"Ein Kassenvertrag ermöglicht einfache klinisch-psychologische Diagnostik"

Ein kleiner Familienbetrieb in Stainz: Die Psychologin Claudia Scheer (hinten) mit ihrer Tochter (links) und ihrer Vertretung Mariella Panagl (rechts).
  • Ein kleiner Familienbetrieb in Stainz: Die Psychologin Claudia Scheer (hinten) mit ihrer Tochter (links) und ihrer Vertretung Mariella Panagl (rechts).
  • hochgeladen von Simon Michl

Wer klinisch-psychologische Diagnostik benötigt, ist auf der Suche nach einem Kassenarzt schnell fertig: Nur sieben Psychologen in der ganzen Steiermark haben einen Kassenvertrag, mit dem die Krankenkassen für die Kosten der Behandlung aufkommen. Seit 1994 gibt es einen solchen Vertrag für klinisch-psychologische Diagnostik, eine Südweststeirerin hat heuer sozusagen ein Jubiläum. Seit 20 Jahren ordiniert Claudia Scheer als Kassenpsychologin. In ihrer Praxis in Stainz hat sie täglich mit klinisch-psychologischer Diagnostik zu tun.

Diagnostik hilft

„Manchmal haben Leute körperliche Beschwerden und die Ärzte finden nichts. Dann stellt sich die Frage, ob das psychisch ist, also psychosomatisch“, erklärt Scheer. „Das versuche ich zu untersuchen.“ Oft passiert das nach Überweisungen von Hausärzten. „Es kommt aber auch vor, dass Hausärzte nichts finden und den Patienten dann sagen: ‚Sie haben nichts‘. Es müsste aber heißen: ‚Sie haben zum Glück nichts Organisches‘.“, erzählt Scheer. „Der Patient merkt aber, dass was nicht stimmt, und rennt vielleicht von einem Arzt zum anderen.“ Wird er aber zu einem Psychologen überwiesen, kann dieser mithilfe der klinisch-psychologischen Diagnostik überprüfen, wo das Problem liegt. „Für eine gute Untersuchung braucht man Tests, Fragebögen und mehrere Termine, das ist aufwändig“, so Scheer. Deswegen sind Wahlpsychologen auch ziemlich teuer.

Wichtiger Kassenvertrag

Scheer ist die einzige Kassen-Diagnostikpsychologin in der ganzen Region, der nächste sitzt mit ihrem ehemaligen Praktikanten Gerald Gritzner seit kurzem in Lieboch. Die Stainzerin hat daher Patienten aus Graz, Leibnitz, Voitsberg oder der Südoststeiermark. „Ich hab eher zu viele Patienten, als zu wenig“, erzählt sie. „Ich würde am liebsten meine Telefonnummer verschwinden lassen“, lacht Scheer. Sie will aber die Öffentlichkeit auf die klinisch-psychologische Diagnostik aufmerksam machen. „Der Kassenvertrag ermöglicht Leuten, die sonst nie zu einem Psychologen gehen würden, eine niedrige Schwelle, die sie überwinden müssen. Die Diagnostik ist sehr einfach, da ‚passiert nix‘ und es zahlt die Kassa“, so Scheer.

Wunsch nach Therapiezentrum

In ihrer Praxis macht die gebürtige Köflacherin auch Psychotherapie, was viele Patienten nach einer Diagnostik oft brauchen. „Das ist zwar anstrengend, aber ein toller Beruf, weil du mit den Menschen an ihrer Heilung arbeitest und sie länger begleitest.“ Scheer hätte auch gerne ein Zentrum mit Psychologen und Psychotherapeuten in Stainz aufgebaut. „Es war aber nicht möglich, barrierefreie Räume zu finden“, bedauert sie. Mittlerweile macht die 59-Jährige schon etwas weniger: 250 Diagnostiktermine im Jahr, im Schnitt 20 Patienten in der Psychotherapie, die laufend kommen.

Familienbetrieb in Stainz

Eine mögliche Nachfolgerin hat sie bereits gefunden. Die Psychologin Mariella Panagl vertritt Scheer im Urlaub oder Krankenstand. Und ganz ungeplant ist ihre Praxis sowas wie ein Familienbetrieb geworden: Scheers Tochter unterstützt sie in der Verwaltung, ihr Sohn hilft in der Buchhaltung und ihr Mann macht die EDV.

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