Spieleentwicklung
Gaming-Wirtschaft in Österreich wächst kräftig an

- In den vergangenen Jahren erlebte die Gaming-Wirtschaft in Österreich ein klares Branchenwachstum, hohe Exportquoten und zahlreiche Innovationen. (Symboldbild)
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Spätestens seit der Corona-Pandemie ist Österreichs Gaming-Wirtschaft im Aufschwung. "Nie zuvor hat eine so große Zahl heimischer Entwickler zum Erfolg internationaler Top-Games aber auch zur digitalen Transformation der österreichischen Wirtschaft beigetragen", erklärte der Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Um die Branche weiter zu stärken und zukunftsfähig zu machen, wandte sich der Fachverband mit konkreten Forderungen an die Politik.
ÖSTERREICH. In den vergangenen Jahren erlebte die Gaming-Wirtschaft in Österreich ein klares Branchenwachstum, hohe Exportquoten und zahlreiche Innovationen. Laut der am Dienstag vorgestellten "Game Development Studie 2024" sind derzeit 149 Unternehmen aktiv in der Spieleentwicklung tätig – ein Zuwachs von 71,3 Prozent gegenüber der Vergleichsstudie aus dem Jahr 2018. Die wirtschaftliche Bedeutung der Branche nimmt ebenfalls zu: Im letzten Jahr erwirtschafteten die österreichischen Spieleentwicklerinnen und -entwickler einen Gesamtumsatz von 188,7 Millionen Euro. Zudem sichert jeder Arbeitsplatz in einem Spielentwicklungsunternehmen mehr als einen weiteren Arbeitsplatz in Österreich ab. Insgesamt initiiert die Branche etwa 2.260 Arbeitsplätze direkt oder indirekt.
"Junge und dynamische Branche"
Das Game Development in Österreich sei eine "junge und dynamische Branche", die in Österreich "vorwiegend von kleinen und kleinsten Unternehmen, mit überdurchschnittlich jungen, gut ausgebildeten und hoch motivierten Fachkräften" geprägt sei, erklärte So-Studienautor Wolfgang Koller vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI). Der Studie zufolge sind 48 Prozent aller Spieleentwicklerinnen und -entwickler in Österreich unter 35 Jahre alt, und zehn Prozent sogar jünger als 24 Jahre. Der Anteil der über 45-Jährigen liegt hingegen bei nur acht Prozent. Rund 80 Prozent der Beschäftigten in der Branche haben einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss.
Wie der Fachverband erklärte, werden Game-Development-Schwerpunkte bereits in der Ausbildung gesetzt. Universitäten, Fachhochschulen oder Höhere Technische Lehranstalten würden dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Insgesamt gibt es in Österreich 25 Hochschulangebote für Spieleentwicklung, wobei die Schwerpunkte in Puch bei Salzburg, Hagenberg in Oberösterreich, Wien (etwa zu Software-Engineering und Web-Development), und Kärnten (Klagenfurt) liegen. Alleine Puch und Hagenberg bilden rund 50 Prozent an Absolventinnen und Absolventen der Gaming Branche aus.

- 85 Prozent der österreichischen Unternehmen entwickelten Spiele zu Unterhaltungszwecken. (Symbolbild)
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Entertainment und "Serious Games"
Die Unternehmen der heimischen Spieleentwicklerinnen und -entwickler bringen die unterschiedlichsten Produkte hervor, wie die "Game Development Studie 2024" zeigt. 85 Prozent der Unternehmen entwickelten im Studienzeitraum Spiele zur Unterhaltung, während 30 Prozent der Spiele Bildungszwecken dienten. Auch sogenannte "Serious Games", die über die Unterhaltung hinaus auch Lernen oder die Bewusstseinsschärfung für soziale Themen wie Umwelt, Klima oder Konfliktvermeidung zum Ziel haben, werden zunehmend entwickelt (29 Prozent). Anders als Entertainment-Spiele entstehen Serious Games überwiegend durch Aufträge oder Kooperationen der öffentlichen Hand (Länder und Gemeinden, Regierungsstellen, Ministerien oder Behörden). Auch Museen, Forschungseinrichtungen, NGOs oder Kirchen lassen Serious Games konzipieren, um ihre Anliegen spielerisch zu vermitteln.
Vor allem Computerspiele und Mobil-Games für Smartphones und Tablets dominieren die Produktion. AR (Augmented Reality) und VR (Virtual Reality) spielen laut Studie für 20 bzw. 35 Prozent der Unternehmen eine wichtige Rolle.
Standort Österreich zukunftsfit machen
Alfred Harl, Obmann des Fachverbands UBIT, sprach von einem "positiven Wachstum", merkte jedoch an, dass weiterhin Handlungsbedarf bestehe. Neben einem Mangel an aktiver Politik für Spieleentwicklerinnen und -entwickler gebe es auch Defizite bei den Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten. Um den Standort zukunftsfit zu machen, benötige es laut Harl daher Innovationen im heimischen IT-Bereich. Er forderte daher unter anderem zwei verpflichtende Informatikstunden pro Woche in allgemeinbildenden höheren Schulen sowie die Schaffung eines eigenen Ministeriums für Digitalisierung. Zudem müsse die Politik an weiteren Schrauben drehen: "Von der Ausbildung über die Attraktivität zum Schutz vor Abwanderung bis zum Erhalt von wertvollen Schlüsselkräften."

- Wolfgang Koller (Co-Studien vom IWI), Reanne Leuning (AUSSENWIRTSCHAFT-Creative Industries), Alfred Harl (Obmann Fachverband UBIT) und Martin Filipp (Pioneers) bei der Studienpräsentation in Wien. (v.l.n.r.)
- Foto: Caro Strasnik
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Martin Filipp vom Verband Pioneers of Game Development Austria (PGDA) betonte, dass das Fehlen alternativer Finanzierungsmodelle ein großes Hemmnis für das Wachstum der Branche darstelle: "Organisches Wachstum einhergehend mit Eigenfinanzierung ist Realität sowie Hemmschuh der lokalen Industrie." Er schlug vor, spezielle Fonds einzurichten, die durch anteilige Gewinnrückzahlungen der Unternehmen finanziert werden. Diese Art der Förderung sei in skandinavischen Ländern wie Finnland bereits erprobt.
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