Nach "kargem KV-Angebot"
Fahrradboten beantragen Streikfreigabe bei ÖGB
Nachdem bei den Kollektivvertragsverhandlungen für die Fahrradbotinnen und Boten auch in der vierten Gesprächsrunde keine Einigung erzielt werden konnte, bahnt sich nun ein Arbeitskampf bis hin zum Streik an. Wie die Gewerkschaft vida am Dienstag in einer Aussendung bekannt gab, wolle man sich die Streikfreigabe vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) einholen, um den Arbeitgebern den "Ernst der Lage jetzt mit drastischeren Mitteln" zu verdeutlichen.
ÖSTERREICH. Wie die Gewerkschaft am Dienstag erklärte, habe das Angebot der Arbeitgeberseite zuletzt 5,8 Prozent betragen. Das decke jedoch "nicht einmal" die rollierende Inflation in Höhe von 8,7 Prozent ab. Es sei nicht einzusehen, dass "Beschäftigten, die bei jedem Wetter mit durchschnittlich 15.000 geradelten Kilometern im Jahr einmal die halbe Erdkugel umkreisen", nicht einmal ein voller Teuerungsausgleich vergönnt werde, kritisiert Toni Pravdic, KV-Verhandlungsleiter der Gewerkschaft.
Streikfreigabe wird eingeholt
Markus Petritsch, Vorsitzender des Fachbereichs Straße in der Gewerkschaft vida, kritisiert, dass sich die Arbeitgeber in der letzten Verhandlungsrunde "keinen Millimeter" bewegt hätten, weshalb die Betriebsrätinnen und -räte der Branche bei einer Konferenz am Montag einstimmig Arbeitskampfmaßnahmen bis hin zum Streik beschlossen haben. Die Gewerkschaft vida wurde von den Delegierten der Konferenz daher beauftragt, beim ÖGB die Streikfreigabe zu beantragen. Petritsch weist darauf hin, dass die Gewerkschaft jederzeit verhandlungsbereit sei, sofern die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihr "karges Angebot" nachbessern wollen.
Monatslohn befindet sich "knapp an der Armutsgrenze"
Die Fahrradbotinnen und -boten müssten nach zwei Jahren extremer Teuerung ihre laufenden Rechnungen für Energie, Wohnen und Lebensmittel bezahlen, betont Pravdic. "Bei der Forderung nach einer Teuerungsabgeltung für die Fahrradbotinnen und -boten reden wir nicht von Luxus oder von Geld auf die Seite legen. Wir reden hier vielmehr davon, dass Arbeit nicht arm machen darf und ein gutes Leben ermöglichen soll", so der Verhandlungsführer, der in diesem Zusammenhang darauf hinweist, dass der Monatslohn in dieser "Niedrigentlohner-Branche" lediglich 1.730 Euro brutto bei einer 40-Stunden-Woche betrage. Damit befänden sich die Fahrradbotinnen und -boten knapp an der aktuellen Armutsgrenze, die in Österreich knapp 1.400 ausmacht.
"Ernst der Lage verdeutlichen"
"Leistung muss sich wieder lohnen!", betont Pravdic. Daher müsse die Gewerkschaft jetzt zu drastischen Mitteln greifen, um den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern den "Ernst der Lage" zu verdeutlichen. Dafür habe die Gewerkschaft auch den vollen Rückhalt der Belegschaft, wie er abschließend erklärt.
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