"Colluvio" Chamber Music Academy
Nachwuchstalente proben auf Schloss Hornegg

Seit über zwei Jahrzehnten lädt die "Colluvio" Chamber Music Academy den musikalischen Nachwuchs zur "Intensivwerkstatt für Kammermusik" ein. Die bis ins letzte Detail geübten Werke werden anschließend bei neun Konzerten präsentiert. Auf Schloss Hornegg in Preding proben aktuell elf talentierte Musikerinnen und Musiker für die große Europatournee im August.

PREDING. Am Abend vor dem 24. Juli - dem Start des Projekts - trafen elf junge Musikerinnen und Musiker beim Gut Hornegg in Preding ein. Die Talente kommen zum Beispiel aus Kanada, Korea, Norwegen, Spanien, Deutschland, Serbien und vielen weiteren Ländern. Anhand von Bewerbungsvideos wurden sie in einem Auswahlverfahren für die Teilnahme an der "Colluvio" Chamber Music Academy 2023 ausgesucht. "Es wurden die besten Musikerinnen und Musiker ausgewählt und drei Ensambles aus ihnen formiert", erklärt Meinhard Holler, der "Colluvio" vor über zwei Jahrzehnten ins Leben gerufen hat. Welchen Ansporn hat der Gründer, das Projekt heute noch immer engagiert umzusetzen? "Meine Motivation ist die Liebe zur Kammermusik, zu öffentlichen Auftritten und zur Förderung der musikalischen Jugend und des friedlichen Miteinanders in Europa", schwärmt Holler. 

Ursprünglich war "Colluvio" ein Völkerverständigungsprojekt. Neben dem hohen kammermusikalischen Anspruch legte man Wert darauf, Kontakt zwischen Musikerinnen und Musikern aus dem ehemaligen Jugoslawien und dem deutschsprachigen Raum herzustellen. Auch jetzt bilden diese Länder noch einen Schwerpunkt, weil die Tournee dorthin führt, ansonsten ist es ein gesamteuropäisches Projekt. "Wir legen Wert darauf, immer genügend Teilnehmende aus Ost- und Südosteuropa dabeizuhaben bzw. aus den Ländern, die immer noch oder wieder vom Krieg betroffen sind. Dadurch entstehen kulturelle Wüsten und wir wollen das verhindern", so Holler. 

Die Musikerinnen und Musiker bereiten sich bereits eifrig auf ihre Konzerttournee vor.  | Foto: Löschnig
  • Die Musikerinnen und Musiker bereiten sich bereits eifrig auf ihre Konzerttournee vor.
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  • hochgeladen von Katrin Löschnig

Zur Intensivwerkstatt

Die jungen Musikerinnen und Musiker sind während der Intensivwerkstatt gemeinsam im alten Gutsverwalterhaus vor dem Schloss Hornegg untergebracht. Acht Tage lang arbeiten sie mit den drei Dozenten Yuri Kot, einem Professor für Klavier an der Musikhochschule Kiev, Olivera Milić-Hirscher, einer Professorin für Violine an der Spezialschule für Musiktalente in Ćuprija (Serbien) und Meinhard Holler, dem Leiter einer privaten Celloklasse in München, an speziell für sie ausgewählten Werken. Gegen Kursende kommt dann Pianist Claus Christian Schuster, unter anderem Gründungsmitglied des Altenberg Trios, hinzu, der Ergebnis mit den jungen Künstlerinnen und Künstlern abrunden wird.

Der Unterricht findet immer vormittags und nachmittags statt, jeden zweiten Tag wird das ganze Programm vor den anderen gespielt. "Das ist ein gutes Auftrittstraining. Bühnenpräsenz wird trainiert und Bühnenerfahrung gesammelt sowie Nervosität abgebaut. Bevor die Konzerttournee überhaupt startet haben die jungen Musikerinnen und Musiker also schon fünf Auftritte mit Publikum absolviert", verrät Holler. Ganz so viel Freizeit haben die jungen Erwachsenen also nicht, trotzdem finden sie immer wieder Zeit, beim Badesee zu schwimmen, oft wird bis in die Nacht hinein musiziert.

Die talentierten jungen Männer und Frauen sind allesamt exzellente Musikerinnen und Musiker. | Foto: Löschnig
  • Die talentierten jungen Männer und Frauen sind allesamt exzellente Musikerinnen und Musiker.
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Die jungen Talente spielen Klavier, Violine, Viola und Violoncello und studieren folgende Werke ein: Das Quartett Nr. 3 h-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello op. 3 (1825) von Felix Mendelssohn Bartholdy, das Trio in Es-Dur, op. 70/2 für Klavier, Violine und Violoncello (1809) von Ludwig van Beethoven und das Quartett Nr. 2 g-Moll op. 45 für Klavier, Violine, Viola und Violoncello (1886) von Gabriel Fauré. "Die Intensivwerkstatt ist ein Prozess des Kennenlernens. Wir durchleuchten, untersuchen und analysieren die Partitur gemeinsam", erklärt Holler. 

"Auch wenn alle ungefähr auf dem gleich hohen Niveau spielen, spielt jeder auf unterschiedliche Art und Weise. Man muss das unter einen Hut bringen, ohne die Individualität der einzelnen Musikerinnen und Musiker zu durchkreuzen - sondern umgekehrt: Die Individualität muss sogar gefördert werden."
Meinhard Holler, Musiker und Gründer von "Colluvio"

Tournee mit Start in Preding

Sind die Werke bis ins letzte Detail geprobt und einstudiert, startet die große Konzerttournee. Los geht's am Freitag, dem 4. August, um 19.30 Uhr bei den ehemaligen Stallungen auf Gut Hornegg in Preding. Dann reisen die Musikerinnen und Musiker weiter nach Metlika, Cerje und Ljubjana in Slowenien, Feldafing in Deutschland, WienVeszprém und Budapest in Ungarn und abschließend nach Belgrad in Serbien - dort findet traditionell immer das Abschlusskonzert statt. Das letzte Konzert findet am 15. August (19 Uhr) statt, eine Aufnahme des Serbischen Rundfunks wird live übertragen.

Das sind die Musikerinnen und Musiker:

  • Klavier: Tabea Streicher (Deutschland/Ungarn), Petar Krokar (Kroatien), Veronika Voloshyna (Ukraine)
  • Violine: Naz İrem Türkmen (Türkei), Anna Perl (Deutschland), Frédéric Pouliot (Kanada)
  • Viola: Nađa Komlenić (Serbien), Elías Zaabi Sáez (Spanien/Tunesien)
  • Cello: Clara Eglhuber (Deutschland), Hyunah Pyo (Korea), Owen Sørbye Davis (Norwegen)

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