Ein Wiedersehen in Glashütten

In der VS Glashütten wurden auch diese Damen und Herren mit dem Rüstzeug fürs Leben ausgestattet.
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„Hochschul-Absolventen“ geben sich ein Stelldichein

Heuer sind es genau 30 Jahre her, seit die Volksschule Glashütten geschlossen wurde. Doch bis dahin haben hier viele Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt. Die „Hochschule“ hat aber nicht nur pädagogische Inhalte vermittelt, sondern auch das kulturelle Leben im Ort bereichert. Am 25. Juli gibt es in Glashütten ein Schülertreffen aller Jahrgänge. Ein Ereignis, bei dem persönliche Begegnungen und Erinnerungen im Mittelpunkt stehen werden.

(jf). Das Bergdorf Glashütten erreicht man in 1.275 Metern Seehöhe am Fuße der Weinebene. Gleich am Ortseingang ist die höchstgelegene Feuerwehr der Steiermark stationiert. Kein Wunder also, dass man die örtliche Bildungsstätte gerne als „Hochschule“ bezeichnet hat.
Auf der „Herrenwiese“ Ball werfen, Gräser und Blumen nachzeichnen – lang, lang ist’s her. 1985 kam für die Volksschule Glashütten das Aus. Der Grund: Schülermangel. Doch das war nicht immer so. Einst wurde das Schulhaus von 60 bis 75 Kindern belebt!
Vieles, was sich in der Zeit von 1881 bis 1985 am Schulstandort Glashütten ereignet hat, ist in der Chronik festgehalten, so manche Erinnerung wurde aber auch in den Köpfen und Herzen „archiviert“. Die Schule war immer zweiklassig. Der Großteil der Kinder „drückte“ hier acht bzw. sogar neun Jahre die Schulbank. Wer die Hauptschule in Deutschlandsberg besuchen wollte, musste sich nach einer Bleibe umsehen, denn Schulbus gab es noch keinen...
Kinder von besonders entlegenen Höfen mussten einen weiten und mitunter bis zu zweieinhalbstündigen Schulweg in Kauf nehmen. Und trotzdem haben sie kaum gefehlt. In der kalten Jahreszeit nahm der Fußmarsch gleich noch mehr Zeit in Anspruch. Denn eineinhalb bis zwei Meter Schnee waren keine Seltenheit. Doch selbst ein strenger Winter, der seinem Namen früher noch alle Ehre machte, konnte die Kinder nicht vom Schulbesuch abhalten. Manche Bauern trieben das Vieh bis nach Glashütten, damit die Kinder ein „Pfod“ hatten. In der Schule angekommen, wurde das durchnässte gegen trockenes Gewand getauscht. Manchmal half auch der Lehrer mit Ersatzkleidung aus. Bis zum Nachhausegehen wurde die Wäsche am Holzofen in der Klasse getrocknet. „Im Winter haben sich die Kinder bei Finsternis auf den Weg gemacht und sind bei Einbruch der Dunkelheit heimgekommen“, erzählt der „Hochschul-Absolvent“ Franz Reinisch vulgo Binder am Stammtisch im Alpengasthof Glashütten.
Der Naturkundeunterricht hat oft im Freien stattgefunden. Auch viel Bewegung an der frischen Luft stand auf dem Lehrplan. Auch über den Ortsrand wurde geblickt: „Wir sind in den letzen fünf Jahren stets zur Schwimmwoche nach Radkersburg gefahren“, erinnert sich Heidi Kreuzer, die das Schülertreffen organisiert. „Und wir haben jedes Jahr Theater gespielt, zu Weihnachten oder zum Muttertag,“ ergänzt Emma Lesky. Auch den Gegenstand „Schönschreiben“ hat es noch gegeben...
Der Blick in die Schulchronik streift viele Bereiche. Sogar das Gehalt eines Lehrers ist ausgewiesen. Interessant auch ein Preisvergleich: So kostete laut dem Chronisten 1957 ein Semmel 45 Groschen, ein Kilo Fleisch zwischen 25 und 28 Schilling und ein Paar guter Halbschuhe 200 Schilling.

Ein Wiedersehen bei der „Hochschule“...

Noch mehr alte Erinnerungen können am Samstag, dem 25. Juli 2015, ausgetauscht werden. „Wir treffen uns ab 14 Uhr vor der ehemaligen Volksschule am Dorfplatz“, so Heidi Kreuzer. Der Begrüßung folgt eine kleine Andacht in der Pfarrkirche „Maria im Gebirge“. Danach gibt’s ein gemütliches Beisammensein beim Alpengasthof Glashütten. „Wir hoffen, dass viele ehemalige SchülerInnen und LehrerInnen der Einladung folgen!“ Als ältester Ex-Schüler wird Johann Reinisch (94) vulgo Hohlsima aus Schwanberg erwartet. Und auch mit dem letzten Schüler, Franz Kienzer aus dem Ortsteil Garanas, wird gerechnet. Nähere Auskünfte erteilt Heidi Kreuzer gerne unter 03461/454.
Das Schulhaus wird dem Ortsbild von Glashütten auch in Zukunft erhalten bleiben. Die Familie Jagerhofer hat das Gebäude 2014 von der Gemeinde Gressenberg erworben und wird es bewohnen. Im Tram in der Stube ist die Jahreszahl 1820 eingeschnitzt. Die Schule ist einst an ein altes Bauernhaus, in dem die Lehrerwohnung eingerichtet war, angebaut worden. Davor sei der Unterricht, so erzählen die Bewohner, auch mal im Totenkammerl, einem kleinen Häuschen beim Friedhof, in dem der Totengräber seine Gerätschaften aufbewahrt, abgehalten worden...

Fotos/Repros: Josef Fürbass

Wo: Dorfplatz Glashu00fctten, Gressenberg auf Karte anzeigen
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