittel der Österreicher (38%) geben an, dass ihr Vertrauen in die Kommissionspräsidentin gesunken sei. Ihr Ansehen hat dabei am stärksten unter den FPÖ- Sympathisanten gelitten (61%).

In der Frage der Impfstoffbeschaffung zeigt sich Österreich zweigeteilt: 45 Prozent der Bevölkerung befürworten eine selbstständige Beschaffung der Impfstoffe durch die Nationalstaaten, 43 Prozent sprechen sich für eine gemeinsame EU-Strategie aus und zwölf Prozent haben keine Meinung dazu. Eine nationale Beschaffungsstrategie favorisieren mehrheitlich die FPÖ-Sympathisanten (70%), während die Anhänger der Grünen (64%) und der NEOS (62%) sich hier am europäischsten zeigen. Die ÖVP-Affinen stehen dieser Frage eher ambivalent gegenüber - 47 Prozent sind für eine gemeinsame, 42 Prozent für eine nationale Vorgehensweise. Eine leichte Mehrheit der SPÖ Anhänger (52% vs. 41%) bevorzugt die Bereitstellung von Impfstoffen durch die EU.

Frage der Durchsetzung

Im Alters- und Bildungsvergleich ziehen vor allem Personen mit höheren Bildungsabschlüssen (59%) sowie jene unter 30 Jahren (52%) eine gemeinsame EU-Strategie bei der Impfstoffbestellung vor. Die Verantwortung für die schleppende Belieferung der EU mit Impfstoffen sehen die Österreicher klar bei der EU, nur 27% vermuten Probleme in der Produktionskapazität der Impfstoffhersteller. 48 Prozent sind der Meinung, die Kommission habe sich gegenüber den Produzenten schlechter durchsetzen können als andere Länder, 47% finden, die EU habe zu spät die Impfstoffe bestellt und 36 Prozent sind der Ansicht, die EU habe beim Ankauf der Impfstoffe gespart.

Festhalten am europäischen Gedanken

„Erfreulich ist, dass die EU als Idee trotz Versäumnisse mehrheitlich nicht in Frage gestelltwird. Da in Zukunft große Themen wie der wirtschaftliche Neustart oder die Bewältigung der Klimakrise anstehen, und die Bundesregierung immer mehr unter Kritik steht, gilt der europäische Zusammenhalt als die beste Option,“ so Fronaschütz weiter.Bei der Frage, ob die EU nach der Corona-Krise erhalten bleiben soll, sprechen sich 58 Prozent der Bevölkerung für ein Weiterbestehen der europäischen Gemeinschaft aus, im Mai 2020 waren es 56 Prozent. Von der Zukunft der EU sind Menschen unter 30 Jahren (72%) und höher Gebildete (82%) mehr überzeugt als ältere und formal geringer gebildete Bevölkerungsschichten.

Sind Sie der Meinung, dass die EU nach der Corona-Krise erhalten bleiben soll oder sind Sie eher dafür, dass es eine Rückkehr zu den Nationalstaaten gibt? | Foto: Gallup
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Die Anhänger der Grünen (85%) und der NEOS (81%) sind proeuropäischer eingestellt als die Sympathisanten anderer Parteien (ÖVP 64%, SPÖ 68%, FPÖ 25%). 29 Prozent der Österreicher sind für eine Rückkehr zu den Nationalstaaten, 13 Prozent äußern sich nicht dazu.„Das Festhalten am europäischen Gedanken zeigt sich auch an der Solidarität mit anderen EU-Ländern. Trotz aller Kritik am Krisenmanagement sieht die Mehrheit der Österreicher die EU als eine Solidargemeinschaft,“ laut Fronaschütz. Der Anteil jener, die sich dafür aussprechen, den durch die Krise besonders schwer betroffenen EU-Ländern zu helfen, ist von 52% im Mai 2020 auf 58 Prozent gestiegen. 29 Prozent (nach 35% im Mai 2020) vertreten die Meinung, jedes EU-Land sollte sich um die eigenen Probleme kümmern.

Besonders hoch ist die Zustimmung zur solidarischen Hilfe bei den Grün-Affinen (85%) sowie den Sympathisanten von NEOS (71%) und SPÖ (78%). Ebenso verhält es sich mit den höheren Bildungsschichten (68%) und Jüngeren unter 30 Jahren (67%).

* 1000 Personen repräsentativ für die (webaktive) österreichische Bevölkerung 16+(Methode: „Computer Assisted Web Interviewing“ im Gallup Onlinepanel, durchgeführt vom 23. – 24. Februar 2021)

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