Konflikt um Akazienhof-Klienten
Elternverein steigt für neues Projekt auf die Barrikaden
Akazienhof-Betreiber sieht infolge der geplanten Auflösung des Behinderten-Bereichs den Umzug der Klienten in den Kastanienhof nach Groß St. Florian vor. Eigens gegründeter Elternverein "Ancora" kämpft für ein neues Projekt in Gleinstätten.
Seitdem klar ist, dass die 27 zum Teil schwerstbehinderten Klienten der "Pflege mit Herz"-Einrichtung Akazienhof in Neudorf im Sausal umsiedeln müssen, gehen die Wogen hoch.
Aufgrund der Vorgaben der Leistungsverordnung der Steiermärkischen Landesregierung (LEVO), die die Betreuung von maximal zwölf Klienten vorsieht, seien Veränderungen in den bisherigen Strukturen notwendig, erklärt Doris Braun, Rechtsvertreterin des deutschen Pflegedienstleisters und "Pflege mit Herz"-Eigentümers "Renafan". Auch die Vermischung der Bereiche Altenpflege und Behindertenhilfe, wie sie im Akazienhof vorzufinden ist, sei durch das Land beanstandet worden.
Um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und die Betreuungsqualität sicherzustellen, soll der Behindertenbereich des Akazienhofs nun in den Kastanienhof nach Groß St. Florian verlegt werden. "Uns ist es wichtig, dass es unseren Klienten gut geht. In Groß St. Florian, wo derzeit noch Senioren untergebracht sind, müssten die Zimmer adaptiert werden. Die Klienten würden im Ort und nicht mehr in dislozierter Lage wohnen", erläutert man bei "Renafan". Das Projekt wurde beim Land eingereicht.
Verein kämpft für Neubau
Die Rolle von Renafan "als verlässlichen Partner" stellt der eigens gegründete Elternverein "Ancora" infrage. Den Lösungsvorschlag Kastanienhof lehnt der Verein ab, da die Möglichkeit eines rechtskonformen Umbaus bezweifelt wird. Zu wenig Einzelzimmer und das Fehlen von Grünflächen nannte Hermine Marhold, Mutter eines seit 18 Jahren im Akazienhof lebenden Sohnes und Vorstandsmitglied von "Ancora", im Rahmen einer Pressekonferenz u.a. als Kritikpunkt am Kastanienhof.
Neben einer rechtskonformen baulichen Einrichtung und Kontinuität in der Betreuung betrachtet "Ancora" besonders den Fortbestand der Einheit zwischen Klienten und Betreuern als maßgeblich für die zukünftige Lebenssituation der Betroffenen. In der Folge kämpft man für ein neues Projekt, das die Errichtung von drei Wohnhäusern und zwei Tageswerkstätten in Gleinstätten vorsieht.
Projekt mit Vorzeigecharakter
Ihre Unterstützung für das Projekt sagten im Rahmen des Pressetermins auch der Leibnitzer Bezirkshauptmannstellvertreter Wolfgang Klemencic sowie Gleinstättens Bürgermeistern Elke Halbwirth zu.
"Wir als Gemeinde werden den Verein unterstützen. Ich stehe zu 100 % hinter diesem Projekt."
Elke Halbwirth, Bürgermeisterin von Gleinstätten
Die Planung sei abgeschlossen, ein Bauplatz gefunden und die Finanzierung sichergestellt. "Es ist alles vorbereitet. Ein Antrag wird jetzt eingereicht", sieht Klein nun das Land in der Verantwortung.
Expertenteam ist am Zug
In der zuständigen Fachabteilung des Landes beruft man sich auf die UN-Behindertenrechtskonvention. Leiterin Barbara Pitner legt den Fokus auf Inklusion. Kleinere Einheiten, angesiedelt im Ortskern, sowie die Trennung von Wohn- und Arbeitswelt seien Voraussetzungen für die zukünftige Unterbringung der Klienten. Kontakt bestehe sowohl zu "Renafan" als auch zum Elternverein. "Das Ganze muss dem Inklusionsgedanken und den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen", sagt Pitner. Mit Hilfe eines Expertenteams werde es Befragungen geben, durch die der individuelle Hilfebedarf erhoben wird: "Wir bemühen uns um eine gute Lösung."
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