Abwanderung oder Billigfluglinie
Fronten im AUA-Streit verhärten sich

Der Streik um einen neuen Kollektivvertrag (KV) bei den Austrian Airlines (AUA) eskaliert zunehmend: Nachdem am Donnerstag und Freitag 400 Flüge aufgrund eines Streiks ausfallen, kritisierte AUA-Vorstandsvorsitzende Annette Mann, dass die Forderungen der Gewerkschaft "absolut unrealistisch" seien.  | Foto: Austrian Airlines_Patrick Huber
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  • Der Streik um einen neuen Kollektivvertrag (KV) bei den Austrian Airlines (AUA) eskaliert zunehmend: Nachdem am Donnerstag und Freitag 400 Flüge aufgrund eines Streiks ausfallen, kritisierte AUA-Vorstandsvorsitzende Annette Mann, dass die Forderungen der Gewerkschaft "absolut unrealistisch" seien.
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Der Streik um einen neuen Kollektivvertrag (KV) bei den Austrian Airlines (AUA) eskaliert zunehmend: Nachdem am Donnerstag und Freitag 400 Flüge aufgrund eines Streiks ausfallen, kritisierte AUA-Vorstandsvorsitzende Annette Mann, dass die Forderungen der Gewerkschaft "absolut unrealistisch" seien. Sie warnte davor, dass ein zu hoher KV-Abschluss dazu führen könnte, dass man die AUA "neu denken" müsse. Neben einer Verknappung des Streckenangebots stellte sie auch eine Abwanderung der AUA aus Wien in den Raum. Gewerkschaftschef Roman Hebenstreit konterte, dass man es nicht zulassen werde, dass die AUA zu einer Billigairline verkomme. 

ÖSTERREICH. 17 Verhandlungsrunden brachten bisher keinen neuen Kollektivvertrag für das Bordpersonal der AUA. Am Gründonnerstag und Karfreitag kommt es daher zu einem 36-stündigen Streik der Belegschaft. Auch wenn man nicht streiken wolle, treibe die AUA die Arbeitnehmerinnen und -nehmer in den Arbeitskampf, wie vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart noch am Dienstag erklärte. Ursprünglich gab man der Fluglinie noch bis Mittwochnacht Zeit, um den angekündigten Streik abzuwenden, das AUA-Management bestätigte die Flugausfälle allerdings bereits, da man die Kundinnen und Kunden "nicht bis zur letzten Minute in der gewerkschaftlichen Verunsicherung lassen" möchte, zitierte "ORF Wien". 

Forderungen der Gewerkschaft

Bereits vergangene Woche gab die AUA bekannt, dass man zuletzt ein Angebot vorlegte, dass eine Gehaltserhöhung von bis zu 18 Prozent für Flugbegleiter und Piloten sowie ein Plus von bis zu 28 Prozent für Co-Piloten vorsah. Dabei handle es sich laut der Fluglinie um einen der höchsten KV-Abschlüsse in Österreich. Die Gewerkschaft ortet darin hingegen "Zahlenspielereien", da das Angebot in Wahrheit nicht einmal die rollierende Inflation ausgleichen würde. 

Die AUA bietet aktuell eine Gehaltserhöhung von bis zu 18 Prozent für Flugbegleiter und Piloten sowie ein Plus von bis zu 28 Prozent für Co-Piloten. | Foto: alexcheban for Austrian Airlines
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Die Gewerkschaft vida fordere hingegen für leitende Flugbegleiter eine Erhöhung von 16,94 bis 17,28 Prozent, für Flugbegleiter 19,4 bis 26,04 Prozent und für Co-Piloten ein Plus von 37,22 bis 49,48 Prozent, wie der "Kurier" am Dienstag berichtete. Zudem sollen dem Bord-Personal in den ersten fünf Dienstjahren 35 Urlaubstage zur Verfügung stehen. Ab dem sechsten Dienstjahr soll sich die Anzahl auf 42 erhöhen, wobei man ab dem 25. Dienstjahr auch einen jährlichen Sonderurlaub zwischen vier und acht Tagen fordere. Auch die Abfertigung soll laut "Kurier" nach zehn Dienstjahren 30 Monatsbezüge – zusätzlich zur gesetzlichen Abfertigung – betragen. Nach 19. Dienstjahren fordere man 36 Monatsbezüge und nach 24 Dienstjahren insgesamt 39 Monatsbezüge. 

Zudem soll die Gewerkschaft für die Belegschaft der Crew-Hotels eine 24-stündige Einnahmemöglichkeit von Mahlzeiten sowie Kühlmöglichkeiten für Lebensmittel fordern. Weiters sollen die Zimmer keine Durchgangstüren mehr aufweisen sowie ein Zugang zu Pool- und Fitnessbereich für die Belegschaft bewerkstelligt werden. 

AUA: "Absolut unrealistische" Forderungen

Die AUA-Vorstandsvorsitzende Annette Mann erklärte am Dienstagabend in der "ZiB2", dass man der Gewerkschaft "irgendwie zu vermitteln" versuche, dass die Forderungen "absolut unrealistisch" seinen und weit über der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Fluglinie liegen würden. Die AUA habe im Jahr 2023 zwar ein Rekordergebnis erzielt, allerdings müsse die Gewerkschaft "die Kirche im Dorf" lassen, da es den Rekord nur gebe, weil die Jahre zuvor so schlecht ausgefallen seien. Schlussendlich sei nur eine fünfprozentige Marge hinausgesprungen, womit "keine Bäume in den Himmel" wachsen würden. Die AUA-Vorstandsvorsitzende erklärte zudem, dass die Fluglinie mehr als drei Milliarden Euro in die Flotte investieren müsse, die "nicht mehr die aller jüngste" sei. 

Kannst du den AUA-Streik nachvollziehen?

Wie Mann weiter ausführte, sei man mit einer rollierenden Inflation von 6,8 Prozent konfrontiert, wobei die AUA bereits "einen ganzen Prozentpunkt" draufgelegt habe. Um Planungssicherheit zu haben, versuche die Fluglinie einen Lohnabschluss über zwei Prozent abzuschließen, weshalb man auch ohne weitere Verhandlungen die Inflation für das kommende Jahr abdecken wolle. Weitere drei Prozent habe die AUA für eine höhere Dienstplanflexibilität geboten, bei vier Prozent würde es sich um Bonusregelungen handeln, die bei einer Gewinnmarge des Unternehmens von acht Prozent greifen würden. Somit ergebe sich ein Plus von 18 Prozent für Flugbegleiter und Piloten, wobei man Co-Piloten sogar 28 Prozent biete. Seit dem ursprünglichen Angebot von plus 4,5 Prozent habe sich die AUA also "deutlich bewegt", so Mann.

AUA könnte durch Billigfluglinie ersetzt werden

Die AUA-Vorstandsvorsitzende erklärte, dass sie bisher bei keiner der 17 Verhandlungsrunden dabei war, da für die Gespräche ein eigenes Team zusammengestellt wurde. "Wenn Gesprächsbedarf besteht, stehe ich jederzeit bereit, aber mich hat jetzt auch noch keiner angerufen", so Mann. Einen Vergleich mit der Muttergesellschaft Lufthansa wollte die Vorstandsvorsitzende nicht zulassen. Die AUA habe andere Arbeitsverträge und andere Arbeitsbedingungen, insofern würden hier "einfach Äpfel mit Birnen verglichen" werden. 

Die AUA habe bis Dienstagnachmittag alles versucht, um den Streik abzuwenden, so Mann. Der Schaden belaufe sich für die Fluglinie auf 20 Millionen Euro. "So wie sich die Gewerkschaft das vorstellt, geht das nicht", erklärte sie und warnte, dass man je nach Ergebnis der Verhandlungsrunden die AUA "neu denken" müsse. Auf die Frage, was das genau bedeuten würde, führte Mann aus: "Je höher der Abschluss, desto mehr unprofitable Strecken". Letztlich könnte es so weit kommen, dass der Lufthansa-Konzern das Hub Wien mit günstigeren Airlines befliegen werden müsse.

"So wie sich die Gewerkschaft das vorstellt, geht das nicht", erklärte die AUA-Vorstandsvorsitzende Anette Mann und warnte, dass man je nach Ergebnis der Verhandlungsrunden die AUA "neu denken" müsse.  | Foto: Martin Krachler
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"Zum Streiten gehören immer zwei"

Am Mittwochmorgen äußerte sich vida-Gewerkschaftschef Roman Hebenstreit im "Ö1-Morgenjournal" zu den KV-Streitigkeiten, wobei er sich zunächst bei den Fluggästen für die Ausfälle entschuldigte. Es sei bedauerlich, dass das AUA-Management die Gewerkschaft zu dieser Maßnahme gezwungen habe, "aber zum Streiten gehören immer zwei". Man habe es mit einem Management zu tun, das Prämien kassiert, wenn den Beschäftigten Lohnbestandteile vorenthalten werden", so Hebenstreit. In so eine Situation helfe kollektives Bitten nicht.

Angesprochen darauf, dass Co-Piloten der AUA bereits jetzt 70.000 Euro brutto im ersten Jahr als Grundgehalt verdienen, entgegnete er: "Man kann sich über Einkommenshöhen unterhalten - vielleicht auch darüber, dass der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende einen Gehaltsdeckel von 11 Millionen Euro im Jahr hat". Bedenke man aber die Verantwortung, die eine Airline-Besatzung für "Leib und Leben" von bis zu 330 Passagieren hat, könne man gerne über den Wert der Arbeit diskutieren. "Fakt ist, wir sind aus österreichischer Sicht einfach in der Situation, dass es im Vergleich zum Lufthansa-Konzern eklatante Ungleichheiten gibt. Von bis zu 40 Prozent Unterschied reden wir hier", so Hebenstreit.

"Fakt ist, wir sind aus österreichischer Sicht einfach in der Situation, dass es im Vergleich zum Lufthansa-Konzern eklatante Ungleichheiten gibt. Von bis zu 40 Prozent Unterschied reden wir hier", kritisiert vida-Gewerschaftschef Roman Hebenstreit. | Foto: Nick Herasimenka/Unsplash
  • "Fakt ist, wir sind aus österreichischer Sicht einfach in der Situation, dass es im Vergleich zum Lufthansa-Konzern eklatante Ungleichheiten gibt. Von bis zu 40 Prozent Unterschied reden wir hier", kritisiert vida-Gewerschaftschef Roman Hebenstreit.
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"Werden nicht zulassen, dass AUA zur Billigairline verkommt"

Nachdem zuletzt auch Günther Ofner, Vorstand der Flughafen Wien AG und Luftfahrtchef der Wirtschaftskammer, der Gewerkschaft vorwarf, die "gerade erst gesundete Branche nach der Pandemie" mit Streiks und Forderungen massiv zu gefährden, konterte Hebenstreit, dass der Lufthansa-Konzern 2,7 Milliarden Euro Gewinne mache, die Aktionäre "in üppigem Ausmaß mit Dividenden" bediene und Manager mit Prämien behafte. Die Belegschaft der AUA bleibe letztendlich über. Es sei nicht akzeptabel, dass "alleine die rot-weiß-rote Flagge auf der Heckflosse einer Maschine darüber entscheide, ob man sich mit weniger Einkommen zufriedengeben müsse. 

Die Warnungen von Anette Mann, wonach die AUA in ihrer jetzigen Form keine Zukunft mehr habe, sollte sich die Gewerkschaft mit ihren Forderungen durchsetzen, bezeichnete der vida-Chef als "zynisch". Schließlich dürfe man nicht vergessen, dass die österreichischen Steuerzahlerinnen und -zahle die Airline "mit Millionen durch die Krise gebracht" hätten. Es habe zudem Beschäftigte gegeben, die während der Pandemie auf ihr Gehalt verzichtet haben und andere Jobs annehmen mussten, "um das Leben fristen zu können". Dass man jetzt davon rede, dass man die AUA fallen lasse, könne er nur so bewerten, dass, "wenn man 17 Verhandlungsrunden keine Bewegung verspürt und bei einem zynischen Angebot weit unter der Inflation beginnt", der Lufthansa-Konzern mit Österreich wohl was anderes vorhabe und ohnedies den Plan verfolge, "die AUA zu einer Billigairline verkommen zu lassen". Das werde man nicht akzeptieren. 

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