Appell an Arbeitgeber
ÖGB-Katzian warnt vor Streiks in mehreren Branchen
ÖGB-Chef Wolfgang Katzian betonte am Freitag vor den streikenden Mitarbeitern des EVVA-Werks in Wien die uneingeschränkte Solidarität aller Gewerkschaften im Hinblick auf den laufenden Arbeitskampf der Beschäftigten in der Metallindustrie. Neue Proteste drohen demnach in mehreren Branchen.
ÖSTERREICH. In der Sozialwirtschaft fanden nach der gescheiterten zweiten Verhandlungsrunde der Kollektivverträge Freitag nun die ersten Kampfmaßnahmen statt. Die Metaller haben schon sieben Verhandlungsrunden durchlaufen und weiteten ihre Streiks diese Woche aus. Im Handel gibt es auch noch keine Einigung auf einen neuen Kollektivvertrag. Die Zeichen deuten auf Streik.
Vor diesem Hintergrund appellierte Katzian an die Arbeitgeber eine Kollektivvertragseinigung auf Basis der rollierenden Inflation zu finden - sonst könnte es zu Protestmaßnahmen von Handel, Metallindustrie und den Sozialberufen kommen, die bis zu 900.000 Arbeitnehmer umfassen.
Über 100.000 Mitarbeiter an Streiks beteiligt
Die Entscheidung, den Betrieb des Sicherheitstechnik-Herstellers EVVA als Ort des öffentlichkeitswirksamen Protests zu wählen, wurde getroffen, da Stefan Ehrlich-Adám, der Geschäftsführer des Unternehmens, gleichzeitig als Chefverhandler der Arbeitgeber im Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI) agiert, welcher 135.000 Mitarbeiter umfasst. Insgesamt haben sich zuletzt mehr als 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Metallindustrie direkt an den Streiks beteiligt, die aufgrund der ausstehenden Einigung über den Kollektivvertrag für 2024 (gültig ab November 2023) stattfinden. Diese Informationen wurden gestern von den Gewerkschaften gegenüber der APA (Austria Presse Agentur) bekannt gegeben.
Zugeständnisse angekündigt
Die Arbeitnehmervertreter von PRO-GE und GPA fordern auf dem Verhandlungstisch eine Erhöhung der Bruttolöhne und -gehälter um 10,6 Prozent. Die Verhandlungen begannen am 25. September mit der Forderung nach einer Erhöhung von 11,6 Prozent. Die Arbeitgeber haben laut eigenen Angaben im Durchschnitt 8,2 Prozent Lohnerhöhung angeboten, wobei für die unteren Beschäftigungsgruppen sogar bis zu zwölf Prozent geboten wurden. Einige dieser Erhöhungen sollten jedoch in Form von Einmalzahlungen erfolgen, was von den Gewerkschaften abgelehnt wurde. Die Industrie signalisierte jedoch die Bereitschaft zu einer Überarbeitung des Angebots, vorausgesetzt, es gibt entsprechende Zugeständnisse im Rahmenrecht, beispielsweise bei Überstunden. Die Verhandlungen werden am Donnerstag in der achten Runde in der Wirtschaftskammer in Wien fortgesetzt.
Derzeit finden auch Verhandlungen über die Indexanpassung im Handel und den Sozialberufen statt. Am Mittwoch wurde eine Einigung mit den Beamten erzielt, die im Durchschnitt eine Erhöhung von 9,15 Prozent erhalten. Vor dem Start der Verhandlungsrunde für die Metallindustrie, die traditionell die Herbstlohnrunde einleitet, wurde bereits eine Vereinbarung über die Pensionserhöhung für 2024 getroffen. Diese beläuft sich auf 9,7 Prozent.
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