Arbeitsmarkt-Studie
Vor allem Babyboomer wollen von daheim aus arbeiten

Junge sind gar nicht so gerne im Homeoffice. | Foto: Monika Wilfurth
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  • Junge sind gar nicht so gerne im Homeoffice.
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Teils überraschende Ergebnisse brachte eine marketagent-Studie in Zusammenarbeit mit den Leitbetrieben Austria zur Stimmung am Arbeitsmarkt im vierten Quartal 2023.

ÖSTERREICH. "Die Situation am Arbeitsmarkt hat sich geändert", sagt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von marketagent bei der Präsentation des repräsentativen Arbeitsmarkt-Kompass. Entwickelt wurde dafür ein Tool, das künftig permanent die laufende Entwicklung des Arbeitsmarkts anhand von täglichen Befragungen beobachtet.

Waren die Jahre 2020 und 2021 stark von der Pandemie geprägt, hat sich die Lage ab 2022 umgedreht: eine Rekordzahl an Branchen meldete einen Arbeitskräftemangel. Die Einstellungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befinden sich ebenfalls im Wandel. Der Fokus verschiebt sich zunehmend weg von traditionellen Karrieremustern hin zu flexibleren Arbeitsmodellen. Worauf die heimischen Beschäftigten im Berufsleben Wert legen, wie, wo und wann sie arbeiten möchten und wie sie die Stimmung am Arbeitsmarkt wahrnehmen, zeigt die erste Auflage des Arbeitsmarkt-Kompass von Marketagent in Kooperation mit Leitbetriebe Austria. 

40 Stunden hat ausgedient

Wie lange wollen die Beschäftigten derzeit arbeiten? Das bevorzugte Arbeitsvolumen beträgt aktuell 31-40 Stunden. 4,5 Prozent der Befragten wollen nicht mehr als 4,5 Prozent arbeiten - "das deckt sich mit jenen, die nur ein geringfügiges Beschäftigungsverhältnis haben", meint Schwabl. Über sieben Prozent sprechen sich für mehr als 40 Stunden, fast ein Viertel (23,8 Prozent) der Befragten für 30 Stunden aus.

Home-Office oder doch lieber Büro?

17,5 Prozent der beschäftigten Österreicher wollen gar nicht im Home-Office arbeiten, 8,3 Prozent hingegen zur Gänze von daheim aus. Beinahe ein Fünftel (19 Prozent) sprechen sich für 41-50 Prozent Home-Office aus. Was die Unterschiede bei den Geschlechtern anbelangt: 43 Prozent der Frauen, aber nur 35,3 Prozent der Männer wollen lieber von daheim aus arbeiten. "Das dürfte mit der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu tun haben", ist Schwabl überzeugt. 

Ein überraschendes Ergebnis aus der Befragung: Vor allem die Babyboomer wollen gerne daheim bleiben (46,2 Prozent). Bei den Jungen, also der "Generation Z", wünschen sich nur 32,7 Prozent vom Home Office aus zu arbeiten. Schwabl denkt, dass das damit zusammenhängt, dass Babyboomer erst ihre Netzwerke finden wollen – und das können sie besser im Büro. 

Wie zufrieden sind die ArbeitnehmerInnen im Job?

Was die generelle Zufriedenheit im Job anbelangt, geben 43 Prozent an, (eher) unzufrieden zu sein, nur 38 Prozent zeigen sich ganz oder eher zufrieden. Ein Drittel würde den Job wechseln, 65 Prozent sehen das eher oder gar nicht.  Die Wechselbereitstschaft ist bei den Jungen besonders hoch (46,8 Prozent), bei den Babyboomern liegt sie bei rund zwölf Prozent. Diejenigen, die über einen Jobwechsel nachdenken, erwarten sich von einem neuen Job, dass sie um 20 Prozent mehr Gehalt durch den Jobwechsel bekommen. 

Sich mit der Arbeitsphilosophie "Work hard, play hard" (hart arbeiten, hart feiern) können sich die meisten identifizieren. 41 Prozent unterstreichen diese Aussage nicht. 66 Prozent der Männer unterstreichen diese Philosophie, aber nur 30 Prozent der Frauen. 

Lange Arbeitswege nicht überall gerne gesehen

Persönliche Grenzen, was den Arbeitsweg betrifft: 34,8 Prozent der österreichischen Beschäftigten sind bereit, ein bis zehn Kilometer bei ihrem Arbeitsweg zurückzulegen. Vor allem in den "Pendler-Bundesländern" Burgenland, Niederösterreich und der Steiermark ist der tolerierbare Arbeitsweg am stärksten ausgeprägt.

Gehalt und Arbeitsklima ko-Kriterien, Nachhaltigkeit weniger

Was sind die Prioritäten bei der Jobsuche? Nach wie vor stehen gutes Gehalt bzw. faire Bezahlung mit 68,8 Prozent ganz oben auf der Liste, gefolgt von gutem Arbeitsklima (56,9 Prozent) und Wertschätzung (43,2 Prozent). Flexible Arbeitszeiten hingegen ist nur 41 Prozent der Beschäftigten ganz wichtig.

Ein überraschendes Ergebnis: Über 40 Prozent der Befragten ist die Jobsicherheit ein sehr wichtig Kriterium für den Job - entgegen den weitläufigen Erwartungen, da man ja gerne von den "selbstsicheren ArbeitnehmerInnen spricht", so Schwabl. Möglicherweise hat das auch mit der beginnend unsicheren Lage am Arbeitsmarkt zu tun. Eine weitere überraschende Erkenntnis: eine vielfältige und diverse Unternehmenskultur im Unternehmen haben nur drei Prozent der Befragten als besonders wichtiges Kriterium angegeben.

Bei der Alternative Work-Life-Balance, Zeit für Familie und Freizeit versus berufliche Ziele steht das Private höher im Kurs als der Beruf. Trennung von Job und Privavtleben ist vor allem Frauen signifikant wichtiger. Für die Jungen ist diese Trennung weniger wichtig sein. Schwabl: Vielleicht, weil sie eher bereit sind, einmal am Abend ihre Mails zu lesen.

Beschäftigte wollen Überstunden vermeiden

 
Überstunden stimmen zwar 88,3 Prozent ganz oder eher zu – wenn sie dafür fair bezahlt werden. Aber: 83,5 Prozent meinen, Überstunden sollten nicht an der Tagesordnung stehen. 31 Prozent weigert sich Überstunden zu machen, da ihnen das Privatleben wichtiger ist als ihr Job.

Vor allem Befragte, die nur Pflichtschule abgeschlossen haben, sagen, dass sie mit Überstunden mehr verdienen können, sehen aber darin ein Zeichen für eine "ineffiziente Arbeitsweise". Unter den Befragten mit Matura stimmen nur rund 58 Prozent dieser Aussage zu. Mit zunehmendem Alter findet die Aussage, dass sie nichts gegen Überstunden einzuwenden haben, mehr Zustimmung.

Wie einfach ist es aktuell einen Job zu bekommen?

Für zwei Drittel ist es aktuell eher oder sehr leicht, einen Job zu bekommen, ein Drittel (34,3 Prozent) sagen, dass das sehr oder eher schwierig ist. 47 Prozent hingegen gaben an, es sei eher leicht, einen Job zu bekommen.

Zusammenfassung:
Fact Box

• Das bevorzugte Arbeitsvolumen liegt im Durchschnitt bei 33,7 h/Woche (Frauen: 30,8h; Männer: 36,2 h).
• Der ideale Home-Office-Anteil wird im Schnitt bei 39,2 Prozent festgemacht.
• Der maximal akzeptierte Arbeitsweg liegt bei durchschnittlich 24 km.
• Drei Viertel der Befragten bevorzugen Work-Life-Balance gegenüber Karriere.
• Fast 9 von 10 haben nichts gegen Überstunden, sofern diese abgegolten werden. Gleichzeitig sollten diese für 84% eine Ausnahme bleiben.
• 81 Prozent sind mir ihrem aktuellen Job zufrieden, dennoch kann sich rund ein Drittel vorstellen, den Job zu wechseln (35%).
• Gutes Gehalt, angenehmes Arbeitsklima und Wertschätzung haben bei der Jobsuche die größte Priorität.

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