Marlen Sabetzer
Sulmtalerin verleiht dem Opernball modischen Chic

Unter dem Motto: "Dancer in the Park" hat das Model Rebecca Horner Kleider von Marlen Sabetzer in Szene gesetzt. | Foto: Verena Steinwider
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  • Unter dem Motto: "Dancer in the Park" hat das Model Rebecca Horner Kleider von Marlen Sabetzer in Szene gesetzt.
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Marlen Sabetzer aus St. Peter im Sulmtal hat den "Couture Salon" für sich entschieden. Somit steht sie jetzt vor der großen Herausforderung, vier Solotänzerinnen des Wiener Staatsopernballets  für den ganz großen Abend einzukleiden. Im Interview mit MeinBezirk.at verrät die Sulmtalerin nicht nur, was sie selbst zum Opernball tragen wird, sondern plaudert auch sonst allerlei aus dem Nähkästchen ...

ST. PETER IM SULMTAL/WIEN. Am 8. Februar geht der traditionelle Wiener Opernball mit großem Pomp in Szene. Dabei ist diesmal die Handschrift einer Deutschlandsbergerin maßgeblich, die sich in Wien mit ihrem Mode-Label "MarS" etabliert hat. Marlen Sabetzer aus St. Peter im Sulmtal hat den erstmals ausgeschriebenen "Couture Salon" im Rahmen des Opernballs gewonnen. Sie wird somit die Solotänzerinnen des Wiener Staatsopernballets für deren privaten Auftritt beim Opernball, also abseits des Tanzparketts, mit vier ihrer Kreationen ausstatten. So entstehen Bilder und Eindrücke, die um die Welt gehen werden.

Welche Herausforderungen damit verbunden sind, welche Rolle Nachhaltigkeit für die Designerin spielt und ob sie ihren Salat mit Kürbis-Kernöl aus der weststeirischen Heimat garniert verrät Marlen Sabetzer im Interview mit MeinBezirk.at

  • Vom kleinen Europadorf St. Peter im Sulmtal nach Wien, wie kam's?

MARLEN SABETZER: Ich war in meiner Kindheit bereits öfter in Wien als in Graz. Meine Eltern haben ein Schrebergartenhaus hier. Ich mochte Wien immer gern. Außerdem wird das Studium Theater- Film- und Medienwissenschaft nur an der Universität Wien angeboten. Der Umzug ist mir also nicht sehr schwer gefallen - im Herzen bin ich ein Stadtmensch mit besonderer Wertschätzung für das Landleben.

Zum Werdegang von Marlen Sabetzer

* Volksschule St. Peter im Sulmtal
* Hauptschule Schwanberg
* HLW Deutschlandsberg
* Erster Theaterjob bei den Sommerfestspielen im Schloss Frauental
* 2005 - 2010 Studium Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien
* 2010 - 2012 Ausbildung am Modekolleg Herbststraße und später Meisterklasse für Haute Couture.
* 2012 Gründung des Modelabels "MarS"
* 2021 Eröffnung der Boutique “angelegt” in der Wiener Worellstraße 2
Marlen Sabetzer ist Mutter einer Tochter und verheiratet mit Dr. Benedikt Till, assozierter Professor für Public Health, MedUni Wien

  • Was bedeutet für Sie dieser Sieg beim erstmals ausgeschriebenen "Couture Salon" im Rahmen des Opernballs?

Es ist für mich das Zeichen, dass meine Arbeit gut ist. Als Künstlerin zweifle ich immer stark an mir selbst. Eine Ausschreibung zu gewinnen ist eine Bestätigung, dass ich dasselbe kann wie andere und etwas Besonderes zu bieten habe.

  • Sie haben bereits 2013 an der Staatsoper beim Ankleiden der Tänzerinnen und Tänzer mitgewirkt, welche Erfahrungen können Sie aus jener Zeit mitnehmen?

Dass mit Kostümen oft nicht sehr sanft umgegangen wird. Umzüge gehen teilweise schnell und die Kleidung muss sehr robust verarbeitet sein. Das Gewand muss ja auch viele Vorstellungen aushalten. Das System hinter den Kulissen ist genial: Jeder hat seine Nummer und alles ist katalogisiert und auffindbar. Nur mit einem solchen System kann eine so große Spielstätte reibungslos funktionieren. Also auch wenn man in einem kreativen Umfeld tätig ist braucht man Struktur.

  • Worin bestehen die Herausforderungen für diesen Auftrag zum kommenden Opernball?

Die Tänzerinnen sind um ein vielfaches zierlicher als Frauen, für die ich sonst Kleider nähe. Meine Kleidungsstücke starten sonst meist bei Größe 38. Ich möchte den Tänzerinnen hauptsächlich bequeme, leichte und "tanzbare" Kleider kreieren, mit denen sie sich hoffentlich den ganzen Abend wohlfühlen.

Großer Auftritt im Hotel Bristol: Marlen Sabetzer freut sich auf die Herausforderung, die Roben für die Solotänzerinnen des Wiener Staatsopernballets zu schneidern nämlich für Ionna Avraam (r.) Elena Bottaro (l.) und Sonia Dvorák in schillerndem Blau. | Foto: Jürgen Hammerschmidt
  • Großer Auftritt im Hotel Bristol: Marlen Sabetzer freut sich auf die Herausforderung, die Roben für die Solotänzerinnen des Wiener Staatsopernballets zu schneidern nämlich für Ionna Avraam (r.) Elena Bottaro (l.) und Sonia Dvorák in schillerndem Blau.
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  • Sie werden ja auch selbst beim Opernball auf der Feststiege dabei sein - was werden Sie tragen?

Ich trage einen Rock mit kräftigen Muster voll Flora und Fauna, der vermutlich gut zur Blumendeko am Opernball passen wird. Dazu ein Oberteil aus violetten Samt, für das ich mir noch einen Schnitt überlegen muss.

  • Sie haben sich mit ihrer Marke "MarS" in der Szene bereits einen Namen gemacht. Was ist typisch für Design aus der Hand von Marlen Sabetzer?

In den letzen Jahren hat sich eine Vorliebe zu strukturierten, glänzenden oder gemusterten Materialien entwickelt. Ich möchte mich materialtechnisch nicht zu sehr einschränken - dazu ist die Auswahl an Stoffen einfach zu vielfältig.
"MarS" schafft meist den Spagat zwischen bequem und elegant - die Kleidungsstücke sind vielfältig tragbar - vom Büro bis zum Abendevent, je nach Styling.

"Für Social Media ist der Hashtag meines Labels "#bemerkenswert" - ich biete Kleidungsstücke, die bemerkt werden, die man einfach in seine Garderobe integrieren und damit ein besonderes Outfit kreieren kann."
Marlen Sabetzer hat 2012 das Modelabe "MarS" gegründet

  • Sie haben 2023 beim "Vivienne-Preis" für ökologische Textilien unter den Top-Ten mitgemischt. Welchen Stellenwert nehmen Upcycling und Nachhaltigkeit in Ihrer Arbeit ein?

Ich habe mein Label 2010 mit Upcycling begonnen und Taschen aus Werbeschlüsselbändern genäht. Für mich gilt, was Material betrifft, der Spruch "Die Dosis macht das Gift", denn ich verwende alle Materialien und jedes hat seine Berechtigung. Gewisse Effekte, die mir wichtig sind, lassen sich nur mit bestimmten Fasern erzielen (z.B. Lurex).

"Meine Auffassung von Nachhaltigkeit liegt darin, wenig zu produzieren und Konsumenten dazu aufzurufen, bei kleinen Labels zu kaufen. Lieber ein Shirt aus Polyester von einem lokalen Label als ein "Bio-Baumwoll-Shirt" aus der Massenproduktion eines Großkonzerns."
Marlen Sabetzer

  • Ihre Mutter war als Handarbeitslehreren tätig. Inwiefern hat das auf Ihren Werdegang abgefärbt?

Meine Mutter war in mehreren Schulen im Bezirk tätig. Längere Zeit an der Hauptschule in Wies und dann auch an der Hauptschule Deutschlandsberg. Mein Vater hat am BORG Deutschlandsberg Kunst- und Werkerziehung unterrichtet. Die Kreativität und den Einfallsreichtum habe ich wohl von meinen Eltern übernommen. Zeichnen, gestalten, basteln war meine Lieblingsbeschäftigung. So viele Dinge bei uns zu Hause sind selbstgemacht. Der "do it yourself"-Trend ist Dank der sozialen Medien auch wieder angesagt. Etwas zu haben, das sonst niemand besitzt, hat mich begeistert und ich war bei Schulbällen froh, ein Kleid zu tragen, das sonst keine hat.

  • Was fasziniert Sie am Handwerk der Schneiderei?

Im Grunde das Schnittzeichnen - obwohl ich das in meiner täglichen Arbeit nun nicht mehr so häufig mache - aber ein Kleidungsstück auf eine Person anzupassen ist eine Herausforderung und Faszination.

Wie bei jedem Handwerk ist es cool, dass man so gut wie alles machen kann, wenn man das technische Verständnis dafür hat. Ich möchte Kundinnen und Kunden auch zeigen, dass man Kleidungsstücke nicht so "akzeptieren" muss, wie sie im Handel erhältlich sind, sondern Anpassungen möglich sind.

"Wie cool ist es, wenn man sich ein Kleidungsstück nach seinen Wünschen anfertigen lassen kann und sich nicht mit Vorgegebenem zufrieden geben muss?"
Marlen Sabetzer kreiert nur Unikate

Marlen Sabetzer (l.) mit den weiteren Designerinnen und Designern wie Maiken Kloser (2.v.r.) , Alexandra Gogolok-Nagl (2.v.l.) und Thang de Hoo (Mitte) beim Couture-Salon für den nahenden Wiener Opernball. | Foto: Katharina Schiffl
  • Marlen Sabetzer (l.) mit den weiteren Designerinnen und Designern wie Maiken Kloser (2.v.r.) , Alexandra Gogolok-Nagl (2.v.l.) und Thang de Hoo (Mitte) beim Couture-Salon für den nahenden Wiener Opernball.
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  • Welchen Bezug haben Sie als Wienerin zu Ihrer Heimat im Sulmtal?

Ich fahre immer noch regelmäßig nach St. Peter im Sulmtal und genieße die Ruhe, die Dunkelheit in der Nacht und den Garten meiner Eltern. Blumen und Swimmingpool sind einfach ein Luxus.

Was ich sehr schade finde, ist, dass jedesmal, wenn ich heimkomme eine neue Fläche zubetoniert wurde. Auch in St. Peter. Da bin ich sehr nostalgisch und traurig. In Wien kann ich mit Beton und Asphalt umgehen - am Land allerdings nicht.

  • In Ihrem Kühlschrank gibt es also Eier, Kernöl und Schilcher aus der Weststeiermark?

Ja, meine Großeltern haben früher regelmäßig Kernöl pressen lassen, mein Vater dann auch ab und zu. Ich bekomme die Eier von glücklichen Gartenhühnern und außerdem selbst gemachte Marmelade. Dafür bin ich sehr dankbar! Schilcher nicht wirklich - ich trinke erstaunlich wenig Alkohol.

Boutique in der Steiermark gesucht

  • Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich freue mich über jede Person, die ich mit meiner Kleidung begeistern kann - und spreche hier speziell nicht ein bestimmtes Geschlecht an. Ich wünsche mir, dass die Menschen mutig sind und mich oder andere kleine Labels kontaktieren.

Gerne würde ich Stücke von "MarS" auch in einer Boutique in der Steiermark anbieten - vielleicht ergibt sich hier in Zukunft etwas. Ein Ziel ist es auch, eine Wirtschafts-Förderung zu erhalten, denn derzeit kann ich nur Minischritte vorwärts machen. Mit finanzieller Unterstützung ginge hier mehr.

"Ich wünsche mir wieder Anerkennung für den Beruf eines Handwerkers. Lernt ein Handwerk - dann könnt' ihr euch nebenbei euer Studium finanzieren."
Marlen Sabetzer

Appell gegen Überproduktion

Im Großen wünsche ich mir von Konsumentinnen und Konsumenten mehr Wertschätzung für Kleidung sowie eine kritischere Haltung gegenüber Herkunft und Verarbeitung. Das fordert uns alle auf, uns nicht mit Minderwertigem zufrieden zu geben. Die Überproduktion von Kleidung muss aufhören. Hier braucht es aber Regeln von der Wirtschaft- Denn selbst wenn wir als Kunden weniger kaufen wird immer noch viel zu viel produziert.

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