Straßen und Wild
Gemeinsam gegen Wildunfälle

Jägerschaft und Straßenerhaltungsdienst bringen gemeinsam die Reflektoren an. Hier Bezirksjägermeister Hannes Krinner mit Preding Bgm. Adolf Meixner. | Foto: Legenstein
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Zum Schutz der Wildtiere und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit werden weitere Maßnahmen an den Straßen im Bezirk gesetzt.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Kaum ein Autofahrer, der diese Situation nicht schon erlebt hat: Man fährt mit dem Pkw, und auf einmal steht ein Reh auf der Fahrbahn - es kracht. Laut Jagdstatistik sterben jährlich fast 100.000 Wildtiere auf Österreichs Straßen. Neben vielen anderen Wildarten werden dabei auf steirischen Landes- und Gemeindestraßen jährlich mehr als 7.000 Unfälle mit Rehen verzeichnet. "Im Bezirk Deutschlandberg sind es fast 1.000 Stück Fallwild jährlich", bricht Bezirksjägermeister Johannes Krinner die Zahl herunter.
Ein Wildunfall bedeutet nicht nur unendliches Tierleid, sondern auch einen enormen wirtschaftlichen Schaden. Laut Information der Versicherungsträger ist ein durch­schnittlicher Pkw-Schaden bei einem Wildunfall mit mind. 1.800 Euro zu bemessen. Allein für Unfälle mit Rehwild ergibt sich so in Österreich bereits eine Schadenssumme von 60 Millionen Euro. Der jährliche volkswirtschaftliche Schaden durch Wildunfälle wird sogar auf über 160 Millionen Euro geschätzt.

Reflektoren in Blau

Um die Zahl der Wildunfälle nachhaltig zu reduzieren, wurde 2014 ein Kooperationsprojekt zwischen dem Land Steiermark, der Steirischen Landesjägerschaft und der Universität für Bodenkultur Wien ins Leben gerufen. Neben dem Ziel, die Wildunfälle in der Steiermark zu verringern, gilt es Erfahrungswerte zur Unfallprävention in der Praxis zu sammeln und wissenschaftlich auszuwerten, um entsprechende Maßnahmen im Tier- und Artenschutz zu setzen. Durch eine Kooperation des Straßenerhaltungsdienstes (STED) mit der steirischen Jägerschaft wurde ein System zur Erforschung von Wildunfall-Schutzmaßnahmen auf die Beine gestellt. Seit 2015 werden jährlich steirische Jagdreviere mit starken Wildunfallhäufungsstrecken in das Projekt aufgenommen, sodass solche Straßenstücke z.B. mit Reflektoren mit Weiß- oder Blaulicht (die Farbe Rot kann das Wild nicht erkennen) möglichst lückenlos ausgestattet werden. Dabei darf der Strahlungswunkel von 180 Grad gar nicht voll ausgenutzt werden, damit man als Autofahrer nicht geblendet wird - 20 Grad müssen daher in die jeweilige Richtung tot bleiben.

Bezirk Deutschlandsberg

So wurden z.B. im Jagdgebiet Preding im Jahr 2017 und 2018 optische und teils auch akustische Geräte im Hochfrequenzbereich zur Reduktion von Wildunfällen auf den Landesstraßen L601 als unfallträchtigste Straße, an der L639D, L617 und L617D von der Jägerschaft angebracht, während die STED-Mitarbeiter die Straßen abgesichert haben. 2019 ist die Bestückung mit Reflektoren an der L 303 in Preding geplant. Auch Duftschaum kommt zum Einsatz, der allerdings sehr kurzlebig ist und daher oft erneuert werden muss. Kürzlich sah man auch Jägerinnen und Jäger entlang der B76 zwischen Schwanberg und Kowaldhöhe derartige Reflektoren mit wasserdicht verschlossenen Swarovski-Kristallen in Weiß und Blau an den Straßenpfosten montieren, wobei im Bezirk auch andere Modelle verwendet werden.
Auch von Wies nach Vordersdorf sind kürzlich Reflektoren angebracht worden. "Im Raum Schwanberg konnte an einem Straßenstück nach der Installation der Reflektoren die sonst hohe Unfallzahl mit Wild schlagartig auf null reduziert werden. Auch in Trag hat man schon sehr gute Ergebnisse verzeichnet", so der Bezirksjägermeister. Einziger Nachteil: Die Reflektoren funktionieren nur bei Nacht.
"Ganz vermeiden wird man Wildunfälle nicht können. Die Fahrzeuglenker sind also immer zur Vorsicht angehalten. Schließlich bewegen wir uns im Lebensraum der Wildtiere und nicht umgekehrt", bringt es Krinner auf den Punkt.

Zur Finanzierung

Die anfallenden Kosten der Präventionsmaßnahmen auf Landesstraßen wie z.B. Wildwarnreflektoren, akustische Geräte u.a. werden zu 2/3 vom Straßenerhaltungsdienst (STED), zu 1/6 von der Steir. Landesjägerschaft und zu 1/6 vom jeweiligen Jagdrevier getragen.
Auf Verkehrswegen, die nicht zum Landesstraßennetz gehören, muss die Jägerschaft 100% der Finanzierung aufbringen. In solchen Fällen sind Sponsoren immer eine große Hilfe.
Montagen technischer Maßnahmen, deren Wartung und Überprüfung werden vom Straßendienst und vor allem von der Jägerschaft übernommen. Letztere ist auch für eine
Dokumentation des Wildunfallgeschehens und die mediale Berichterstattung verantwortlich, bei der auch Mitsponsoren genannt werden.
Prädestiniert für Wildwechsel sind übrigens lange, gerade Strecken durch Wälder mit Waldübergängen sowie Straßen, an denen auf einer Seite Ackerland und auf der anderen Seite Wald besteht.
Wenn es doch kracht: Das Wild keinesfalls berühren oder gar einpacken und mitnehmen, Unfallstelle absichern, Polizei informieren und warten, bis die Exekutive bzw. ein Jäger zur Erlösung bzw. Dokumentation des Tieres vor Ort ist.
Alles andere wird als Fahrerflucht mit einem Strafverfahren geahndet.

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