Mehr für Bahn und Rad, wenig Geld für Straßen

Bürgermeister Josef Wallner diskutierte mit Leichtfried genauso wie Peter Kronberger (Prokurist der GKB) und Wolfgang Fehleisen (Leiter der Baubezirksleitung) (v.l.n.r.).
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  • Bürgermeister Josef Wallner diskutierte mit Leichtfried genauso wie Peter Kronberger (Prokurist der GKB) und Wolfgang Fehleisen (Leiter der Baubezirksleitung) (v.l.n.r.).
  • hochgeladen von Simon Michl

Neben Vertretern der GKB, der Baubezirksleitung und der Stadtgemeinde fanden sich vergangenen Dienstag auch einige Interessierte im BFI Deutschlandsberg ein, um einem Vortrag von Verkehrslandesrat Jörg Leichtfried (SPÖ) zu lauschen - hauptsächlich Männer, wie der langjährige EU-Politiker sofort bemerkte. „Die Verkehrspolitik ist männerdominiert“, gab Leichtfried zu. „Einmal im EU-Parlament flüsterte mir eine spanische Politikerin zu ‚I hate this transport machos‘.“ Nach elf Jahren in Brüssel leitet Leichtfried nun seit Juni 2015 das größte Dossier der Steiermärkischen Landesregierung, zu dem neben Verkehr auch Energie, Raumordnung, Umwelt- und Tierschutz sowie Sport zählt. Als Kern nennt Leichtfried die Verkehrspolitik („Verkehr beeinflusst einfach alles“), als seine Vorstellungen in diesem Bereich eine Verstärkung des öffentlichen Verkehrs und Erhöhung der Verkehrssicherheit.

Spezielles Zugverhalten der Steirer

Angesprochen auf mögliche günstigere Jahreskarten meinte Leichtfried: „Ich könnte auch Gratistickets für eine steirische U-Bahn anbieten. Das Problem ist: wir haben keine.“ Damit spielte er auf das Platzproblem der Bahn an. Zu den "Rush-Hour-Zeiten" sind die Züge teilweise schon zu voll, die Personenanzahl, die per Bahn von Graz nach Deutschlandsberg pendelt ist schon annähernd gleich hoch wie umgekehrt, erzählte Bürgermeister Josef Wallner. Ein altes, jahrzehntelang geübtes Zugfahrverhalten der Steirer, wie es Leichtfried ausdrückte, wäre damit nicht mehr möglich: „Jeder braucht zwei Sitze, weil er alles neben sich hinlegt, das geht jetzt nicht mehr.“ Daher will er lieber Kapazitäten ausbauen, anstatt die vorhandenen noch voller zu machen. Das sei ein Prozess, der Schritt für Schritt vorangeht, Leichtfried verglich ein Verkehrssystem mit einem Spinnennetz, das sich ausweiten muss.

Radverkehr soll gestärkt werden

Der Landesrat zeigte offen auf, dass diese Kapazitätserweiterungen in nächster Zeit vor allem in der Obersteiermark durchgeführt werden. Der Großraum Graz sei durch den Ausbau der S-Bahn mit der Umgebung ganz gut angebunden, das Tempo stimme im Nahverkehr dadurch auch. Die Regionalexpresszüge sollen schneller als geplant mit Cityjets ausgetauscht werden, die ÖBB gibt an, das WLAN-Problem bald in den Griff zu bekommen. Außerdem gibt es laut Leichtfried noch Anpassungen beim Mikroverkehr- und Kombiverkehr zu erledigen. Er möchte den kombinierten Verkehr (Rad und Zug sowie Rad und Bus) fördern, möglicherweise auch Linientaxis zum Verbundpreis anbieten - dort wo die Vertaktung der Busse ein Problem ist - und mehr P+R-Plätze schaffen. Die oft gebrachte Kritik, dass die S6 nicht beim Flughafen Thalerhof stehen bleibt, begründete Leichtfried mit einem Taktungsproblem der GKB und ÖBB.

Geld wird bald knapp

Die größte Herausforderung in seinem Amt sei das knappe Budget: „Wir haben in der Steiermark 500 Kilometer Landesstraßen, aber im Jahr nur 50 Millionen Euro zur Instandhaltung zur Verfügung“, so Leichtfried. Das Straßennetz sei in keinem guten Zustand mehr, hauptsächlich weil auf Landesstraßen „jene fahren, die dort nicht fahren sollen“. Leichtfried möchte daher entweder den Verursacher zahlen lassen („Dass die WKO derzeit gegen eine flächendeckende Maut kampagnisiert, kommt mir zugute, so wird mir wenigstens zugehört“) oder die Verkehrsstrafen drastisch erhöhen. Derzeit werden viele Straßen nur „geflickt“, was aber nur eine Zeit lang gut gehen könne. „Bei massiver Gefährdung der Sicherheit geht das nicht mehr, dann muss man die Straße sperren, anders weiß ich mir nicht mehr zu helfen,“ kritisiert Leichtfried die knappen Finanzmittel.

Bürgermeister Josef Wallner diskutierte mit Leichtfried genauso wie Peter Kronberger (Prokurist der GKB) und Wolfgang Fehleisen (Leiter der Baubezirksleitung) (v.l.n.r.).
"Ein Verkehrssystem ist wie ein Spinnennetz, das muss sich immer mehr ausweiten", erklärte Landesrat Jörg Leichtfried in seinem Referat.
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