Keine Leitung nach Österreich
OMV will Gas aus dem Schwarzmeer fördern

Die OMV gab am Mittwoch grünes Licht für das lange verzögerte Erdgas-Förderprojekt "Neptun Deep" im Schwarzen Meer.  | Foto: OMV
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Die OMV investiert weiterhin in fossile Energie und gab am Mittwoch grünes Licht für das lange verzögerte Erdgas-Förderprojekt "Neptun Deep" im Schwarzen Meer. Die Kosten für die Erschließung eines riesigen Gasfeldes vor der rumänischen Küste belaufen sich auf rund vier Milliarden Euro. Das erste Gas soll ab 2027 fließen, wobei bisher unklar ist, ob es auch nach Österreich geliefert wird. Für Kritik sorgte die Entscheidung der OMV bei Umweltschutzorganisationen.

ÖSTERREICH. Bereits 2012 kündigte die Wiener OMV an, dass sie im Schwarzen Meer auf das Gasfeld gestoßen sei. Die Förderstätte zählt zwar zu den bedeutendsten der Europäischen Union (EU), die Entwicklung des Feldes wurde politisch dennoch lange verzögert. Zudem sprang der US-Konzern ExxonMobil als Partner der OMV ab. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine im vergangenen Jahr befeuerte das Projekt jedoch abermals. So soll die Förderung dazu beitragen, unabhängiger vom russischen Gas zu werden. Gemeinsam mit der staatlichen rumänischen Romgaz will die OMV Petrom, eine rumänische Tochtergesellschaft des teilstaatlichen österreichischen Unternehmens, die Entwicklung des Feldes nun vorantreiben.

100 Milliarden Kubikmeter Erdgas

Auf rund vier Milliarden Euro soll sich die Erschließung des Gasfeldes belaufen, die Kosten werde sich die OMV nach eigenen Angaben aber mit Romgaz teilen. Im kommenden Jahr sollen die Arbeiten dafür anlaufen, wobei das erste Gas aus dem Projekt für 2027 erwartet wird. Schlussendlich soll das Feld 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas liefern. Nun müsse das Projekt nur noch von den rumänischen Behörden für Bodenschätze genehmigt werden.

Simulation einer Offshore Plattform des OMV-Projekts "Neptun Deep" | Foto: OMV Petrom
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Alfred Stern, CEO und Vorstandsvorsitzender der OMV sowie Aufsichtsratsvorsitzender der OMV Petrom, zeigte sich bei der Ankündigung am Mittwoch erfreut über den Projektstart:

"Neptun Deep war schon immer Teil der OMV Petrom Strategie und eine wichtige strategische Säule unseres Konzernportfolios im Rahmen der Strategie 2030, mit der wir eine nachhaltigere Energieversorgung für die Zukunft anstreben. Dank Neptun Deep wird Rumänien der größte Erdgasproduzent in der EU werden, und eine zuverlässige und sichere Energiequelle für die Region darstellen. Gleichzeitig wird es die Position unserer Gruppe in der Schwarzmeerregion und in Südosteuropa stärken."

Keine passende Leitung nach Österreich

Ob das geförderte Gas auch für die österreichische Versorgung gedacht ist, ist bisher noch nicht bekannt gegeben worden. In einer Stellungnahme gegenüber dem ORF hieß es von Seiten der OMV nur: "Bei dem Gasprojekt Neptun handelt es sich um in der EU produziertes Gas, das zu Versorgungssicherheit der EU, im Besonderen dem südosteuropäischen Raum, beiträgt."

Aktuell gibt es keine passende Leitung, die das Gas nach Österreich liefern könnte. | Foto: Martin Adams/Unsplash
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Die Energieregulierungsbehörde E-Control verwies gegenüber dem ORF darauf, dass eine ursprünglich geplante Transportleitung nie gebaut wurde. Zwar gebe es andere Leitungen, die von Rumänien nach Österreich führen, diese seien aber bereits besetzt und müssten daher ausgebaut werden.

OMV investiert Milliarden "in ein fossiles Verbrechen"

Die für die Erschließung der beiden Erdgasfelder Domino und Pelican South erforderliche Infrastruktur umfasst zehn Bohrungen, drei Unterwasser-Produktionssysteme und die dazugehörigen Leitungen, eine Offshore-Plattform, die Haupterdgasleitung zur Stadt Tuzla östlich von Bukarest sowie eine Erdgasmessstation.

Die Ankündigung der OMV zog rasche Kritik von NGOs nach sich. Das Projekt sei eine "zusätzliche Bedrohung für die ohnehin schon stark unter Druck stehende Artenvielfalt im Schwarzen Meer", so Greenpeace. Zudem befeuere es die Klimakrise. Greenpeace-Klimaexperte Marc Dengler sparte daher nicht mit Kritik: 

"Während die Klimakrise eskaliert, investiert die OMV Milliarden in ein fossiles Verbrechen, das mindestens so viele Treibhausgase verursachen wird wie ganz Österreich in zweieinhalb Jahren. Statt weiter fossile Projekte zu finanzieren, wäre die OMV besser beraten, mit dem Geld den eigenen Betrieb auf einen klimaneutralen und kreislaufwirtschaftlichen Kurs zu bringen."

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Attac, die sich "für eine demokratische, sozialökologische und geschlechtergerechte Gestaltung der globalen Wirtschaft einsetzt", forderte einen umgehenden Stopp des OMV-Projekts. Max Hollweg von Attac Österreich kritisierte, dass "die 5,2 Milliarden Euro Nettogewinn 2022, die von Verbraucherinnen und Verbrauchern in die Taschen der OMV flossen", nicht wie angekündigt in Projekte für Erneuerbare Energien investiert werden.

Die OMV verwies in einer Presseaussendung darauf, dass der CO2-Fußbadruck des Projekts "voraussichtlich" besser sein wird als der Branchenstandard. Zudem wolle man modernste Technologien und Fachwissen einsetzen, um das Erdgas sicher und umweltfreundlich zu fördern. 

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