Kritik an der Wolfs-Verordnung
FPÖ und "Wolfstopp" befürchten die Rückkehr des Wolfes

Gerhard Fallent, Obmann des Vereins "Wolfstopp", Monika Brechtler (Wolfstopp), FPÖ-Bezirksparteiobmann Werner Gradwohl und FPÖ-Landwirtschaftssprecher LAbg. Albert Royer bei der Pressekonferenz. | Foto: Löschnig
6Bilder
  • Gerhard Fallent, Obmann des Vereins "Wolfstopp", Monika Brechtler (Wolfstopp), FPÖ-Bezirksparteiobmann Werner Gradwohl und FPÖ-Landwirtschaftssprecher LAbg. Albert Royer bei der Pressekonferenz.
  • Foto: Löschnig
  • hochgeladen von Katrin Löschnig

Die Freiheitlichen luden Ende Jänner ins Bezirksbüro der FPÖ Deutschlandsberg ein: Thema war "Die Entwicklung des Wolfs im Bezirk". Bezirksparteiobmann Werner Gradwohl, FPÖ-Landwirtschaftssprecher Albert Royer und Gerhard Fallent, Obmann des Vereins "Wolfstopp" warnten vor einer möglichen Ansiedelung von Wölfen im Bezirk und übten scharfe Kritik an der steirischen Wolfs-Verordnung. MeinBezirk.at hat außerdem Statements von Menschen aus der Region eingeholt, für die die Thematik einen hohen Stellenwert hat.

DEUTSCHLANDSBERG/STEIERMARK. "Eure Gegend ist ein Paradies geworden für Wölfe. Dieses Waldgebiet, dieses Hügelland, das leichte Bewegen von A nach B - das ist wirklich ein prädestinierter Lebensraum für Wölfe", meinte Gerhard Fallent, der Obmann des Vereins "Wolfstopp". Fallent besitzt einen Hof im Waldviertler Hochland, wo die Wolfspopulation sehr groß ist - eine Gegend, die laut ihm unserer ähnelt. Letztes Jahr verlor er die Hälfte seiner Schafherde an Wölfe, von 16 Tieren überlebten nur acht.

Wie findest du die neue Wolfs-Verordnung?

Laut der FPÖ und dem Verein "Wolfstopp" hätte es auch im und nahe des Bezirks Deutschlandsberg schon Wolfssichtungen gegeben, nämlich auf der Soboth. Auch an die Wolfrisse in Leutschach und Großklein erinnert man sich. Wobei es sich aktuell nur um einzelne Wölfe handelt, rechnen FPÖ und "Wolfstopp" in Zukunft mit größeren Problemen bis hin zur Rudelbildung in der Region.

Gerhard Fallent, Obmann des Vereins "Wolfsstopp", Bezirksparteiobmann Werner Gradwohl und LAbg. Albert Royer (v.l.) sprachen über die Entwicklung des Wolfs im Bezirk | Foto: Löschnig
  • Gerhard Fallent, Obmann des Vereins "Wolfsstopp", Bezirksparteiobmann Werner Gradwohl und LAbg. Albert Royer (v.l.) sprachen über die Entwicklung des Wolfs im Bezirk
  • Foto: Löschnig
  • hochgeladen von Katrin Löschnig

Der Bezirk Deutschlandsberg grenzt im Süden an Slowenien, auf der Koralm befindet sich das Grenzgebiet zu Kärnten. Gerade in diesen angrenzenden Gebieten sei die Wolfs-Population aktuell riesig und man müsse damit rechnen, dass die Tiere über die Grenze zu uns wandern. "Der Druck in Slowenien und Kärnten ist hoch, hier in der Südweststeiermark gibt es einen hohen Wildbestand, also die Nahrung ist da, außerdem passt die Gegend", befürchtet Fallent, dass die Wolfpräsenz bei uns steigen wird.

"Wenn wir die nächsten Jahre nichts tun und es bei uns zur Rudelbildung kommt, haben wir ein massives Problem", warnt auch LAbg. Albert Royer (FPÖ). Wölfe vermehren sich rasend schnell - alle drei Jahre verdoppeln sie sich. "Der Wolf ist ein schlaues Tier und nicht leicht zu bejagen", so Royer weiter. Das Hauptproblem sei, dass der Wolf die Almwirtschaft gefährden könnte. 

Die FPÖ und der Verein "Wolfstopp" warnen vor einer möglichen Rudelbildung auch in der Südweststeiermark. | Foto: Josef Limberger
  • Die FPÖ und der Verein "Wolfstopp" warnen vor einer möglichen Rudelbildung auch in der Südweststeiermark.
  • Foto: Josef Limberger
  • hochgeladen von Philipp Gratzer

Kritik an der Wolfs-Verordnung

"Wir haben in der Steiermark die mit Abstand schlechteste Wolfsverordnung von ganz Österreich und das obwohl man sich so lange damit Zeit gelassen hat", kritisiert Royer. Die Verordnung sei nicht praxistauglich, die notwendigen Rahmenbedingungen, um ein Problemtier tatsächlich entnehmen zu können, sind laut Royer absolut überzogen und gehen an der Realität gänzlich vorbei. Dabei bezog er sich zum Beispiel auf die ungenau gefasste "Leinendistanz" oder auf die Nachweisverpflichtungen für die eindeutige Identifizierung eines Problemtieres. Auch die Herdenschutzmaßnahmen seien nicht praktikabel.

"Außerdem gibt es keine Rechtssicherheit für die Jägerschaft. Der Jäger muss wissen, er darf entnehmen und er befindet sich in einem rechtssicheren Rahmen", fordert Royer. Gerade deshalb sei eine Anonymisierung der Jägerschaft von großer Bedeutung. 

"Man hätte für die Wolfs-Verordnung nur die guten Aspekte der Verordnungen aus Oberösterreich, Kärnten oder Niederösterreich abschreiben müssen. Aber das hat man alles ignoriert."
Gerhard Fallent

Die Jägerschaft und die politischen Repräsentanten in der Region Südweststeiermark sollten laut FPÖ und "Wolfstopp" dafür eintreten, dass die steirische Wolfs-Verordnung wirkungsvoll gestaltet wird - es brauche eine Novellierung. Außerdem solle man sich für eine nationale Lösung einsetzen, so wie sie zum Beispiel in Schweden besteht.

Das sagt der Bezirksjägermeister

"Aktuell gibt es zwar einige Erzählungen rund um Wolfssichtungen im Bezirk, aber es gibt keine verwendbaren Nachweise. In unserem Bezirk gab es im vergangenen Jahr ca. zehn Rissverdachtsfälle, die sich aber nicht bestätigt haben. Meist ist die "Nachnutzung" durch einen Fuchs der Grund, warum nur mehr die DNA eines Fuchses nachgewiesen werden kann", berichtet Bezirksjägermeister Johann Silberschneider zur Thematik. 

Zur neuen steirischen Wolfsverordnung meint Silberschneider: "Die Wolfsverordnung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir hatten zwar noch keinen Anlassfall, aber ich gehe davon aus, dass die im Gesetz beschlossene Vorgehensweise bei der Prüfung, ob die Voraussetzungen für einen Risiko- bzw. Schadwolf erfüllt sind, in Zukunft überarbeitet wird. Aktuell entscheiden zwei Amtssachverständige für Naturschutz und Wildökologie ob diese Voraussetzungen erfüllt werden. Ich würde mir wünschen, wenn auch Vertreter der Landwirtschaft und/oder Jäger eingebunden werden würden."

Nachdem der Wolf in mehreren Bundesländern für immer mehr Konflikte mit der Landwirtschaft sorgt, geht auch Silberschneider davon aus, dass man auch im Bezirk Deutschlandsberg demnächst mit einer Häufung von Sichtungen, Rissen etc. rechnen muss.

Bezirksjägermeister Johann Silberschneider spricht vob der Wolfsverordnung als einen "Schritt in die richtige Richtung". | Foto: Christine Hofer-Lukic
  • Bezirksjägermeister Johann Silberschneider spricht vob der Wolfsverordnung als einen "Schritt in die richtige Richtung".
  • Foto: Christine Hofer-Lukic
  • hochgeladen von Susanne Veronik

Meinungen aus der Region

Mit der Wolfsverordnung in der Steiermark war auch die Landwirtschaftskammer befasst. Dazu befragten wir Christian Polz, Obmann der Landwirtschaftskammer Bezirk Deutschlandsberg. "Wir sind froh, dass die Wolfsverordnung einmal in Kraft getreten ist. Schließlich ist somit nach einem gewissen Prozess eine Entnahme von Problemwölfen jetzt doch möglich. Mehr ist in der Steiermark derzeit nicht drin, obwohl wir uns das als Landwirte gerade für die Almwirtschaft mehr wünschen würden. Schließlich ist vor mehr als 100 Jahren der letzte Wolf in der Region erlegt worden und seither ist die Almwirtschaft regelrecht aufgeblüht. Dieser Zustand wäre anzustreben", meint Polz.

Einer, der seine Rinder jährlich auf die Almen lässt, ist Alois Kiegerl vom Bauernhof Priegl in Trahütten. Er sieht im Dialog und der Kontaktpflege zur Aufklärung über Abläufe in der Landwirtschaft den konstruktiven Ansatz, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

"Fakt ist, dass die Alm- und Weidewirtschaft nicht mit der Wiederansiedelung des Wolfes vereinbar ist. Das haben viele Leute jetzt verstanden. Wir brauchen die Nutztierhalung für gesunde Lebensmittel. Ich sehe daher die Wolfsverordnung durchaus positiv. Sie ist eben ein Kompromiss und ein erster Schritt in die richtige Richtung."
Alois Kiegerl, Rinderbauer in Trahütten

Kiegerl setzt selbst Vorsichtsmaßnahmen für seine Rinder, wenn sie auf der Alm sind: "Ich lasse keine Kuh mehr auf der Alm kalben." Gerade Kälber und hochtragende Mutterkühe sind nämlich Opfer von Raubtieren.

Das könnte dich auch interessieren:

Gewisse Wölfe dürfen künftig erlegt werden
Entwurf für Wolfsverordnung wird finalisiert
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.