Gratulation an Reinhard P. Gruber
Eine schreibende Legende ist 75
Der steirische Schriftsteller Reinhard P. Gruber feiert seinen 75. Geburtstag.
STAINZ. Auch wenn der in Wald bei Stainz wohnhafte Literat kein Aufheben machen will, sind ein paar Zeilen zum 75er nicht nur legitim, sondern verpflichtend. Zu viele Impulse sind von Reinhard P. Gruber (das P. steht für Peter) für die Region, die Steiermark und die deutschsprachige Literaturwelt ausgegangen.
Von der Kirche zur Literatur
Um ein Haar wäre der gebürtige Fohnsdorfer dem Literaturkosmos verloren gegangen, denn seine Bestimmung schien mit dem Absolutorium der Theologie im Jahr 1973 in eine andere Richtung zu deuten. Dann schlug dem unruhigen, mitunter rebellischen jungen Mann aber die Stunde des geschriebenen Wortes. Er übersiedelte nach Graz, wo er die Literaturzeitschrift „Frischfleisch“ mitbegründete und sich in der Folge dem Redaktionsteam der Krone anschloss. Nach fünf Jahren war dann Schluss mit Theaterkritiken, Glossen und Porträts: Er entschied sich zu einem Leben als freier Schriftsteller.
Der „Hödlmoser“, ein steirischer Klassiker
Sein Debütroman „Alles über Windmühlen“ erschien 1971. Seinen Durchbruch als Schriftsteller verdankte er aber wohl dem Roman „Aus dem Leben Hödlmosers“, der sich – entgegen damals gültiger Zuschreibungen – dem Heimatroman in einer neu-, um nicht zu sagen bösartigen Art und Weise annäherte.
Diese zugespitzte Wortwahl mit dem Hang zur Übertreibung sollten sich auch in seinen weiteren Werken wiederfinden und ihm den Ruf eines Schreibvirtuosen einbringen. Erfolge wie „Steirerblut ist kein Himbeersaft“, „Im Namen des Vaters“, „Heimatlos“, „Die Geierwally“ oder „Schilcher-ABC“ bestätigten diese Sicht und trugen zur großen Popularität als Schriftsteller bei.
Beeindruckende Schaffensvielfalt
Etliche seiner Bücher fanden auch in die Ton-, Film-, Fernsehstudios und auf die Bühnen im deutschsprachigen Raum. „Die Industrie entlässt ihre Kinder“, „Der Schilcher, eine steirische Legende“, „Heimatlos – eine Wirtshausoper“ oder „Lieber Erzherzog Johann“ können als Beispiele angeführt werden. Auch der ORF wusste und zeigte in vielen Auftragswerken, was er an Reinhard P. Gruber hatte. Bisher rund dreißig Bücher zeugen von der großen Schaffenskraft des Künstlers. Dazu gesellen sich Erzählungen, Essays und Glossen. Auch Kinderbücher, Comics und Kochbücher sind darunter zu finden.
Nicht vergessen darf man den „Stainzer Literatursommer“ mit namhaften Autoren wie Barbara Frischmuth, Felix Mitterer, Peter Rosei oder Péter Esterhăzy, deren Schreibhände noch in Stainz zu sehen sind. Die bislang letzten Erscheinungen sind „365 Tage“ (2019) und das gesellschaftskritische Werk „Anders denken“ (2020).
Kleiner Geburtstag
Man darf Reinhard P. Gruber glauben, wenn er seinen Geburtstag nur im Kreis seiner Familie und einem Spaziergang mit seinem Hund verbringen will. „Die Zahl ist bedeutungslos“, gestand er in einem ORF-Interview. Was zähle, sei der Luxus, das zu leben, was man will. Exakt in diesem Sinn: herzliche Glückwünsche an einen Unangepassten.
Mehr über Reinhard P. Gruber und seine Werke:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.