Hohe Belastung
Nachteile für Lehrer bei frühem Berufseinstieg

60 Prozent der Lehramt-Masterstudierenden unterrichten neben dem Studium, wodurch sich der Studienabschluss verzögert und die Freude abnimmt. | Foto: Hoverstock (YAYMicro)
3Bilder
  • 60 Prozent der Lehramt-Masterstudierenden unterrichten neben dem Studium, wodurch sich der Studienabschluss verzögert und die Freude abnimmt.
  • Foto: Hoverstock (YAYMicro)
  • hochgeladen von Ingo Till

Um den Lehrkräftemangel an den Schulen zu decken, unterrichten vielerorts Lehramt-Studierende. Das hat teils schwerwiegende Folgen für die Studierenden, wie eine längere Studiendauer oder sich nicht vorstellen zu können, den Job jahrzehntelang auszuüben, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Wien. An der repräsentativen Umfrage haben 1.635 Lehramtsstudierende aus ganz Österreich teilgenommen.

ÖSTERREICH. Fast 60 Prozent der Masterstudierenden im Lehramt unterrichten bereits nebenbei. Im Bachelor-Studium ist es rund ein viertel. Studienleiterin Nele Kampa vom Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität Wien weiß um die Auswirkungen bescheid: "Die Studierenden sind sehr belastet. Sie studieren, sie unterrichten – 16 Stunden pro Woche im Schnitt und kommen auf 33 Stunden Arbeitsaufwand pro Woche. Das ist enorm für einen Nebenjob bei einem Studium und führt zu dementsprechenden Verzögerungen beim Studium, aber auch, dass sie sich nicht so sehr auf das Studium konzentrieren können, wie es vielleicht gut wäre." 

Die Studierenden unterrichten vor allem in Volks- und Mittelschulen, um den Lehrkräftemangel einzudämmen. | Foto: Zsolnai Gergely_Fotolia.com
  • Die Studierenden unterrichten vor allem in Volks- und Mittelschulen, um den Lehrkräftemangel einzudämmen.
  • Foto: Zsolnai Gergely_Fotolia.com
  • hochgeladen von Kerstin Reinprecht

Studierende unterrichten, was sie nicht belegt haben

Unterrichtet wird großteils an Volks- und Mittelschulen, nicht selten in Fächern, die sie selbst gar nicht belegt haben. "Es gibt Fächer in denen die Studierenden besonders hoch fachfremd unterrichten. Zum Beispiel ist es so, dass in Bewegung und Sport, Informatik, technischen Werken die Hälfte derer, die in diesen Fächern unterrichten, fachfremd unterrichten", meint Kampa. In Deutsch seien es rund 20 Prozent, in Mathematik 29 und in Englisch 15 Prozent. Das würde zu einem noch größeren Arbeitsaufwand führen, da mehr Vorbereitungsarbeit erfolgen muss, um in einem Fach zu unterrichten, das man im Studium nie belegt habe, meint die Expertin. 

Im Vergleich zu anderen Lehramtsstudierenden, deren Nebenjob nicht das Unterrichten an einer Schule ist, zeigt sich, dass sie rund 2,5 Semester früher fertig sind. Zudem absolvieren Studierende, die schon unterrichten nur halb so viele Prüfungen und verlieren schneller die Freude daran. 

Klare Regelungen notwendig

Kampa wünscht sich daher eindeutige Regelungen für Studierende, die nebenbei bereits als Lehrkräfte tätig sind: "Regelungen dazu, ob fachfremd – ja oder nein. Als Stimme aus der Bildungsforschung würde ich natürlich sagen, dass Personen die noch nicht fertig ausgebildet sind, fachfremd unterrichten sollten. Wenn überhaupt sollten sie in ihrem eigenen Fach unterrichten." Auch müsse man festlegen wieviele Stunden die arbeitenden Studierenden im Klassenzimmer verbringen sollen. 

Der frühe Berufseinstieg hat zur Folge, dass sich die Hälfte nicht vorstellen kann bis zur Pension zu unterrichten. | Foto: Pixabay
  • Der frühe Berufseinstieg hat zur Folge, dass sich die Hälfte nicht vorstellen kann bis zur Pension zu unterrichten.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von Philipp Belschner

Der Einsatz Studierender kann zwar beim aktuellen Lehrermangel helfen, gibt aber wenig Hoffnung für die Zukunft. Die Ergebnisse verdeutlichten nämlich auch, dass jene, die schon früh arbeiten, aufgrund der persönlichen Belastung, wieder den Job an den Nagel hängen. Nur rund die Hälfte der Einsteigerinnen und Einsteiger kann sich vorstellen, bis zur Pension als Lehrkraft zu arbeiten. Rund zehn Prozent wollen den Beruf sogar nur fünf Jahre lang ausüben.

Vier bis sechs Jahre Mindeststudiendauer

Grundsätzlich dauert die Lehrausbildung vier Jahre im Bachelor und bei Volksschullehrerinnen und Volksschullehrern aus einem, bei Lehrerinnen und Lehrern der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS) aus zwei Jahren Masterstudium. Nach Dienstantritt folgt eine zwölfmonatige Induktionsphase, bei der von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen in die Berufspraxis eingeführt wird.

Das könnte dich auch interessieren:

Pensionierungswelle bei Lehrern erreicht Höhepunkt
So kompensiert Bildungsminister den Lehrermangel
Lehrervertreter kritisieren "Chaos" zum Schulstart

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.