Über 100 Berufe betroffen
Liste an Mangelberufen für 2023 lang wie nie

Der Fachkräftemangel befindet sich in Österreich aktuell auf einem Rekordniveau. Das spiegelt sich in der nun vom Wirtschafts- und Arbeitsministerium herausgegebenen Mangelberufsliste wider.
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Die Liste der Mangelberufe, also jener Berufe, in denen es an Fachkräften fehlt, ist für 2023 so lang wie nie zuvor. Sie beinhaltet aktuell 100 bundesweite sowie 58 regionale Berufe. Neu auf der Bundesliste befinden sich etwa Elektromechaniker, Diplomingenieure für das Bauwesen und Speditionsfachleute. Die Rekordliste des Arbeitsministeriums sorgte auch für heftige Kritik.

ÖSTERREICH. Der Fachkräftemangel befindet sich in Österreich aktuell auf einem Rekordniveau. Das spiegelt sich in der nun vom Wirtschafts- und Arbeitsministerium herausgegebenen Mangelberufsliste wider, wie die Austria Presse Agentur (APA) berichtete. Diese ist für 2023 so lang wie nie zuvor und beinhaltet insgesamt 100 bundesweite und 58 regionale Berufe – eine Rekordzahl, wie Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) erklärte. Für die auf der Liste befindlichen Berufe gibt es erleichterte Zugangsbedingungen für die Rot-Weiß-Rot-Karte – das Arbeitsministerium will damit dem österreichischen Fachkräftemangel entgegenwirken.

Besonders akut ist der Mangel laut dem Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) im Sozial- und Gesundheitsbereich. | Foto: Christopher Dunker/BKA
  • Besonders akut ist der Mangel laut dem Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) im Sozial- und Gesundheitsbereich.
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Rekordliste mit neuen Berufen

Besonders akut ist der Mangel laut dem Arbeitsminister im Sozial- und Gesundheitsbereich – "da wurde die Liste nochmals erweitert", so Kocher. Auch im Bereich Gastronomie und Tourismus sowie im technischen- und im Handwerksbereich gab es laut Kocher Erweiterungen.

Neu auf der Liste scheinen laut Arbeitsministerium etwa Elektromechanikerinnen und -mechaniker, Diplomingenieurinnen und -ingenieure fürs Bauwesen sowie Speditionsfachleute auf. Auch der Bedarf an Buchhalter*innen oder Krankenpfleger*innen kann in Österreich nicht gedeckt werden.

Längste regionale Liste in Oberösterreich

Die Liste der regionalen Mangelberufe führt Oberösterreich mit 44 länderspezifischen Berufen an. Platz zwei belegt Salzburg (26), gefolgt von Steiermark (17), Tirol und Vorarlberg mit jeweils 12 und Niederösterreich mit sieben Mangelberufen. In Wien gibt es lediglich zwei und im Burgenland sowie in Kärnten jeweils nur einen Mangelberuf.

Bessere Arbeitsbedingungen statt Arbeitskräfte aus dem Ausland

Die Veröffentlichung der Mangelberufsliste 2023 sorgte auch für heftige Kritik. Mit der Rot-Weiß-Rot-Karte und der erweiterten Mangelberufsliste würden vollkommen falsche Anreize gesetzt, so etwa der Vorsitzende der Gewerkschaft vida Roman Hebenstreit. "Branchen, die sich nicht um Personalvorsorge kümmern, werden belohnt." Kocher habe noch immer nicht erkannt, dass die Arbeitsbedingungen zu verbessern sind, anstatt Arbeitskräfte aus dem Ausland zu holen, die für wenig Geld bereit sind, alles zu tun.

"Wenn das so weiter geht, gibt es bald keinen Beruf mehr, der nicht auf dieser Liste steht", erklärte ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann via Aussendung. Und SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch betonte: "Wenn sich innerhalb der ganzen Europäischen Union, wo ja bekanntlich die Arbeitnehmer- und Arbeitnehmerinnenfreizügigkeit gilt, keine einzige Person findet, die einen Job annehmen will, dann hapert's wohl an den Bedingungen, zu denen der Job angeboten wird."

Debatte um Arbeitserlaubnis für Asylwerber

Indessen hat sich eine Debatte um eine raschere Arbeitsmöglichkeit für bestimmte Asylwerber aufgetan. Jene Menschen, deren Asylverfahren noch am Laufen sei, die aber gute Chancen hätten, in Österreich bleiben zu können, sollten eine Arbeitserlaubnis erhalten, forderte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Aus dem Innenministerium folgte prompt eine Absage. Man dürfe hier keine neuen Anreize schaffen, so Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Asylmissbrauch müsse verhindert und dürfe nicht befeuert werden, betonte Karner.

Unterstützung für Ludwig kam aus Tirol. So schlug Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser etwa vor, dass man Asylwerber nach drei oder sechs Monaten zum Arbeitsmarkt zulassen könne. Denn es sei eine "totale Farce", wenn man davon spreche, dass Menschen aus dem Ausland jemandem in Österreich einen Arbeitsplatz wegnehmen würden. "Wenn das AMS eine Stelle nicht besetzen kann, wo liegt dann das Problem, jemanden aus dem Ausland zu holen?", fragte der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident.

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