Wenn Alk als Medizin versagt

Was kann der Sigismund dafür, dass er so schwul ist

Das Publikum wartete - dem Versprechen von Obmann Hannes Knapp folgend - auf ein blutrünstiges Schauspiel. Die tatsächlichen Liebesverstrickungen und das unerwartete Ende begeisterten die Zuschauer dennoch.

Einmal mehr machte – sehr zur Freude des Publikums – die Theatergruppe Lipizzanerheimat Station in der Festhalle Rassach. Im Gepäck hatten Obmann Hannes Knapp den Schwank „Die verschwundenen Untermieter“ in drei Akten von Wolfgang Habertroh. Die abgängigen Zimmerherren bekamen die Zuschauer nicht zu Gesicht, sehr wohl aber ein ebenso blaublütiges wie herabgewirtschaftetes Freifrauen-Trio Adele (Manuela Loi), Edda (Hermelinde Sauer) und Flora (Sigrid Pagger), das sich nichts sehnlicher wünschte als einen Mann. Dass Tochter Sissi (Nathalie Lechner) und Dienstmädchen Minna (Judith Haas) demselben Drang nachhingen, machte die Angelegenheit umso frivoler. Gut, mit Kriminalkommissar Ernst Haft (Robert Marcher), Butler Charles (Marcel Marcher) und dem Schauspieler Sigismund Beierle (Hannes Knapp) waren auch drei Vertreter des männlichen Geschlechts in den Ablauf eingebunden, aber so richtig dem schwachen Geschlecht hingegeben erschienen sie nicht. Lange Zeit blieb der Butler (mit zweimaligem Klingeln als Einsatzzeichen) die erste Destination für die liebestollen Freifrauen, die sich in ihrem Werben um den Schwarzrockträger gegenseitig überboten. Aber selbst die beste „Medizin“ verfehlte da ihre stimulierende Wirkung. Für das Stubenmädchen führte das Verkosten gar in ein mehrtägiges Koma.

Idol Sigismund Beierle

Zur Rolle von Ernst Haft: Er hatte sich als Bewohner eingemietet, um vermeintliche acht Mordfälle zu untersuchen und aufzuklären. Aber jedes Mal, wenn er einer Spur nachging, verlief diese im Sand, auch wenn ihm die aufgegrabenen Löcher im Garten ganz und gar nicht geheuer waren. Mit der Meldung, der berühmte Schauspieler Sigismund Beierle werde sich im Haus Schlauderhell einmieten, bekam das Liebesempfinden der Frauen einen neuen Anschub. „Der Gedanke an ihn, lässt die Migräne verschwinden“, ließ die Damen in extatische Begeisterung ausbrechen und sie mit ihren Phantasien ausrasten. Jede von ihnen wollte beim Schauspieler, der eigentlich nur seine nächste Rolle einstudieren wollte, in der Poleposition sein, um das zu bekommen, was jede Frau – Originalton – von einem Mann will. Der Angebetete hüllte sich aber in Naivität: Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist! Auch die Aussicht, nach dem Häusermeer das Lichtermeer und das Gar-nichts-mehr zu durchschreiten, änderte seine Stimmungslage nur bedingt. Und dieses „bedingt“ hatte einen Namen: Butler Charles, der in diesem Mehrkampf der Geschlechter bei Sigismund Beierle den Sieg davontrug.
Den Sieg in Form von zweieinhalb Stunden ungetrübter Unterhaltung feierten auch die Zuschauer (unter ihnen LAbg. Maria Skazel, Bürgermeister Josef Niggas), die dem Ensemble frenetischen Beifall spendeten. Auch wenn – wie in der Begrüßung vom Obmann versprochen – das Blut nicht bis in die vierte Reihe spritzte.