Keine Einigung bei Metaller-KV
Arbeitgeber bieten Plus von 4,1 Prozent
Im Zeichen von extrem hoher Inflation, Energiekrise und Ukraine-Krieg endete am Montag die zweite Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag (KV) 2023 in der Metalltechnischen Industrie (FMTI) ohne Ergebnis. Die Industrie bietet den Arbeitnehmern eine Steigerung der Löhne um 4,1 Prozent inklusive Möglichkeit von Gewinnbeteiligungen. Die Arbeitnehmer fordern bekanntlich 10,6 Prozent mehr und sprechen von einer „Provokation“
ÖSTERREICH. Die Arbeitnehmervertreter lehnen das Angebot als „völlig unzureichend“ ab. Schon vor der zweiten Runde hatten sie die Tonart verschärft und Betriebsversammlungen zwischen dem 19. und 21. Oktober angekündigt, sollte es zu keiner Einigung kommen. „Das Angebot ist angesichts der besonders erfolgreichen vergangenen Jahre und des aktuellen Wirtschaftswachstums eine Provokation“, sagen die beide Chefverhandler auf Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA). Die Forderung nach 10,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt bleibe weiter aufrecht. Die Betriebsräte würden diese Woche die Belegschaften bei Betriebsversammlungen informieren und vorsorglich Beschlüsse für gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen einholen.
Ausgleich ohnehin durch Entlastungspakete
Ein KV-Abschluss wie von den Gewerkschaften gefordert, würde etliche Betriebe in den Ruin treiben, warnt die Industrie: „Es ist enttäuschend, dass die Gewerkschaften nicht an sachlichen Lösungen interessiert sind. Es braucht aber gerade heuer einen Schulterschluss zwischen Staat, Betrieben und Beschäftigten. Wir ziehen alle an einem Strang und haben ein gemeinsames Interesse: die Arbeitsplätze und den Wohlstand in Österreich zu erhalten“, so Arbeitgeber-Chefverhandler Christian Knill mit Verweis auf die bereits umgesetzten Anti-Teuerungs-Maßnahmen der Bundesregierung. Diese seien einzigartig in der Geschichte der zweiten Republik und daher in der Gesamtsituation abzubilden. Nehme man die vorgeschlagenen 4,1 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung („Abgeltung der Kerninflation“) und rechne die Teuerungsmaßnahmen, die zwischen 50 und 100 Prozent der zusätzlichen Kosten für die Beschäftigten und ihre Familien abdecken, dazu, so sei das ein Teuerungsausgleich von 100 Prozent und bei vielen Menschen sogar deutlich mehr, so Knill.
Die Gewerkschaften werfen den Arbeitgebern vor, Verschlechterungen bei Arbeitszeit und Überstundenabgeltung zu planen. So sollen zum Beispiel längere Phasen mit sehr langen Arbeitszeiten (60-Stunden-Woche) möglich und die Plus- sowie Minusstundenkontingente deutlich erhöht werden.
Die Arbeitnehmer waren mit einer Forderung von plus 4,5 Prozent in die Verhandlungen gegangen, die Arbeitgeber boten ursprünglich 2,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt brutto. Die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate – traditionell die Verhandlungsbasis neben dem Produktivitätszuwachs – lag bei 1,89 Prozent. Heuer liegt sie bei 6,3 Prozent.
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