Info-Nachmittag in Stainz
Demenz ist relevant nicht nur für Senioren

Die "Golden Girls" aus Soboth rockten bei der Informationsveranstaltung in der Hofer-Mühle rund um das Thema Demenz ordentlich mit. | Foto: Gerhard Langmann
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  • Die "Golden Girls" aus Soboth rockten bei der Informationsveranstaltung in der Hofer-Mühle rund um das Thema Demenz ordentlich mit.
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Zwei Generationen im Zusammenspiel: Der „Verein IM Leben“ von Sozialbetreuerin Manuela Künstner, der sich primär Menschen mit Demenzerkrankung annimmt, und die Junge VP Stainz mit Obfrau Beatrice Saurer, die ihren Schwerpunkt in der Jugendarbeit sieht, gingen am vergangenen Samstag bei der Informationsveranstaltung „Das Herz wird nicht dement“ ein leicht begründbares Zweckbündnis ein. „Wir leben immer länger“, lautete die Botschaft, „da kann man nicht früh genug mit Vorbeugung zur Demenz anfangen.“
„Mitten im Leben, wir zwei, du und ich“, lautete auch die von Schlagersängerin Christa Fartek & Familie vorgetragene Einleitungssong, der die Gäste in der „Hofer Mühle“ willkommen hieß. Mitten drin die „Golden Girls“ und Christian Kemp mit ihrer rhythmischen Gymnastik. „Uns geht es um Bewusstseinsbildung“, begründete Beatrice Saurer in ihren Grußworten die Motivation der Jungen VP, sich im weiten Feld Demenz zu engagieren. Als besondere Gäste hieß sie ÖVP-NAbg. Josef Smolle, Bgm. Walter Eichmann und Gemeindkassier Ernst Kahr willkommen.

Demenz geht auch Junge an

„Das Thema hat eine große Bedeutung“, deutete Josef Smolle, der frühere Rektor der MedUni Graz, an, dass Demenz zunehmen werde. Das Positive, älter zu werden, bringe als unangenehme Begleiterscheinung Erkrankungen mit sich. Bei deren Bekämpfung, wie er anmerkte, alle zusammengreifen müssten. Betreuung sei wichtig, noch besser aber sei Prävention. Lesen, Sport treiben, Spielen oder sich körperlich Betätigen nannte er als wichtige Elemente. Dazu seien soziale Kontakte und lebenslanges Lernen unumgänglich. „Die Politik weiß um die Bedeutung Bescheid“, nannte er den Bereich „Community Nurse“ als ein eingeleitetes Projekt. Ohne finanzielle Ausstattung werde alles aber nicht gehen.
„Ich habe mich eingelesen“, bezeichnete Bgm. Walter Eichmann – da sie jeden treffen kann - die Bekämpfung von Demenz als spannende Aufgabe. Betroffene sollen nicht – so wie in früheren Zeiten – in einem stillen Eck vor sich hinvegetieren müssen. „Wir müssen uns der Herausforderung stellen“, betonte er, dass dies kein Thema nur für ältere Menschen sei.
Als Obmann des Sozialvereins Schilcherland stellte Bgm. Franz Silly klar, dass sich der Verein als Anlaufstelle auch für Demenzhilfe positionieren wolle. „Wir haben schon Einiges ausprobiert“, gab er sich – angesichts der Tatsache, dass alle Gemeinden im Bezirk an Bord sind – zuversichtlich, dass dies gelingen werde.
Einiges probierte dann auch die Theatergruppe mit ihrem Sketch in zwei Akten über die Behandlung einer Demenzkranken aus. So nicht!, galt für den ersten Teil, während man den aufmerksamen Umgang des Betreuungspersonals mit der kranken Dame in Teil 2 wohl als vorbildlich bezeichnen konnte.
Das zentrale Thema des Nachmittags deckte Manuela Künstner vom „Verein imleben“ ab. Ihre zentrale Aussage: respektvoll mit den Betroffenen umgehen. „2014 gab es 130.000 diagnostizierte Demenzfälle“, hielt sie fest, dass 80% davon daheim gepflegt werden. „Hut ab vor dieser Leistung“, stellte sie klar, dass sich überwiegend Frauen in dieser Aufgabe wiederfinden. Eine wichtige Herangehensweise sei die Hilfe zur Selbsthilfe (etwa ein Butterbrot selber streichen lassen) und die Stärkung von Ressourcen bei den Erkrankten.

Wichtig: Hilfe annehmen

Wie äußert sich die Erkrankung? Orientierungs-, Sprach-, Lern-, Urteils-, Handlungs- und Planungsfähigkeit verlieren sind sichtbare Auswirkungen der absterbenden Nervenzellen im Gehirn. „Oft“, verriet Manuela Künstner, „werden Menschen ob dieser Erkenntnis aggressiv.“ Daher sei Sozialbetreuung so wichtig. Allerdings: Angehörige, die zumeist nicht über eine ausreichende Ausbildung verfügen, fühlen sich ängstlich, hilflos und überfordert. Zumal die Belastung immer größer wird. Entscheidend dabei: fremde Hilfe annehmen. Wichtig wäre auch eine tageszeitliche Entlastung. Ihr Appell an den Gesetzgeber: die Kombination von Sozialbetreuung und Pflege.
Nach der Kurzlesung aus dem Buch „MaBa“, das vom Vergissmeinnicht, dem Käfer Hops, dem Schmetterling Pia und der verlorenen Zeit zwischen gestern und morgen handelte, durch Bürgermeister Walter Eichmann, stellte Alexander Lerch, Geschäftsführer von „almondo“, das Lern-, Spiel- und Bildungsangebot seines Unternehmens vor. „Um 1900 war die Lebenserwartung unter 50“, stellte er mit 533.000 die aktuelle Anzahl der weltweit Hundertjährigen gegenüber. Die Gehirnleistung würde, so Lerch, diese Dynamik nicht mitmachen. Wohl auch deshalb, weil jede Menge Technik dem Menschen das Denken abnimmt. Diese Abnahme sei der Antrieb für vermehrte Fälle von Demenz. „Die Wahrscheinlichkeit liegt bei dreißig Prozent“, nannte er Ernährung, Bewegung und geistige Aktivität als Gegenpole. Exakt dafür, so seine Aussage, sei die App-basierte „almondo“-Welt in 16 Sprachen und mit 25.000 Inhalten geschaffen worden.
Mit Musik ging es in die Pause und Musik dominierte auch nach der Pause. „Sie erzeugt ein Feuerwerk im Gehirn“, demonstrierten Christian Kemp und die „Golden Girls“ auf ihren Trommeln gleichermaßen sportliches und musikalisches Temperament. Musik war es schließlich auch, die den Nachmittag beschloss. Christa Fartek & Familie (Ehemann Robert F., Bruder Alois Fartek) brachten dabei das Thema noch einmal auf den Punkt: Aber dich gibt’s nur einmal für mich.

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