Zurück in Österreich
Wirbel um illegal nach Malaysien exportierten Plastikmüll

Mülldeponie in Johor, Malaysien | Foto: Greenpeace
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Die Umweltorganisation Greenpeace schlägt Alarm: Illegal von vermutlich Niederösterreich nach Malaysien exportierter Plastikmüll ist zurück in Österreich. Die Experten fordern eine rasche Untersuchung des Mülls durch Behörden und ein weitreichendes Verbot für Müllexporte. Kritik kommt auch von den Grünen.

ÖSTERREICH. Zwar begrüßt Greenpeace, dass die rund 100 Tonnen jenes Plastikmülls wieder in Österreich eingetroffen sind, der voriges Jahr illegal nach Malaysia gelangte. Im Oktober 2020 hatte Greenpeace gemeinsam mit einem ORF-Team aufgedeckt, dass über 700 Tonnen nicht-recycelbarer und mit Chemikalien belasteter Plastikmüll aus Österreich illegal nach Malaysien exportiert und dort teilweise deponiert wurden. Die österreichischen Behörden ließen die wenigen noch im Zoll verbliebenen Müll-Container für eine Laboruntersuchung durch das Umweltbundesamt zurückführen. Greenpeace fordert eine rasche und transparente Aufklärung des Falls durch die Behörden. 

Am Montag haben Beamte des Umweltministeriums Proben aus den Containern entnommen, die in den kommenden Wochen auf ihren Chemikalien-Gehalt untersucht werden. Das Ergebnis der Analyse wird auch über ein etwaiges Strafmaß für die am Export beteiligten österreichischen Unternehmen entscheiden. Der Export von Abfällen in Staaten mit niedrigeren Umweltstandards als Österreich müsse verboten werden, so die Umweltschutzorganisation.

"Ökologischer Skandal"

“Es ist ein ökologischer Skandal und Irrsinn, Abfälle über zehntausende Kilometer aus Österreich in ein ärmeres Land mit niedrigeren Umweltstandards zu verschiffen. Gerade aus Malaysia kennen wir viele Beispiele, wo die Verarbeitung oder Deponierung von importiertem Müll Menschen krank macht und Meere, Flüsse und die Natur verschmutzt. Wir brauchen dringend strenge Kontrollen, die sicherstellen, dass Unternehmen Verantwortung für ihren Müll übernehmen und ihre Abfälle umweltverträglich in Österreich verarbeiten”, fordert Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich.

Kritik von den Grünen

Anstatt mit falsch deklarierten Abfalltransporten illegale Geschäfte zu machen, wäre jetzt ein dringendes Umdenken angesagt, erklärt die Umweltsprecherin der Grünen, Astrid Rössler, anlässlich von Medienberichten zu 100 Tonnen illegal nach Malaysien transportiertem Plastikmüll. "Kurzlebige Produkte, die nicht einmal repariert werden können, landen täglich tonnenweise im Abfall. Damit verschwenden wir massenhaft Ressourcen und am Ende landen sie vermengt mit giftigen Inhaltsstoffen auf ungesicherten Deponien, nachdem sie zuvor um die halbe Welt geschickt wurden", kritisiert Rössler. "Österreich müsse sich als hochentwickeltes Industrieland für seine Produkte, Konsummuster und Abfälle stärker verantwortlich fühlen. "Das gilt für die stark steigenden Abfallmengen und umso mehr für deren Gefahr für Gesundheit und Umwelt", appelliert die Umweltsprecherin an Erzeuger und Handel, sich für langlebige und reparaturfähige Produkte einzusetzen und diesen Service anzubieten. 

Teile des Mülls landeten auf Deponie

Insgesamt wurden allein im Vorjahr 28 Container mit Plastikmüll illegal aus Österreich nach Malaysia exportiert. Da der kontaminierte Müll dort nicht recycelt werden konnte, landeten Teile davon schließlich auf einer Deponie. Vier Container mit rund 100 Tonnen Plastikmüll blieben im Zoll stecken und wurden von den österreichischen Behörden zurückgeholt. Experten des Umweltbundesamts werden in den nächsten Wochen die Abfälle untersuchen, um festzustellen, mit welchen Chemikalien sie belastet sind und in welcher heimischen Anlage sie umweltgerecht entsorgt werden sollen.

Müll-Export um Strafen zu entgehen

Interpol warnt, dass immer mehr Plastikmüll weltweit illegal gehandelt und in Ländern des Globalen Südens nicht fachgerecht entsorgt wird. Seit China 2018 die Einfuhr von Kunststoffmüll gestoppt hat, verlagere sich der globale Plastikmüll-Strom in südostasiatische Länder wie Malaysia. Mit der EU-Kreislaufwirtschaft-Strategie versucht die Europäische Kommission nun, die Müllmengen in der EU zu reduzieren. Um die neuen Recycling-Vorgaben der EU ohne hohe Kosten zu erreichen, exportieren jedoch viele Unternehmen ihren Müll. Offiziell wurden 2019 aus der EU 1,7 Millionen Tonnen Plastikmüll exportiert - die inoffizielle Zahl wird noch viel höher geschätzt. Unternehmen in Asien oder Afrika stellen dafür mitunter falsche Zertifikate aus, die vermeintlich bestätigen, dass der Müll dort recycelt wird. Ein Teil landet jedoch auf illegalen Deponien. In Boden- und Wasserproben in der Nähe von illegalen Deponien in Malaysia hat Greenpeace 2019 giftige Substanzen wie Blei, Cadmium, Phthalate, bromierte und chlorierte Flammschutzmittel gefunden.

Export von Abfällen stoppen

“Die Bundesregierung muss dem dreckigen Geschäft mit dem Müllhandel insgesamt einen Riegel vorschieben und sich auf EU-Ebene für restriktive, einheitliche Müllexport-Verbote einsetzen. Der Export von Abfällen in Staaten mit niedrigeren Umweltstandards als Österreich muss gestoppt werden und das Verbot muss streng kontrolliert werden. Um die Müllberge wirksam zu reduzieren, müssen Abfälle vermieden und die Lebensdauer von Produkten drastisch verlängert werden. Produkte müssen so designt werden, dass sie keine Materialien enthalten, die nicht wiederverwendet oder wiederverwertet werden können. Das bedeutet zum Beispiel, dass weniger Chemikalien in Kunststoffen zugelassen werden sollen, dass wir Verpackungen wiederverwenden und Elektrogeräte reparieren können”, so Panhuber.

So landete Müll aus Österreich  in Malaysien

Insiderinformationen zufolge fand der Abfall seinen Weg von Niederösterreich mit dem Zug über Hamburg und dann via Schiff in die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur. Entsprechende Kennzeichnung an Containern sowie Lieferprotokolle, die ORF.at und der ZIB2 vorliegen, zeigen, dass österreichische Firmen in den Deal verwickelt waren.

Wie soll Österreich beitragen, um Müll zu vermeiden?
Müll vermeiden – fürs Klima

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