Aufstieg als Geburtstagsgeschenk?
Der SC Stainz 1922 ist 100 Jahre alt

Torjubel im Spiel gegen Ehrenhauses 2021 | Foto: Langmann
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Der älteste Fußballklub im Bezirk Deutschlandsberg feiert 100 Jahre: ein Rückblick auf die lange und stets bewegte Geschichte des SC Stainz.

STAINZ. Nicht für Kameradschaftsverbände, Gesangsvereine oder Feuerwehren, sehr wohl aber für einen Fußballverein sind 100 Jahre eine beachtliche Zeit. Der Sportclub Stainz 1922 kann heuer – wie kein anderer Fußballklub im Bezirk Deutschlandsberg - auf dieses Jubiläum verweisen.

Gründung rund um die Zündwarenfabrik

1894 wurde mit der Vienna der erste österreichische Fußballverein ins Leben gerufen, 1902 und 1909 folgten der GAK und Sturm und bereits 28 Jahre nach dem Fußball-Einzug in Österreich gründete sich der A.A.C. Stainz-Solo (Arbeiter-Athletik-Club), der sich im Jahr 1949 die Bezeichnung Sportclub gab.
Die Gründung hat wohl sehr viel mit der Zündwarenfabrik Solo in Stallhof zu tun. Nach dem Weltkrieg herrschten Elend, Hunger und Not, da kam jede Ablenkung von der traurigen Situation nur recht. Und die Zündwarenfabrik, die damals rund 800 Mitarbeiter:innen beschäftigte, bot zwei Annehmlichkeiten: zum einen die Arbeit, zum anderen die Möglichkeit, Fußball zu spielen. Bezeichnenderweise waren es mit Stefan Dolinschek (damals 30) und Johann Wegleitner (damals 24) zwei Fabriksarbeiter, die das Heft in die Hand nahmen und bei der Vereinsbehörde um die Genehmigung ansuchten und diese mit Bescheid der Steiermärkischen Landesregierung vom 3. März 1922 auch erreichten.

Als Spielfeld diente das Areal der ehemaligen Gschiel-Ziegelteiche (heute Kindergarten und Festhalle Stallhof). Eine regionale Meisterschaft gab es damals noch nicht, das Firmenteam musste sich also mit Spielen untereinander und Vergleichskämpfen mit Mannschaften aus der Umgebung begnügen. 1928 war dann aber ohnehin Schluss: Firmenchef Florian Pojatzi schloss seinen Betrieb und mit einem Schlag war es auch mit dem Fußball zu Ende.

Schwierige Anfangszeit

Erst Mitte der 30er Jahre wurde dem Verein neues Leben eingehaucht. Als Spielfeld organisierten die Initiatoren Max Gamsjäger, Josef Obermeier und Willi Robl einen Pachtgrund der Forstverwaltung Meran in der Nähe des Bahnhofes (Deutschmann-Kreuz). Eingekleidet wurde das Team durch eine Spende von Franz Robl. Im Eröffnungsspiel am 7. Juni 1936 handelten sich die Stainzer ein 0:16 gegen den erst ein Jahr zuvor gegründeten Deutschlandsberger SC ein. Ein Paradoxon: Wegen der Bürgerbelästigung verbot der Gemeinderat das Fußballspielen auf öffentlichen Plätzen. Wenig später erübrigten sich alle Aktivitäten ohnehin: Der Verein wurde mit Erlass des Stillhaltekommissars vom 19. Juni 1938 von Amts wegen aufgelöst, wie mehr als die Hälfte der österreichischen Vereine.

Die Zuschauer stehen zu ihrer Mannschaft (Szene gegen Allerheiligen II 2013). | Foto: Langmann
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Recht bald nach dem Zweiten Weltkrieg hielt der Fußball wieder Einzug in Stainz. 1946/47 waren die Stainzer in der Meisterschaft des Steirischen Fußballverbandes zu finden. In der Kreisklasse West landeten sie am Ende auf Platz drei. Spielplatz war die Jahnwiese (alter Sportplatz), welche die Gemeinde 1941 übernommen hatte. Als Vergleich: In der Kreisliga waren zehn, steiermarkweit bereits 94 Vereine im Meisterschaftseinsatz. Heute sind es über 300.

Einsatz ist Trumpf bei Blau-Gelb (Szene SV Grenzland 2020) | Foto: Langmann
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Die 50er-Jahre

Im Jahr 1950 trat der Sportclub dem Dachverband Allgemeiner Sportverband Österreichs (ASVÖ) bei. Und das bereits als 1.-Klasse-Verein, in die Stainz dank einer Klassenneueinteilung aufgestiegen war. Mit Fritz Robl als Sektionsleiter entwickelte sich die Mannschaft kontinuierlich weiter. Der Aufstieg 1957/58 in die 1. Klasse Südwest war die logische Folge. Aus dieser Zeit stammt der heute noch gültige Ergebnisrekord mit 29:0 gegen Mooskirchen. Zum Lachen: Selbst Tormann Heinrich Komposch gelang in diesem Spiel ein Tor, nicht aber Mannschaftskapitän Fritz Robl. Erfreulich: In dieser erfolgreichen Phase war auch der Nachwuchs stets vorne zu finden. Für heutige Verhältnisse eigenartig: Ein Spieleraustausch war damals nicht möglich.

Die 60er-Jahre

Die 60er-Jahre können wohl als der Beginn einer modernen Fußball-Ära bezeichnet werden. Das Fernsehen brachte Fußballspiele ins Haus, die Besucherzahlen auf den Sportplätzen schnellten nach oben. Mehrere hundert Zuschauer bei den Heimspielen und viele Mitreisende zu Auswärtsspielen waren die Norm. Den sportlichen Höhepunkt bildete der Aufstieg 1967/68 in die Unterliga, die damals zweithöchste steirische Spielklasse. Der Makel: Es war eine Klassenneueinteilung, die den Stainzern als Zweitplatzierten den Sprung nach oben ermöglichte.

Im Paternoster

Ein stetes Ab und Auf kennzeichnete die Phase ab den 70er-Jahren. Abgestiegen in die 1. Klasse, versuchten Wohlgemuth, Töchterle, Orthaber & Co. vehement wieder Tritt zu fassen. Der Aufstieg gelang 1972/73. Was auch gelang: Mit der Firma Reiku konnte erstmals ein Sponsor an Land gezogen werden, der seine Werbung auf den Trikots zeigte. Was in dieser Zeit der Gebietsligazugehörigkeit erkannt wurde: der Einbau von Eigenbauspielern anstelle von "Legionären" aus Graz. Auch die Gemeinde trug zur Freude bei, als sie 1976 den Sportplatz mit zwei Nebenplätzen seiner Bestimmung übergab.

Derbytime ist auch die Zeit für Nostalgie

Es dauerte bis in die 1980er-Jahre, bis sich der Verein sportlich erholte. Mit zwei Aufstiegen kämpfte sich Stainz in die Gebietsliga zurück. Zum 60-Jahr-Jubiläum gab es auch Fußballkost vom Feinsten: Rapid Wien (1:12), Sturm Graz (3:12) und GAK (1:8) waren in Stainz zu Gast. Neuerlich Unterliganiveau erreichten die Blau-Gelben mit der Neueinteilung 1993/94, die den Stainzern als Zweite den Aufstieg ermöglichte.

1. Klasse: Der SC Stainz versinkt im Konfettiregen

Der weitere sportliche Verlauf bestätigte die Zuschreibung des Unsteten. Auf schöne Erfolge folgten unerklärliche Niedergänge. 2012 neuerlicher Aufstieg in die Gebietsliga, zwei Jahre später Rückfall in die 1. Klasse, 2018 wiederum Aufstieg in die Gebietsliga. Diese Klasse ist derzeit die Heimat des SC, die Zeichen auf einen Aufstieg in die Unterliga zum Vereinsjubiläum stehen gut: Stainz (28 Punkte) führt vor Söding und Allerheiligen II (beide 26) die Tabelle an.

Herbstfazit: Die verrückteste Liga der Steiermark

Heimat für andere Sportarten

Eine Besonderheit des Sportclubs Stainz sollte nicht vergessen werden: Er war die Heimstätte für andere Sportarten. Etwa die Sektion Skilauf, die von 1959 bis zur Gründung des WSV Rosenkogel im Jahr 1974 Teil des Vereins war. Die Begründung ist wohl in der Person von Heinrich Komposch zu sehen, der im Stainzer Fußballtor stand und auch Sektionsleiter der Skifahrer war. Noch länger – nämlich ab 1946 - waren die Sektionen Damen- und Herrenhandball Teil des Vereins. Handball im Freien lag damals, als es noch kaum großen Hallen gab, im Trend. Es war keine Seltenheit, dass 500 bis 600 Zuschauer die Heimspiele besuchten. Die Anreisen zu Auswärtsspielen – etwa nach Bärnbach, Leibnitz oder Maria Lankowitz – wurden per Zug absolviert. Eher kurz fiel das Beisammensein mit dem Sportclub für die Sektion Eisschießen, die sich aus "Auswanderern" des ESV Rassach unter der Leitung von Egon Haberschek zusammensetzte und ab 1983 auf der Eis- und Asphaltfläche hinter den Sportkabinen aktiv war. Nach schönen Erfolgen im Raika-Wintercup 1985/86 folgte ein Jahr darauf mangels ambitionierter Spieler das Aus.

Abschied für SC-Ikone Walter Kager | Foto: Langmann
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Über Fußball hinaus

Was den SC besonders auszeichnete? Auf gesellschaftlichem Parkett war er sehr aktiv. Skijöring, Krampuskränzchen oder Fackelparade in den 1950er- und 1960er-Jahren waren in der Bevölkerung sehr beliebt. Ein Veranstaltungsboom erfolgte unter Obmann Erich Jud, der Events wie Blumenball, Sporttage, Preisschnapsen, Faschingsumzug, Modenschau, Frühschoppen oder Tombola ins Leben rief. Das sorgte für ein aktives Außenbild und spülte zusätzlich Geld in die Vereinskasse. Anscheinend nicht ausreichend genug, denn nach der Jahrtausendwende war es einzig dem Sanierungsteam um Anton Resch zu verdanken, dass der Verein, der Spieler wie Erich Painsi, Rudolf Steinbauer oder Helmut Sturm hervorgebracht hat, nicht von der sportlichen Bildfläche verschwand. Heute halten Obmann Kurt Moser und sein Team das SC-Schiff auf solidem Kurs.

Der aktuelle Obmann heißt Kurt Moser | Foto: Langmann
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