Ernst Zwanzleitner gibt dem Bauernkalender eine Stimme

Bei der Jubiläumsfeier zu 60 Jahre Kloepferkeller in Eibiswald, stehend: Ernst Zwanzleitner, Rupert Zwanzleitner jun, Desirée Zwanzleitner und Ute Michelitsch.
Sitzend: Rupert Zwanzleitner sen. und Reiner Zwanzleitner (vl.). | Foto: Zwanzleitner
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  • Bei der Jubiläumsfeier zu 60 Jahre Kloepferkeller in Eibiswald, stehend: Ernst Zwanzleitner, Rupert Zwanzleitner jun, Desirée Zwanzleitner und Ute Michelitsch.
    Sitzend: Rupert Zwanzleitner sen. und Reiner Zwanzleitner (vl.).
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EIBISWALD. Wenn man im Kloepferkeller in Eibiswald die Speisekarte gustiert, dann könnte der eine oder andere stutzig werden ob des Famliennamens, nämlich "Zwanzleitner". "Sind Sie mit dem Ernst Zwanzleiter verwandt, der mit seinem Bauernkalender auf ORF Radio Steiermark zu hören ist?" Wird dann der Wirt Rupert Zwanzleitner oft gefragt, seine Antwort: "Ja, ich bin sein Neffe!" Lustige Geschichten weiß Rupert Zwanzleitner vom Autofahren Üben oder von Sommerausflügen trotz der vielen Arbeit am Schoberer Hof. "Er ist für mich ein Ruhepol."
Wir haben Ernst Zwanzleitner im Grazer Funkhaus besucht und ihn danach befragt, was er den an der Weststeiermark schätzt und wo er die Inspitration zu seinem Bauernkalender hernimmt.

An jedem Freitag um ca 20.10 Uhr warten schon viele Hörerinnen und Hörer gespannt auf den Bauernkalender, den Sie in der Sendung "Unser Steirerland" zum Besten geben. Wie ist es zu diesen G'schichterln aus dem Alltag am Bauernhof gekommen?

Als Sepp Loibner die Volkskultur übernommen hat, ist auch ein Team entstanden. Es freut mich sehr, dass ich in dieser Runde dabei bin. Der Sepp hat zu mir gesagt: "Und Du erzählst so G'schichten aus dem Bauernstand, aus der Praxis". Der Ausdruck "Bauernkalender" stammt ja vom Daniel Neuhauser. Den ersten Beitrag habe ich für die erste Sendung "Unser Steirerland" im Jahr 2010 gemacht. Ich mache das also jetzt seit fünf Jahren jede Woche ununterbrochen.

Woher nehmen Sie die Inspiration zum Bauernkalender?

Das kommt von meinem Alltag am Schoberer Hof in St. Gallen in Liezen, wo ich mit meiner Familie Milchwirtschaft betreibe mit ca. 35 Stück Braunvieh. Das ist da oben am Dreiländereck, Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark. Das wird auch im Dialekt wiedergespiegelt, der hat von überall a bissl was. Die Leut' sagen immer: Leicht verständlich - ja das wird halt auch so sein.
Es ist ja nicht nur der Alltag am Bauernhof, der mich auf meine Geschichten bringt, sondern der einhergehende Lauf der Jahreszeiten.
Ich bin halt auch ein Mensch, der sehr gut beobachten und schildern kann. Ich kann wahrscheinlich von einem alten Stallbesen auch eine Geschichte erzählen, von Kleinigkeiten einfach.

Wie bauen Sie Ihre Episoden zum Bauernkalender auf?

Es sollen ja kurze Geschichten sein, die 10 bis 15 Minuten dauern. Ich mach mir Stichworte, d.h. die Geschichten sind wirklich erzählt und nicht vorgelesen - das macht dann wahrscheinlich auch den Charme und den Erfolg aus. Wenn ich einmal den ersten Satz gefunden habe, dann spinne ich darum herum meinen Text.

Sie sprechen ja alles im Dialekt, wie stehen Sie dazu?

Für mich ist der Dialekt groß geschrieben. Von mir wird man auf Radio Steiermark keinen einzigen Satz hören, der in Hochsprache ist. Ich habe das durchgesetzt - und es ehrt mich aber auch, dass mein Dialekt sogar in der Tagesfläche Platz gefunden hat, nämlich am Donnerstag Vormittag, wo ein ganz anders Programm ist. Da wird mein Bauernkalender in Kurzform ausgestrahlt. Das ist schon ein Grund, dass man sich freut, dass der Dialekt so sehr Fuß gefasst hat. Ich hätte das nie geglaubt.
Ich bin halt ein steirisches Urgestein auf diese Weise, vielleicht ein bissl konservativ, aber ich lasse mich von meiner Linie nicht abbringen.

Wie weit wird der Bauernkalender gehört?

Bis Norddeutschland hören mir die Leute zu sowie auch ausgewanderte Steirer, die dann wieder Heimweh bekommen, wenn sie den Bauernkalender hören. Das hat eine Lawine ausgelöst.

Ist der Schoberer-Hof öffentlich?

Nein, das war ein leer stehender Hof, als ihn mein Großvater 1943 gekauft hat. Das waren ja alles musikalische Leut'. Durch den Beginn der Familienmusik in den 60-er, 70-er Jahren war eine kleine Jausenstation in dem Hof eingerichtet. Das war eine Wirtsstube mit drei Tischerln und da ist natürlich g'sungen und g'spült worden. Bald ist das in die Breite gegangen und dadurch sind wir auch so richtig bekannt geworden.

Die Zwanzleitner-Musi ist ja bis heute bekannt, wie waren die Anfänge?

Anfang der 70-er Jahre gab es die ersten Rundfunkaufnahmen, wir haben die ersten Schallplatten noch im alten Studio gemacht.
Das war auch schon die erste Verbindung zum Rundfunk und zu Radio Steiermark. Wir haben 1977 die ersten Auszeichnungen aus Innsbruck in die Steiermark gebracht. Außerdem haben wir vier oder fünf Langspielplatten gemacht sowie sechs CD's. Es wurde an der Zwanzleitner-Musi nie etwas verändert, weder am Stil noch an der Instrumentierung mit zwei diatonischen Harmonikas und einer Gitarre. Das ist die typische Zwanzleitner Instrumentierung, die haben wir erfunden. Der Steiner Franz hat uns in dieser nicht unkritisierten Besetzung sehr gefördert: "Endlich amol was Neigs", hat er gesagt. Der Steiner Franz ist für uns auf den Zaun gesprungen und wir haben die Auszeichnung gekriegt. Diese Besetzung hat sich durchgespielt von Tirol bis ins Burgenland. Heute wird sie sogar gelehrt im Johann Josef Fux Konservatorium bzw. an der Kunstuniversität. Wir drei Brüder machen auch Lehrgänge über die Zwanzleitner-Musi. Es gibt sogar eine Diplomarbeit über unsere Musik.
Wir haben uns eben nie verheizen lassen und es uns immer sehr gut ausgesucht, was wir tun.

Das heißt, Sie sind über die Musik zum ORF gekommen?

Ja, das stimmt. Ich bin jetzt seit 2007 beim Rundfunk als freier Mitarbeiter dabei. Christine Brunnsteiner hat mich damals reingeholt. Ich habe abwechselnd mit dem Daniel Neuhauser einmal im Monat die "Musikantenstunde" moderiert, um neue Musikgruppen und CD's vorzustellen.
Außerdem war ich bald Moderator bei den Steirischen Sänger- und Musikantentreffen. Da hab ich mich schon noch gefragt, was ich zwei Stunden lang erzählen soll, damit das auch Hand und Fuß hat. Aber das ist sehr gut rübergekommen und von dort weg haben sie mich nimmer mehr ausgelassen.

Was wollen Sie mit dem Bauernkalender bei den Hörerinnen und Hörern bewirken?
Einerseits sollen die Leut' wieder mehr miteinander reden. Mit meinen Themen beim Bauernkalender gelingt mir das nachweislich. So fragen z.B. die Enkelkinder dann den Großvater, worüber der Zwanzleitner im Bauernkalender geredet hat, oder was ein Schwedenreiter ist. Dann fängt der Großvater zum Erzählen an - und so entsteht am Tisch wieder eine Diskussion, was so wichtig ist. Das ist das Grundprinzip und das ist mir auch so viel wert!
Außerdem kann ich so auf ganz eigene Art unseren Berufsstand, den Bauernstand, präsentieren. Ich kann unparteiisch aus meinem Erfahrungsschatz einfach wiedergeben, was ich weiß. Ich gehe voll und ganz in dieser Rolle auf und kann quer durch die Steiermark fahren. Diese Aufgabe mit dem Bauernkalender ist für mich keine Arbeit, sondern ich genieße diese Herausforderung direkt. Es ist ein hervorragender Ausgleich zum meiner Arbeit am Hof.

Was für einen Bezug haben Sie zur Weststeiermark?

Vor eineinhalb Jahren hat mein Neffe Rupert in Eibiswald eingeheiratet, sowie ich auch beim Jubiläum zu "60 Jahre Kloepferkeller" dabei war.
Außerdem habe ich in Leutschach beim Weingut Eory eine Lesung gehalten.
Mir gefallen die Leute in der Süd- und Weststeiermark mit ihrer Offenheit und dass sie für jeden Spaß zu haben sind. Auch die Landschaft ist ganz eigen - das ist ein großer Gegensatz zu der Gegend, wo ich herkomme. Und der wunderschöne Baustil mit den langgezogenen kleinen Häuserln erst. Das habe ich kürzlich auch in meiner Episode über das alte Bauernhaus zum Thema gehabt.
Besonders die Durchfahrt durch Rassach ist für mich ein Inbegriff der Baukultur in der Weststeiermark.

Ernst Zwanzleitner hat drei Töchter, die mittlere wird den Betrieb am Schoberer Hof übernehmen.

Außerdem wünscht er sich zu seinem 60er im nächsten Jahr einen Modellsegelflieger.

Ernst Zwanzleitner ist auch live zu erleben nämlich am 25. September beim "Woazschäln" der ORF Volkskultur-Redaktion in St. Bartholomä.

Bei der Jubiläumsfeier zu 60 Jahre Kloepferkeller in Eibiswald, stehend: Ernst Zwanzleitner, Rupert Zwanzleitner jun, Desirée Zwanzleitner und Ute Michelitsch.
Sitzend: Rupert Zwanzleitner sen. und Reiner Zwanzleitner (vl.). | Foto: Zwanzleitner
Redakteurin der WOCHE Deutschlandsberg Susanne Veronik im Gespräch mit Ernst Zwanzleitner. | Foto: Karli Lenz
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