Früher war alles besser
Telefonie zwischen Wählscheibe und Smartphone

Unter dem Motto "Früher war alles besser" schlägt das Redaktionsteam von MeinBezirk Deutschlandsberg eine Brücke, um diesem Klischee auf den Zahn zu fühlen. Diesmal nehmen wir das Thema Kommunikation und Telefonie in den Fokus.

DEUTSCHLANDSBERG. "Wer von euch weiß, was das ist?", fragten wir von MeinBezirk Deutschlandsberg in die Runde von Schülerinnen und Schülern der dritten und vierten Klassen an der Mittelschule Deutschlandsberg. "Das ist doch so ein altes Telefon mit Höhrer zum Abheben und Auflegen", rief Julia Kury während Fabian Grass-Krug auch schon an der Wählscheibe hantierte. Auch wenn das alte Standtelefon längst nicht mehr in Betrieb ist, es könnte jederzeit wieder mit einer Festnetznummer in Betrieb gehen. Allerdings: Das Festnetz ist zum Auslaufmodell geworden.

Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse Mittelschule Deutschlandsberg probieren ein altes Standtelefon mit Wählscheibe aus. Wer da wohl abheben wird ... ? | Foto: Susanne Veronik
  • Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse Mittelschule Deutschlandsberg probieren ein altes Standtelefon mit Wählscheibe aus. Wer da wohl abheben wird ... ?
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So revolutionär Festnetz-Telefone vor gut 50 Jahren in vielen Haushalten gewesen sind, so haben sie gegen den mobilen Einsatz und die Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten eines Smartphones von heute keine Chance.

Musste man früher bei einem sogenannten Viertel-Anschluss sogar warten, bis der Herr Nachbar fertig telefoniert hatte, so kann man heute via Video-Telefonie gleich mit mehreren Personen zugleich sprechen und einander sogar dabei zusehen. Waren Auslandsgespräche einst gefürchtete Kostenfallen, sind sie heute kein Thema mehr, Skype und WhatsApp und Co sei Dank.

Befragung unter Jugendlichen

Aber wie nutzt die Jugend von heute das Smartphone? MeinBezirk wollte es genau wissen und befragte die Jugendlichen.

Lange Rede kurzer Sinn: Das Telefonieren an sich ist eine der am wenigsten genutzten Funktionen eines Handys und wenn dann eher mit den lieben Verwandten.
Spiele, Videos, Snaps und Chats über angesagte soziale Medien sind da schon viel eher im Rennen.

Neue Funktionen für Telefonzelle

Und was ist mit der guten alten Telefonzelle, die nicht nur als Regenschutz, sondern auch zum vertraulichen Telefonieren außerhalb der eigenen vier Wände sehr beliebt gewesen ist? Auch so mancher unerhörte Jugend-Streich hat seinen Ausgangspunkt in einer Telefonzelle mit den straffen Schwingtüren genommen.

Wurde im August 1903 die erste Telefonzelle in Österreich am Wiener Südbahnhof errichtet, steht die Sprechstelle nach Inkrafttreten eines neuen Telekommunikationsgesetzes im November 2021 nun endgültig vor dem Aus.

In der Steiermark gibt es laut Telekom aktuell noch rund 800 öffentliche Sprechstellen, davon sind rund 700 Telefonzellen. 

Telefon mit Wählscheibe versus Smartphone | Foto: Susanne Veronik
  • Telefon mit Wählscheibe versus Smartphone
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Immer mehr steirische Telefonhäuschen wurden in Absprache mit der Telekom umfunktioniert. Ob als Büchertauschregal oder E-Tankstellen - mit einer neuen Funktion im öffentlichen Leben ausgestattet, ziehen sie in zahlreichen Gemeinden quer durch die Steiermark wieder die Blicke auf sich.

Telefonhäuschen als Bücher-Depot

So hat etwa der Verein "Viana Styria" schon 2021 ein Bücherdepot in der Telefonzelle in Stallhof eingerichtet, womit die gute alte Telefonzelle wiederum zu einem Medium für Sprache wird. Vom generellen Verschwinden der Telefonzellen aus dem Landschaftsbild bleiben diese in der Folge verschont: Laut Telekom können sie in ihren neuen Funktionen nämlich auch weiterhin bestehen bleiben.

Aus einer Telefonzelle wird ein Bücher-Depot, hier 2021 in Stallhof bei Stainz, eine Initiative des Vereines "Viana Styria" um Obmann Karl Dudek (3.v.l.) | Foto: Gerhard Langmann
  • Aus einer Telefonzelle wird ein Bücher-Depot, hier 2021 in Stallhof bei Stainz, eine Initiative des Vereines "Viana Styria" um Obmann Karl Dudek (3.v.l.)
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Eine Verlegung oder der Abbau von Telefonzellen erfolge beispielsweise im Zuge von Ortsumgestaltungen. So befinden sich an Standorten, an denen es früher oft mehrere Telefonzellen gegeben hat, nur noch – dem Bedarf entsprechend – eine bis zwei Telefonzellen. Prinzipiell stehen zu wenige Nutzerinnen und Nutzer den zu hohen Erhaltungskosten gegenüber. 

Das Smartphone verdrängt aber nicht nur Telefonzellen, sondern auch Postkarten, Briefe, Telegramme und sogar das gute alte Faxgerät, so auch an den Spitälern der KAGes.

Das gute alte Funkgerät überspannt die Zeiten

Und was, wenn es wirklich einmal zu einem Blackout kommen sollte, also das Stromnetz für längere Zeit komplett ausfällt?

Dann sind Funkgeräte wieder gefragt, die bei Einsatzorganisationen wie der Feuerwehr nach wie vor bei Funkleistungsbewerben hochgehalten werden und im Ernstfall, also auch als Kommunikationsmittel bei einem Blackout, im Mittelpunkt stehen. Außerdem leisten Funkamateurinnen und Funkamateure des ÖVSV-Landesverbandes Steiermark einen Beitrag in so einem Krisenfall. 

Die Funkamateure beim Sicherheitstag in Stainz | Foto: Wolfgang Predikaka
  • Die Funkamateure beim Sicherheitstag in Stainz
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Hat man die Ausbildung zur Funkamateurin oder zum Funkamateur hinter sich, kann man eine weltweite, zuverlässige Kommunikation ermöglichen - unabhängig von Stromnetzen oder anderen Kommunikationsnetzen.  Als Funk oder Funk-Technik bezeichnet man es, wenn mit Hilfe von Funk- oder Radiowellen Signale drahtlos übertragen werden. 

"Im Bezirk Deutschlandsberg und in den angrenzenden Gemeinden verteilt gibt es über 20 aktive Funkamateurinnen und Funkamateure", weiß Robert Kiendl, der die Ortsstelle Deutschlandsberg - ADL612 leitet. Alex van Dulmen ist ÖVSV-Landesleiter in der Steiermark. 

Notfunk über Notstromagregat oder Solar-Koffer

Im Raum Deutschlandsberg ist im Clubheim, der Projektwerkstätte in der ehemaligen Volksschule Freiland, eine Regionalstelle untergebracht. Vor Ort befinden sich begrenzte Notstrom-Möglichkeiten zum Durchführen des Notfunkes. Von dort kann mit Kurzwellen sogar die ganze Welt erreicht werden. Im Bedarfsfall würde diese Station im LAB612 also eingeschaltet und besetzt werden, man könnte den Notfunkverkehr dann darüber abwickeln. 

Zusätzlich sind bei engagierten Funkamateurinnen und Funkamateuren autarke solarbetriebene Notfunkkoffer vorhanden, welche auch ständig getestet und verbessert werden.

"Auch wenn wir zum Glück alle keine praktische Erfahrung mit dem Blackout haben, werden die Funkamateure des ADL612 sich über ihre Kommunikationsmöglichkeiten in die Gemeinschaft einbringen, die es dann zu halten gilt. Denn nur zusammen werden wir ein Blackout gut meistern können!"
Robert Kiendl, Ortsstellenleiter Deutschlandsberg

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Früher war alles besser

Unter dem Motto „Früher war alles besser“ hinterfragt das MeinBezirk-Redaktionsteam Themen wie Sicherheit, Bildung und Verkehr.

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