Häuslbauer in Not
Arbeiterkammer sieht bei variablen Krediten Banken am Zug
In Österreich stehen Häuslbauer vor immer größeren Problemen, weil sie ihr Eigentum mit variabel verzinsten Krediten finanziert haben. Mittlerweile hat sich die Zinsbelastung bei diesen Krediten zumindest verdoppelt. Die monatlichen Ratenzahlungen sind seither explodiert. Die Arbeiterkammer sieht nun die Banken gefordert.
ÖSTERREICH. Anders als beim Sparen sind Österreicher bei Wohnbaukrediten risikofreudiger. Nur sechs Prozent der Immobilienkredite sind laut Nationalbank fix verzinst, 43 Prozent dagegen variabel und weitere 51 Prozent gemischt, also teils variabel. Bis vor wenigen Monaten, als die Zinsen gering waren, war ein Wunschhaus mit einer variabler Verzinsung relativ leicht zu bewerkstelligen. Geld auszuborgen kostete oft so gut wie nichts.
Inzwischen hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins mehrmals angehoben, was viele Häuslbauer in Bedrängnis bringt. Während im Juni vergangenen Jahres die monatlichen Ratenzahlungen für eine Familie rund 1.000 Euro betrug, sind es jetzt 1.800, wie das Morgenjournal berichtete. Man gehe jeden Monat mit mehreren 100 Euro ins Minus, erzählte ein Familienvater. Wie lange das so weiter gehen kann, wisse er nicht. Auch die vierteljährliche Sollzinszahlung hat sich auch auf 3.200 Euro erhöht. Sein Finanzberater habe ihn über die konkreten Folgen eines Anstiegs der Zinsen nie aufgeklärt.
Großer Andrang bei Arbeiterkammer
In der Arbeiterkammer langen jeden Tag mehrere Anfragen zu diesem Problem ein, erzählte Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsumentenpolitik in der Arbeiterkammer Wien. Man dürfe zwar nicht die Eigenverantwortung für eine solche Finanzierung außer Acht lassen, die Banken seien aber schon verpflichtet, zu überprüfen, ob die Person über die gesamten Laufzeit den Kredit bedienen kann, kritisiert Zgubic. Man müsse den Kreditnehmern genau vorrechnen, wie hoch die Raten bei einer möglichen Zinserhöhung ausfallen können.
Welche Möglichkeiten gibt es für Häuslbauer?
Die Banken haben mittlerweile angekündigt, den Kreditnehmern entgegenkommen zu wollen. Was können betreffende Personen aus Sicht der Expertin machen? Zum einen empfiehlt die Expertin die Laufzeit zu verlängern, um die Kreditrahmen zu senken, befristete Stundungen seien auch möglich, oder vielleicht gibt es die Option, doch auf einen Fixzins zu wechseln. Ob Maßnahmen von der Regierung notwendig sind, sei "diskussionswürdig", meint Zgubic. Angesichts der Tatsache, dass die Lebenshaltungskosten rasant gestiegen sind, seien jetzt einmal die Banken gefordert.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.