Hans Kilger setzt auf Genuss und Qualität

Zu gewissen Anlässen kredenzt Hans Kilger auch gerne selbst seine guten Tröpferl, hier im Genussraum des Stammhauses in Fötschach hoch über Leutschach. | Foto: Steve Haider
4Bilder
  • Zu gewissen Anlässen kredenzt Hans Kilger auch gerne selbst seine guten Tröpferl, hier im Genussraum des Stammhauses in Fötschach hoch über Leutschach.
  • Foto: Steve Haider
  • hochgeladen von Susanne Veronik

Nur kurz war der legendäre Kirchenwirt in Eibiswald geschlossen, am Mittwoch wird er schon wieder aufgesperrt. Möglich gemacht hat dies die kurzfristige Übernahme durch den Münchner Unternehmer Hans Kilger, der sich in die Südweststeiermark nicht nur verliebt, sondern hier auch durch das Weingut "Domaines Kilger" fix eingebunden ist. Die WOCHE Deutschlandsberg traf sich mit Hans Kilger zu einem Interview im Verwaltungshaus in Fötschach nahe Leutschach, ca. 300 Meter unterhalb dem "Genussraum Gut Karnerberg" mit Blick auf die hauseigenen Riede.

Sie betreiben in München eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit rund 60 Angestellten. Was hat Sie in die Südweststeiermark geführt?

Neben meiner Hauptprofession als Wirtschaftsprüfer bin ich schon seit Jahrzehnten im Immobilienbereich tätig von München über Kitzbühel bis nach Rumänien und in der Türkei. In Rumänien, genau gesagt in Siebenbürgen, betreibe ich eine große Farm mit exotischen Wildrindern, nämlich mit amerikansichen Bisons und Wasserbüffeln sowie Rotwild. Diese Farm hat ein Frauentaler für mich betreut, der mich auch hierher eingeladen hat - daher kommt mein Bezug zur Steiermark. Das war vor gut fünf Jahren.

Wie ist das Weingut "Domaines Kilger" enstanden?

Ich liebe den steirischen Wein, bei dem man die Handarbeit an den steilen Rieden schmecken kann, also jenseits jeder Massenlese.
Als ich Christian Reiterer aus Wies kennen gelernt habe, hat er mir ein Offert für einen Weinflächenbesitz am Riemerberg gemacht. So ist diese Kooperation entstanden und wir haben das Weingut in Wies 2015 angesiedelt. Hier sind die ganzen Produktionsanlagen, die Christian Reiterer zusammen mit seinem eigenen Weingut betreut. Wir haben in die Südsteiermark expandiert mit Rebflächen am Kranachberg, die teilweise gepachtet, teilweise, so wie hier, im Eigenbesitz sind. Weitere Ankäufe sind in Eichberg erfolgt, wo derzeit die Erdarbeiten umgesetzt werden. Im Frühjahr werden dort 6,5 Hektar angesetzt werden. Es gibt also Güter in Feisternitz, Riemerberg, Kranachberg, Eichberg, St. Ulrich und im Burgenland.

Welche Sorten werden bei "Domaines Kilger" kultiviert?

Die Rebsorte Blauer Wildbacher bleibt natürlich typisch für die Weststeiermark, nämlich am Gut Feisternitz und am Riemerberg. Der 6 Hektar große Weingarten in St. Ulrich befindet sich jetzt im zweiten Jahr, wo zur Hälfte Blauer Wildbacher und zur Hälfte  Sauvignon blanc angebaut wird. Wir haben jetzt also ca. 80 Hektar in der ältern Ausbaustufe bei der Wildbacher Rebe.
In der Südsteiermark ist der Sauvignon Blanc unsere Haupt-Rebsorte. Das Top-Produkt ist dabei der Sauvignon blanc Kranachberg. Der Rotwein kommt aus den Rieden im Burgenland.
Natürlich hatten auch wir große Frostschäden im Vorjahr zu verbuchen. Gott sei Dank war dafür die heurige Ernte auch in der Qualität ganz, ganz enorm. Die Fässer und die Tanks sind jetzt voll!

Ist der "Genussraum" hier in Fötschach jetzt geöffnet?

Der kleine, feine Buschenschank am Fötschacher Höhenweg ist ebenfalls revitalisert und hat erst seit Kurzem an den Wochenenden geöffnet. Im Frühjahr wollen wir hier richtig durchstarten. Schließlich bin ich ein großer Freund von Immobilien. Dabei finde ich es viel schöner, etwas mit Gefühl für die alte Substanz zu erhalten und zu modernisieren, als einfach abzureißen. Also lieber weniger in Quantität und dafür mehr an Qualität - und nur keine Massen oder gar 0815.

Was schätzen Sie an unserer Region?

Ich komme viel herum in der Welt. Aber nirgendwo ist es so schön wie hier. Ich wohne in München und in Heimschuh. Die Landschaft und das Klima sind einfach herrlich und das Steirische Kürbiskernöl ist eine meiner besten Erfahrungen in den letzten Jahren. Und der der Wein ist einfach unvergleichglich in seiner Eigenart.

Und der Bezug zu Eibiswald?

Der ist von Feisternitz ausgegangen, wo ich das ehemalige Haus vom Herrn Leber gekauft habe. Da war schon ein erster, kleiner Weinberg dabei. Dort habe ich eine zeitlang gewohnt, daher kenne ich das Restaurant Hasewend natürlich auch ganz gut.

Wie kam es jetzt zu dieser eher kurzfristigen Übernahme?

Ein Übernahmeberater hat mich schon vor längerer Zeit diesbezüglich konsultiert. Dass die Hasewends ihr gesamtes Unternehmen mit Fleischerei, Kino und Restaurant schließen wollen, habe ich erst kurzfristig erfahren.

Was werden Sie verändern?

Wir wollen vorrangig an die Tradition in dem Haus aus dem 17. Jahrhundert anschließen, die von den Hasewends über Jahrzehnte hinweg sehr erfolgreich und mit viel Gefühl gepflegt worden ist, um die Stammkunden zu erhalten. Aber wir werden natürlich modernisieren, das betrifft einmal die Fleischerei.
Wir werden aber nicht alles auf einmal umkrempeln, schließlich soll das alles qualitätvoll und seriös ablaufen.

Was wird sich in der Fleischerei verändern?

Wir werden den Schlachthof dort nur kurzfristig aufrecht erhalten und dann aber die Wildschlachtung in Aichegg durchführen, wo auch die Reifung stattfinden wird. Wir brauchen schließlich wesentlich mehr an Produktion, als jetzt in Eibiswald möglich wäre. Es sind monatlich 10 bis 15 Tiere zu verarbeiten, Hauptsächlich Bison und Wasserbüffel.

Wie werden die Tiere in Rumänien gehalten?

Die Tiere haben in Siebenbürgen endlose Weiten zur Verfügung, also 365 Tage in völlig unverseuchter, freier Wildbahn. Daher wachsen Sie auch schön langsam und werden erst mit 36 Monaten geschossen. Aber in der Langsamkeit des Wachstums liegt eben auch die Qualität. Das entspricht also der doppelten, sonst üblichen Produktionszeit, dafür hat man den ethischen Vorteil der artgerechten Haltung. Die Leiden, die die üblichen Tiere in den Schlachthöfen erfahren müssen, sind mir ein Graus. Ich habe daher lange darauf hingewirkt, dass wir in der Tierhaltung und Tötung ganz andere Wege gehen -  das war kein Selbstläufer. Aber jetzt haben wir einen EU-Schlachthof in Rumänien für unseren Bedarf zur Verfügung, wo die auf der Weide geschossenen Tiere geviertelt und abgehangen werden. Dort wird das Fleisch nach sämtlichen Kontrollen in einem eigenen Kühltransport abgeholt und jetzt noch zum Hasewend gebracht, wo das Fleisch veredelt wird. Die Reifung soll dann später, wie gesagt, in Aichegg erfolgen. Wir haben außerdem eine eigene Rotwildherde in Freiland stehen, einige Bisons sind auch schon dabei, damit ersparen wir uns die Einfuhr.
Die Veredelung und die Produktentwicklung wird allerdings weiterhin beim Hasewend durchgeführt werden. Zur Entwicklung fleischlicher Produkte gibt es eine gute Zusammenarbeit mit der Familie Feinkost Papst in Graz .

Was haben Sie weiter vor beim Hasewend?

Die verbliebenen Mitarbeiter werden natürlich übernommen. Fini und Siegfried Hasewend haben uns auch zugesagt, dass sie die überleitende Tätigkeit für ein halbes Jahr mittragen werden.
Wir werden die Küche um das bestehende, traditionsreiche Angebot erweitern und unsere eigenen Produktlinien in einer ebenso hochwertigen Küche anbieten. Tradition wird also mit Neuem bereichert, also Wasserbüffel, Bison und Wild an 365 Tagen im Jahr, das ist eine lukullische Rarität. Die Idee und die Vision ist, dass wir nahezu alles, was wir produzieren, auch selbst anbieten und verkaufen können.

Wer wird künftig in der Küche hantieren?

Das ist der bereits international sehr erfahrene Raphael Pilko aus Frauental, der die Fleischerei leiten wird und als Chefkoch zu Verfügung steht. Schon am Mittwoch wird er zur Eröffnung aufkochen.

Was ist im Kino künftig zu erwarten?

Wir wollen das Kino etwas moderner gestalten und dabei einiges tun für Familien und Kinder, weil ich da einen Bedarf sehe. Es wird auch Popcorn und diverse Burger aus unserer Fleischerei geben.

Und der Genussladen bei der Fleischerei? 

Der wird bleiben mit all seinen Tradiotionsprodukten und natürlich unseren Weinen aus "Domaines Kilger". Ich möchte hier aber auch eine Plattform für junge, vielleicht noch unbekannte aber auch sehr gute Winzer bieten.

Sie haben ja fast zeitgleich zum Hasewend den Buschenschank Warga-Hack in Kitzeck übernommen?

Ja, das war parallel, allerdings schon seit Mai in Planung. Der Buschenschank wird in der Küche modernisiert werden, damit man hier auch warm auskochen kann, wie es in einem typischen Heurigen üblich ist. Ich gehe da gerne von meinen eigenen Bedürfnissen aus, denn immer nur kalt möchte ich auch nicht speisen. Vom Bison-Gulasch bis zum Hirschrücken wird hier allerhand Neues serviert werden. Dabei weiß man, wo es herkommt. Genuss, Landschaft und Qualität zu einem Lebensgefühl verbunden, das ist die Philosophie dahinter.

Sie haben noch weitere Vorhaben im Bezirk Deutschlandsberg?

In Aichegg haben wir die alte Nussmüller-Halle des Rasantwerkes erworben, wo bis Mitte Dezember ein Kühllager für 1,2 Mio Flaschen entstehen wird. Hier wird also das Logistik-Zentrum entwickelt werden, aber nicht nur für unseren eigenen Wein, sondern hier können auch  andere Winzer ihre Flachen lagern. Dazu wird das alte Objekt revitalisert werden. Wir sind schließlich immer auf der Suche nach idealen, weiteren Standorten.

Wie ist die Stimmung Ihnen als ausländischer Investor gegenüber?

Ich habe nichts Negatives vernommen, im Gegenteil: Die Leute wissen es zu schätzen, dass man hier mit normalen Maßstäben vorgeht. Ich habe mir alles selbst erarbeitet, deshalb ist mir auch eine gewisse Demut zu eigen über die Möglichkeit, mich hier zu verwirklichen.

Wie bekannt ist die Süd- und Weststeiermark in München?

Sehr wenig. Dabei ist das für mich die schönste Gegend Österreichs wenn nicht sogar Europas. Das Klima ist phantastisch. Schließlich liegt diese Region am gleichen Breitengrad wie Südtirol, das ungleich bekannter ist. Außerdem ist die Fluganbindung über den Flughafen Graz-Thalerhof eine sehr gute.

Wie kommen Sie mit dem Dialekt in der Südweststeiermark zurecht?

Nachdem ich aus Bayern stamme ist doch eine gewisse Verwandtschaft zwischen den Dialekten erkennbar, ich hatte also nie Probleme und muss nur selten nachfragen. Ich bin ja bin kein Hochdeutscher, der keinen Dialekt versteht. Die Philosophie ist in Bayern am Land einfach ähnlich. Nur das Essen ist hier besser und die Landschaft noch schöner.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

4 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.