Monika Unterholzner, Wiener Stadtwerke
"Wo kommt denn die her?"

Monika Unterhozlner leitete früher die Wiener Lokalbahnen: "Natürlich gab es am Anfang auch kritische Stimmen – gerade als Frau ohne klassischen Eisenbahnhintergrund, das kann man durchaus männlich konnotieren: „Die hat ja keine Ahnung von der Eisenbahn, wo kommt denn die her, ob sie das schafft?“ " | Foto: Martin Baumgartner
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Die stellvertretende Generaldirektorin der Wiener Stadtwerke, Monika Unterholzner, im Gespräch mit MeinBezirk über Dekarbonisierung und Ausbaupläne der Wiener Linien, ihren beruflichen Werdegang und die Stellung von Frauen im Konzern.

ÖSTERREICH. Hoch hinaus ist Monika Unterholzner in ihrer Karriere gekommen: Aus ihrem Büro in der Konzernzentrale der Wiener Stadtwerke, dem Orbi Tower am Wiener Erdberg, hat die mächtige Geschäftsführerin einen beinahe Rundum-Blick auf Österreichs Hauptstadt. 

MeinBezirk: Seit 1. Jänner 2024 sind Sie stellvertretende Generaldirektorin der Wiener Stadtwerke und verantworten die Bereiche Mobilität, Bestattung, Friedhöfe, IT und Innovation. Was sind die größten Herausforderungen in diesen Bereichen?
Monika Unterholzner: Die großen Herausforderungen ähneln jenen in vielen anderen Konzernen: knappe Budgetmittel, Fragen der internationalen Sicherheit sowie der Schutz unserer Infrastruktur. Gleichzeitig stellen sich zentrale strategische Fragen: Wie entwickeln wir uns als Konzern weiter? Wie können wir Synergien innerhalb unserer Unternehmensgruppe optimal nutzen – wo macht gemeinsames Handeln Sinn und wo ist Eigenständigkeit zielführender?

Besonders spürbar sind für uns die Herausforderungen durch das Wachstum der Stadt. Wien wächst jährlich um rund 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Damit steigt der Druck auf unsere öffentlichen Verkehrsmittel ebenso wie auf die Energieversorgung – und das inmitten der gleichzeitig laufenden Energie- und Mobilitätswende. Gerade im Bereich Mobilität stellt sich die zentrale Frage: Wie dekarbonisieren wir weiter? Bereits heute sind 80 Prozent unserer Fahrzeuge CO₂-frei unterwegs – ein wichtiger Schritt, aber noch nicht das Ziel.
Zugleich müssen wir auch die großen Projekte weiterdenken: Wie geht es mit dem Ausbau der U-Bahn weiter – unserem größten Klimaschutzprojekt und derzeit bedeutendsten Infrastrukturvorhaben in Wien? Und wie setzen wir den Wiener Wärmeplan konsequent um, damit nicht nur der Verkehr, sondern auch die Wärme- und Stromversorgung der Stadt konsequent CO2 frei wird?

Wie geht es den Wiener Stadtwerken finanziell?

Die Wiener Stadtwerke stehen wirtschaftlich sehr solide da. Wir haben in den letzten Jahren gute Ergebnisse erzielt und können viele Investitionen derzeit auch aus eigener Kraft stemmen. Dort, wo’s wirklich herausfordernd wird, ist der Bereich Mobilität – weil wir da auf die Finanzierung durch die Stadt angewiesen sind. Die Stadt ist ja Auftraggeberin für den öffentlichen Verkehr, und da sehen wir aktuell, dass die Baukosten viel stärker gestiegen sind, nicht zuletzt durch die Inflation. Gleichzeitig haben wir so viele Projekte – gerade wegen des starken Wachstums der Stadt –, dass natürlich auch der Budgetbedarf steigt. Und genau das verhandeln wir jetzt mit der Stadt. Aber insgesamt funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut – und das ist auch der Grund, warum es den Wiener Stadtwerken trotz der Herausforderungen gut geht.

Blick vom Stadtwerke-Turm auf Wien | Foto: Martin Baumgartner


Die Wiener Linien prüfen U-Bahn-Verlängerungen – konkret geht es um den möglichen Ausbau von U2, U3 und U6. Was genau ist hier geplant?

Bei der U-Bahn konzentrieren wir uns derzeit voll auf die laufenden Ausbauprojekte – konkret auf die Strecken bis zum Wienerberg und nach Hernals. Diese Vorhaben werden uns nach aktuellem Planungsstand bis in die frühen 2030er-Jahre intensiv beschäftigen. Was darüber hinausgeht, liegt aus heutiger Sicht nicht in unserem Fokus. Da ist dann vor allem die Stadtplanung gefragt, um über künftige Entwicklungsschritte nachzudenken. Es gibt dazu bereits erste Diskussionsgrundlagen – aber mehr ist es, soweit wir wissen, derzeit noch nicht.
Grüner Wasserstoff gilt als Gamechanger für die Mobilitäts- und Energiewende. Die Wiener Linien bauen Wasserstoffbusse aus. Mit neuen, innovativen Test-Bussen von Hyundai gehen in Wien erstmals Wasserstoffbusse in Linienbetrieb, weitere Wasserstoff-Busse sind geplant.

Wann werden die Wiener Öffis Co2-neutral sein?
Wie gesagt: Rund 80 Prozent unserer Fahrzeuge sind heute bereits CO₂-frei unterwegs – vor allem dank unserer erfolgreichen Straßenbahnen und U-Bahnen, die auch bei den Fahrgästen sehr stark genutzt werden. Im Bereich der Busse arbeiten wir entlang der Vorgaben der Clean Vehicles Directive, die einen schrittweisen Umstieg auf emissionsfreie Antriebe vorschreibt. Derzeit sind bereits 60 E-Busse im Einsatz, 20 Wasserstoffbussebefinden sich in Vorbereitung. Natürlich haben wir auch noch einen Anteil an dieselbetriebenen Bussen, aber auch hier stellen wir sukzessive auf alternative, gesetzlich zugelassene Kraftstoffe um.
Unser Ziel ist klar: Bis 2040 wollen wir klimaneutral sein – und genau darauf ist unsere Strategie ausgerichtet. Dabei spielen die verfügbaren finanziellen Mittel eine zentrale Rolle – genauso wie etwa der Ausbau der nötigen Abstell- und Ladeinfrastruktur. Wir wissen, wohin wir wollen, aber auf dem Weg dorthin gibt es noch einige wichtige Meilensteine zu erreichen.

Die Bundesregierung erhöht die Preise fürs Klima-Ticket massiv. Bleiben die Wiener Linien bei den 365 Euro für das Jahresticket?
Aus unserer Sicht ist der aktuelle Preis ein sehr gutes Angebot. Wie sich das im Zuge möglicher neuer Regierungsverhandlungen weiterentwickelt, lässt sich derzeit schwer abschätzen – das liegt auch nicht in der Entscheidungsbefugnis der Wiener Linien. Klar ist: Unser Angebot ist qualitativ hochwertig und wird stark genutzt. Gleichzeitig sehen auch wir uns mit steigenden Kosten konfrontiert. Aber am Ende sind wir abhängig vom Auftraggeber – und damit auch von dessen finanziellen Spielräumen.

Monika Unterholzner: "Der Frauenanteil liegt aktuell bei 22,2 Prozent, in Führungspositionen, Lehrberufen und Bewerbungen bereits bei rund 30 Prozent. " | Foto: Martin Baumgartner
  • Monika Unterholzner: "Der Frauenanteil liegt aktuell bei 22,2 Prozent, in Führungspositionen, Lehrberufen und Bewerbungen bereits bei rund 30 Prozent. "
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Sie haben davor die Wiener Lokalbahnen geleitet, inklusive der Gesellschaften Wiener Lokalbahnen Cargo und Wiener Lokalbahnen Verkehrsdienste. Was war Ihr größter Erfolg und wie ging es Ihnen da als Frau?

Einer der größten Erfolge bei den Wiener Lokalbahnen war für mich, dass es gemeinsam mit dem Team gelungen ist, das Unternehmen deutlich weiterzuentwickeln – und das angestaubte Image der 'alten Dame', wie sie in einer Imageanalyse einmal genannt wurde, hinter sich zu lassen. Aber es geht ja nicht nur darum, ein Image zu verändern – dafür braucht es viele konkrete Maßnahmen: moderne Fahrzeuge, bessere Infrastruktur, ein verbessertes Informationssystem, eine zeitgemäße Ticket-App. All das trägt dazu bei, dass die Badner Bahn heute als modernes, verlässliches Verkehrsmittel wahrgenommen wird, mit dem die Menschen gerne fahren. Und die steigenden Fahrgastzahlen sowie die sehr guten Bewertungen bestätigen diesen Weg. Darauf bin ich wirklich stolz – weil es eine Teamleistung war.
Wie es mir als Frau erging: Ich hatte das Glück, mit einer Führungsmannschaft zu arbeiten, die mit Begeisterung an der Weiterentwicklung des Unternehmens gearbeitet hat. Natürlich gab es am Anfang auch kritische Stimmen – gerade als Frau ohne klassischen Eisenbahnhintergrund, das kann man durchaus männlich konnotieren: „Die hat ja keine Ahnung von der Eisenbahn, wo kommt denn die her, ob sie das schafft?“ Aber es war so viel zu tun, dass ich sehr schnell tief eingestiegen bin, viel gelernt habe – und sehr bald die volle Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen hatte.

In den 1990er haben Sie als Trainee in der Europäischen Kommission gearbeitet. Wie sehr haben Sie diese Erfahrungen dort geprägt?
Diese Zeit hat mich sehr geprägt – vor allem durch den Perspektivenwechsel, den man in großen Organisationen wie der EU ständig braucht. Ich habe in der Zentrale die Infostellen im deutschsprachigen Raum betreut und gelernt, wie wichtig es ist, sich in die Situation der anderen hineinzuversetzen. Das hat mir auch gezeigt, dass ich lieber hier im Land etwas bewegen will – konkret und nah an den Menschen. Gleichzeitig habe ich dort viel über das Funktionieren internationaler Organisationen gelernt – wie man Projekte anlegt, Fördermittel bekommt, kulturelle Unterschiede versteht. Das war eine wichtige Grundlage für meinen weiteren Weg – gerade auch im Projektmanagement und im Umgang mit EU-Förderungen.

Von 1995 bis 2010 waren Sie in verschiedenen Funktionen bei der Wirtschaftsagentur Wien tätig. 2010 wechselten Sie als Prokuristin zum Hafen Wien, 2013 dann zur WIPARK Garagen GmbH im Wiener Stadtwerke-Konzern. Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie für die WIPARK im Zuge der Mobilitätswende in Wien, Stichwort autofreie City?

Die WIPARK trägt bereits wesentlich zu einem gut gemanagten ruhenden Verkehr in Wien bei, indem sie Parkgaragen in der ganzen Stadt anbietet. Ziel ist es, die Straßenoberfläche dort, wo möglich, zugunsten der Menschen zurückzugewinnen – eine zentrale Vorgabe der Stadt. Die WIPARK spielt dabei eine wichtige Rolle, indem sie Garagenstellplätze bereitstellt und bis 2030 mindestens 50 Prozent davon mit Ladestationen ausstattet. So unterstützt WIPARK die Dekarbonisierung des Verkehrs, auch für Menschen, die weiterhin Autos nutzen wollen. Gerade bei der Flächenumverteilung zugunsten von Radwegen und öffentlichem Verkehr ist WIPARK eine strategisch wichtige Lösung zur Bereitstellung von Parkraum.

Wie hoch ist der Frauenanteil bei den Wiener Stadtwerken?
Der Frauenanteil liegt aktuell bei 22,2 Prozent, in Führungspositionen, Lehrberufen und Bewerbungen bereits bei rund 30 Prozent. Das ist für uns als Infrastrukturbetreiber ein großer Erfolg, den wir durch proaktive Initiativen und gezielte Ansprache von Frauen erreicht haben. Besonders in technischen Berufen steigert sich die Quote stetig. Herausforderungen bestehen vor allem in traditionell männerdominierten Bereichen wie Werkstätten, Bus- und Straßenbahnfahrerinnen. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage erreichen wir mit rund 30 Prozent Frauenanteil bei technischen Lehrlingen eine Vorreiterrolle, während in einzelnen Bereichen der Stadtwerke der Frauenanteil teilweise bei 50 Prozent liegt.

Monika Unterholzner über ihre Zeit in Brüssel: Ich habe in der Zentrale die Infostellen im deutschsprachigen Raum betreut und gelernt, wie wichtig es ist, sich in die Situation der anderen hineinzuversetzen.  | Foto: Martin Baumgartner
  • Monika Unterholzner über ihre Zeit in Brüssel: Ich habe in der Zentrale die Infostellen im deutschsprachigen Raum betreut und gelernt, wie wichtig es ist, sich in die Situation der anderen hineinzuversetzen.
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Fördern Sie Mitarbeiterinnen besonders in Ihrer Funktion, wenn ja, wie?

Ich habe mehrere Initiativen gestartet, darunter ein Mentoring-Programm für Frauen innerhalb der Stadtwerke und in Kooperation mit ASFINAG und ÖBB, das wir weiterentwickeln. Wichtig ist mir auch die Vernetzung von Frauen im Konzern durch Networking-Events und regelmäßige Managerinnen-Treffen mit Gästen aus Wirtschaft und Verwaltung. Jährlich organisieren wir ein Frauentags-Event, bei dem Arbeitsumfeld und Vereinbarkeit diskutiert werden – daraus entstand vor zwei Jahren die Ferienbetreuung für Kinder von Mitarbeiterinnen, die mittlerweile ein volles Sommerprogramm bietet.

Gibt es bei den Wiener Stadtwerken einen Betriebskindergarten?
Im Haus gibt es einen Kindergarten, den Mitarbeiter:innen der Stadtwerke nutzen können, sowie eben das Ferienbetreuungsprogramm im Sommer. Dieses Angebot haben wir in den letzten Jahren deutlich erweitert und intensiviert, sodass es mittlerweile sehr gut angenommen wird.

Welche Voraussetzungen sollten Frauen mitbringen, wenn sie in solch männerdominierten Branchen tätig sind?
Wichtig ist, dass man Interesse zeigt – nicht nur am eigenen Aufgabenbereich, sondern auch am Umfeld, denn das fördert die berufliche Entwicklung. Gerade Frauen in technischen Bereichen müssen oft eine dickere Haut entwickeln, was vielen gut gelingt. Wir pflegen eine Kultur der Gleichbehandlung und haben Initiativen gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung mit klarer Zero-Tolerance-Politik. Frauen müssen sich auf ein unterstützendes Umfeld verlassen können und den Mut haben, Probleme anzusprechen. Entscheidend sind neben fachlicher Qualifikation vor allem Interesse, Begeisterung und die Bereitschaft zur Weiterbildung.

Welche Weiterbildungsprogramme bieten Sie an?
Wir bieten zahlreiche Weiterbildungsprogramme und ein großes Bildungszentrum für persönliche und fachliche Entwicklung auf allen Ebenen. In fast allen Unternehmen gibt es klare Karrierepfade, die Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten, etwa für TriebfahrzeugführerInnen oder StraßenbahnfahrerInnen, eröffnen.

Welche Maßnahmen setzen die Stadtwerke ein, um Vorbilder sichtbar zu machen?

Wir holen Frauen gezielt vor den Vorhang, unterstützen ihre Karriereplanung und zeigen, wie sie Führungspositionen erreichen. Frauen werden so Vorbilder, die andere motivieren und fördern. Ein Beispiel ist eine Kollegin mit Migrationshintergrund im Topmanagement, die vielen als Inspiration dient. Unser vielfältiger Konzern mit Mitarbeitenden aus über 20 Ländern lebt die Vielfalt der Stadt authentisch und das wird sehr geschätzt.

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