Bürgerversammlung Bauprojekt Engelweingarten.
Ist das Misstrauen ausgeräumt?

Blick auf den Referententisch
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STAINZ. - Da hat die Bauabteilung wohl dazugelernt: Um aufgeheizten Diskussionen wie beim Nahwärmeprojekt Neurath vorzubeugen, lud die Marktgemeinde zum Bauprojekt Engelweingarten am vergangenen Montag zu einer Bürgerversammlung in die Festhalle Stallhof. „Auch Konsenswerber Günter Ganster ist da“, stellte Bürgermeister Walter Eichmann mit den Raumplanern Andreas Ankowitsch (Marktgemeinde) und Daniel Kampus (Engelweingarten GmbH & Co KG) die Referenten des Abends vor.
„Bis 2016 war das Gebiet im Freiland“, leitete Andreas Ankowitsch mit der Feststellung ein, dass erst durch einen nachgezogenen Bauwunsch eine touristische Nutzung beantragt wurde. Der Wunsch des Antragstellers durchlief mehrmalige Planbearbeitungen, in denen Parameter wie äußere Einbindung, innere Verkehrserschließung, innere technische Erschließung, Oberflächenentwässerung, Bodenstabilität oder Abwasserfrage berücksichtigt wurden. Dabei wurde auch auf überörtliche Einschränkungen wie Forstrecht oder eine ökologische Maßnahmenplanung Bedacht genommen. „All das ist eine Vorstufe zum Bebauungsplanverfahren“, informierte Ankowitsch, dass Baugrenzlagen und die exakte Positionierung der Gebäude im Einvernehmen mit dem Land festgelegt werden. In diesem Verfahren, so der Raumplaner, können Einwendungen erhoben werden.

Klare Vorgaben des Landes

Von einem als sensibel eingestuften Bereich und einem schon längeren Prozess sprach Daniel Kampus. „Das Land hat ein räumliches Leitbild verlangt“, konzedierte er, dass das Vorhaben Auswirkungen auf mehrere Bereiche habe. Vom Wiener Planungsbüro Arkan Zeytinoglu sei eine Machbarkeitsstudie mit Festlegung der erforderlichen Maßnahmen angefertigt worden. Diese nicht als Bauplan zu verstehende Studie widmete sich dem Ausmaß der Gebäude (Hotels drei-, Weinberghäuser zweigeschoßig), dem Umgang mit dem Gelände und der Dachlandschaft. „Für Gemeinde und Bauwerber besteht ein sehr enger Rahmen“, ließ er wissen, das als Nächstes ein Bebauungsplan unter Berücksichtigung des Betreiberkonzepts erstellt werde. In Summe stünden als Areal 16.830 m2 zur Verfügung. Die dezidierte Aussage: „Zweitwohnsitze sind nicht erlaubt, das Gebiet ist ausschließlich für eine gewerblich-touristische Nutzung vorgesehen.“
„Die Vorgeschichte ist sehr lang“, kam Bürgermeister Walter Eichmann auf die etwa 3.500 m2 zur Debatte stehende Baufläche zu reden, für die eine Bebauungsdichte von 0,6 gelte. Konkret seien drei Hotelkomplexe mit rund 600 m2 Grundfläche und ein Kranz von etwa sieben Weinberghäusern mit je 50m2 vorgesehen. „Diese Größen sind für eine wirtschaftliche Nutzung erforderlich“, deponierte er, dass die Gemeinde für einen sanften Tourismus stehe und dass der Engelweingarten seit gut zehn Jahren nicht mehr bewohnt sei. „Es sollte“, so sein Resümee, „eine runde Sache werden.“

Mannigfache Anfragen

Die Vielzahl an Fragen zeigte, dass die betroffenen Anrainer mit der touristischen Nutzung keineswegs einverstanden sind. Mit sehr sachkundigen, aber auch emotionalen Einwendungen wiesen sie auf die aus ihrer Sicht negativen Auswirkungen des Bauvorhabens hin. Warum nicht eine geringere Fläche mit einer höheren Baudichte? Weshalb wurden in der Gemeindezeitung derart irreführenden Montagen verwendet? Wo ist der geplante Teich situiert? Ist eine weitere Bebauung möglich? Wo finden die Autos der Hotelgäste Platz? Wir die Fläche des Weingartens reduziert? Wird der Wanderweg verschwinden? Brauchen wir eine gehobene Gastronomie, wenn die bestehende nicht ausreichend genutzt wird? Wie sind die Oberflächenwasser in den Griff zu bekommen? Wird die historische Bausubstanz erhalten? Wie wird das Verkehrskonzept ausschauen? Ist eine Bürgerbefragung angedacht?
In den meisten Antworten zogen sich die Angesprochenen auf die Position zurück, dass für die Genehmigung ein äußerst enger Rahmen bestehe. Konsenswerber Günter Ganster informierte, dass alle Schritte zum 25-Millionen-Projekt mit den Behörden abgestimmt seien. „Der Engelweingarten soll von weit her zu sehen sein“, verriet er, dass die Parkplätze in die Tiefe gebaut und im innerdörflichen Bereich Elektroautos verwendet würden. Busgäste, so seine Versicherung, seien nicht vorgesehen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Anrainer und Interessenten von der Haltung der Marktgemeinde enttäuscht waren. „Wir glauben nicht mehr, was hier gesagt wird“, lautete ein eindringlicher Vorwurf an den Gemeinderat. Von einem offensichtlich verloren gegangenen Vertrauen war auch im Schlusswort von Ortschef Walter Eichmann zu hören. Aber: „Wir müssen ein größeres Ganzes im Auge behalten und werden uns im Bauverfahren strikt an alle Vorgaben halten.“

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