„365 Tage“ als Jahrbuch
Reinhard P. Gruber im Stainzer Dachbodentheater

Hat nichts von seinem scharfen Blick verloren - Reinhard P. Gruber
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  • hochgeladen von Gerhard Langmann

Sehr passend, dass die StainZeit-Serie Literaturmittwoch mit „Heroe“ Reinhard P. Gruber ihren stimmigen Abschluss fand. Der vielfältige Schreiber hat sich mit „365 Tage“ nach längerer Pause auf der Literatenbühne zurückgemeldet. Im ausverkauften Dachbodentheater gewährte er – im Buch nach Seiten untergliedert - Einblicke in sein ergiebiges Tages-Geschehen.
„Das Tagebuch ist kein Tagebuch“, legte der 72-Jährige (am 9.10. nachzulesen) Wert auf die Festschreibung Jahrbuch, für das er mit einer lieben Angewohnheit gebrochen hat: Er schrieb morgens und blickte demgemäß dem Tag entgegen und nicht hinterher. Warum er den 6.12. als Entree genommen hat, ließ er offen.
Klar brachten auch die Tage eines Reinhard P. Grubers Alltäglichkeiten wie Frost, kein Fernsehen oder das Wandern mit dem Hund. Seinen Scharfsinn verlegte er aber doch auf eine höhere, anspruchsvollere Sicht der Zusammenhänge in Marhof und der Welt. Wenngleich er (morgens am 17.2.) zugibt, an nichts anzuknüpfen, kein literarisches Konzept und keine Ahnung über den Bericht zum Tag zu haben. Trotz der Normalität des Todes: Leben ist das Besondere.
Und so strebt Reinhard P. Gruber, immer zurechnungsfähig zu bleiben: Er sollte um den Preis eines Viertels Butter Bescheid wissen, den Namen der Hauptstadt kennen und die wichtigen Präsidenten benennen können. Manchmal (zum Beispiel am 9.4.) reicht es ihm, das Wetter vor dem Fenster zu wissen, an Engel und Übersetzungsfehler zu glauben.
Blatt für Blatt, Tag für Tag und Sequenz für Sequenz ließ Reinhard P. Gruber die Besucher an seinen Sichtweisen teilhaben. „Ich werde Ihnen nicht alles vorlesen“, pickte er scheinbar willkürlich Tage heraus, um über den blöden Spruch von glücklichen Schweinen (12.8.) zu lamentieren, über die Vermehrung der Alzheimer-Kranken (19.9.) nachzudenken oder sich über die vielen Heimat-Parteien (30.10.) zu wundern. „Es geht dem Ende zu“, näherte sich der Literat dem Schluss des Buches. Wohl wissend, dass er den 5.12. als Zugabe-Seite reservieren musste.
Es wäre unverdient, die den Abend umrahmende Musikformation „Lawuzwio“, bestehend aus Alfred Lang (Trompete) und Christoph Wundrak (Tuba) keinen Platz zu bieten. Das Duo gab sich schmissig, jazzig und virtuos: die mitreißende Ergänzung zur Gruber-Lesung.

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