Josef Sommer: „Wir leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge“

Foto: Sabine Miesgang
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ÖSTERREICH. Früher war eine Kur wie ein gemütlicher Urlaub, nur dass man halt zwischendurch zur ärztlichen Behandlung musste. Aber diese Zeiten sind vorbei, wie uns Josef Sommer erklärt. Sommer ist der neue Präsident des Österreichischen Heilbäder- und Kurorteverbands. „Die Kur ist heute kein Umfeld mehr für Leute, die es sich auf Kosten der Allgemeinheit gut gehen lassen wollen“, so Sommer. „Sie ist für Menschen, die ihren Lebensstil ändern müssen oder wollen, damit sie ihre Arbeit und ihren Alltag weiterhin bewältigen können.“

Keine "Freitickets" mehr

Im Durchschnitt gehen 1,45 Prozent der Bevölkerung pro Jahr auf Kur. Die Pensionsversicherung (nicht die Krankenkasse) zahlt die Kur. Ein Antrag auf eine Kur ist kein Freifahrschein. Nur jeder zweite Antrag wird bewilligt. Sommer: „Die Pensionsversicherung hat hier eine Vielzahl von Voruntersuchungen und Leistungskontrollen eingeführt. Die Chefärzte genehmigen eine Kur nur dann, wenn klare medizinische Gründe vorliegen.“ Auf der Kur selbst werden die Gäste rundum betreut, um ihr Leben zu ändern.

Das Pensionsalter erreichen

Sommer hat vor diesem Hintergrund ein klares Ziel: „Durch die Kur soll ein Versicherter sein reguläres Pensionsalter erreichen. Ein dreiwöchiger Kuraufenthalt leistet so für die Volkswirtschaft einen erheblichen Nutzen. Denn jede einzelne Frühpension belastet das Budget“.

Selbstbehalt für Kurgäste

Apropos Budget: Seit Ende der 1990er müssen Kurgäste, die mehr als 872 Euro im Monat netto verdienen, Selbstbehalte leisten. Sommer will über seinen Verband aber auch verstärkt Menschen ansprechen, die auf vollständig eigene Kosten auf Kur gehen wollen. „Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Prävention und zur Gesundheitsvorsorge.“

75 Kurorte und 116 Betriebe

Österreich zählt 75 Kurorte mit 116 Kurbetrieben, die den Kriterien des Verbandes und der Pensionsversicherung entsprechen. Die meisten Kurorte liegen in ländlichen oder suburbanen Regionen. Sommer: „Für viele Orte sind die Kurbetriebe ein wirtschaftlicher Motor geworden, weil die Gäste ja Sport betreiben oder einkaufen gehen. Durch den Kurbetrieb entsteht neuer Schwung.“

Wertschöpfung von 418 Millionen Euro pro Jahr

Das belegen auch die Zahlen: Die Kur ist mit jährlich rund 3,5 Millionen Übernachtungen inzwischen ein unverzichtbarer Faktor für die heimische Tourismusbranche. Die 116 Kurbetriebe zählen 13.115 Betten und erzielten zuletzt eine Wertschöpfung von 418 Millionen Euro pro Jahr.

Jobs durch Kurbetriebe

„Die Kurbetriebe sind ein wichtiger Arbeitgeber“, so Sommer. Derzeit sind laut seinen Angaben 7.750 Personen in der Branche beschäftigt. Und es werden ständig neue Mitarbeiter gesucht. „Wir haben Engpässe im therapeutischen Bereich“, berichtet Sommer. „Und wir suchen zudem laufend Fachärzte beziehungsweise Kurärzte. Da es keine spezifische Kurarztausbildung mehr gibt, bieten wir in den Betrieben auch entsprechende Fortbildungsmaßnahmen für die Mediziner an.“ Sommer selbst war übrigens noch nie auf Kur. Kein Wunder: Er ist in Top-Form, denn Laufen zählt zu seinen Hobbys.

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