Braubilanz 2020
170 Millionen Krügerl weniger verkauft
Die wiederholten Lockdowns haben Österreichs Brauwirtschaft zugesetzt. Gravierende Auswirkungen hat für die Branche die behördlich geschlossene Gastronomie: Im Coronajahr 2020 wurden rund 840.000 Hektoliter Fass- und Tankbier weniger verkauft als im Jahr zuvor.
ÖSTERREICH. Das entspricht rund 170 Mio. Krügerl, die vergangenes Jahr nicht an den Mann gebracht werden konnten. „Die Pandemie hat uns um gute 20 Jahre zurückgeworfen. Seit 2000 bzw. der Jahrtausendwende war der Inlandsausstoß nicht mehr so niedrig wie im vergangenen Jahr“, erklärt Brauereiverbandsobmann Sigi Menz am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
Einbußen von bis zu 70 Prozent
Viele Brauereien seien nach den mehrmonatigen Lockdowns von Gastronomie sowie Hotellerie und der brach liegende Veranstaltungs- und Eventszene nun an ihre Grenze gekommen. "Unsere Brauereien haben mit Gesamtumsatzrückgängen von durchschnittlich 20 Prozent zu kämpfen", so Menz. Kleine und mittelständische Brauereien würden von Einbußen von bis zu 70 Prozent berichten.
Die Dramatik der Situation, so Menz weiters, werde zudem durch Prognosen der Kreditorenverbände unterstrichen: Eine Insolvenzwelle in der zweiten Jahreshälfte 2021 sei wahrscheinlich. Mehr als ein Viertelt (29 Prozent) der Unternehmen in der Sparte Hotellerie und Gastronomie könnten vom Markt verschwinden, warnt der österreichische Brauereiverband.
Halbierung der Biersteuer gefordert
Der Verband der Brauereien Österreichs fordert nun dringend Unterstützung für die heimische Brauwirtschaft. Konkret eine Senkung der Biersteuer um die Hälfte. Jeder Job in einer Brauerei generiere 17 weitere Arbeitsplätze entlang der Wertschöpfungskette, allein zwei davon in der Landwirtschaft, argumentiert man. Die Wirtschaftsleistung der österreichischen Brauereien spüle rund 700 Mio. Euro in die heimische Staatskasse. „Trotzdem werden wir, eine tragende Säule der heimischen Wirtschaft, gerade in Zeiten der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg weiterhin außerordentlich belastet“, so Menz. „Während unsere Brauereien im Schnitt 24 Euro pro Hektoliter Bier an das Finanzministerium abführen müssen, sind etwa in Deutschland nur 10 Euro fällig". Diese mehr als doppelt so hohen Besteuerung müsse beendet werden und "die Biersteuer auf ein wettbewerbsfähiges Niveau, das heißt um 50 Prozent, gesenkt werden“, fordert der Brauereiverbandsobmann.
Ermäßigter Steuersatz für kleinere Brauereien
Zudem fordert der Verband eine Ausweitung der Biersteuermengenstaffel für kleinere Brauereien von derzeit 50.000 Hektoliter auf bis zu 200.000 Hektoliter Jahresausstoß. Der ermäßigte Steuersatz würde vor allem klein- und mittelständischen Brauereien zugutekommen, so Menz, "den Fiskus aber nur rund 1,4 Millionen Euro bzw. etwa 0,7 Prozent des gesamten Biersteueraufkommens kosten". Gefordert werden auch einheitliche Öffnungsschritte für die Gastronomie, unter Einhaltung der Gesundheitsmaßnahmen. Derzeit befänden sich mehr als drei Viertel aller direkt in den Brauereien Beschäftigten in Kurzarbeit.
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