Leben für den Reitsport
Isabella Willibald ist Vize-Staatsmeisterin

Ein Herz und eine Seele: Isabella Willibald mit ihrem  "Richterhof's Farbenfroh". | Foto: privat
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  • Ein Herz und eine Seele: Isabella Willibald mit ihrem "Richterhof's Farbenfroh".
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Isabella Willibald ist nicht nur steirische Landesmeisterin im Dressurreiten, sondern nach einem fulminanten Kürauftritt am Reiterhof Stückler in Kärnten jetzt auch frisch gebackenen Vize-Staatsmeisterin. In einem Interview erzählt die Amazone aus Oisnitz von ihren ersten Reitstunden, ihrer Kür zu Musik von Helene Fischer und natürlich von ihrem Seelenpferd "Richterhof's Farbenfroh". 

ST. JOSEF in der WESTSTEIERMARK. Er ist erst zehn Jahre jung und schon ein Muskel bepackter Athlet: "Richterhof's Farbenfroh", ein bunter Fuchs mit breiter weißer Blesse und ganz viel Ausdruck, Gangvermögen und Energie. Diese Energie weiß seine Besitzerin Isabella Willibald vom Reitsportzentrum Süd in Oisnitz/St. Josef in schwungvolle Höhepunkte im Dressurviereck zu lenken.

Der Erfolg spricht für sich:  Als amtierende steirische Landesmeisterin hat sich die Amazone  mit ihrem Bayrischen Warmblut den Titel zur Vize-Staatsmeisterin gesichert nur einen Wimpernschlag hinter dem Burgenländer Peter Gmoser vom Reitsportzentrum Pannonia Sieggraben. Was wie ein Mädchentraum klingt, ist das Ergebnis eines mitunter steinigen Weges, den Isabella Willbald mit Willenskraft und einem gewissen Maß an Sturheit verfolgt.

Über all den großen Erfolgen stehen die Liebe und die Leidenschaft zu den Pferden, die Isabella Willibald auch im hohen Alter ihrer Vierbeiner pflegt. MeinBezirk.at hat sich mit der passionierten Reiterin zu einem sehr persönlichen Gespräch getroffen.

  • Gleich die erste Frage, der alles andere zugrunde liegt: Wie ist deine Leidenschaft für Pferde gewachsen?

ISABELLA WILLIBALD: Ich kann mich nicht erinnern, ich glaube, das hat bereits mit meiner Geburt angefangen. Ich war schon immer geradezu besessen von Pferden, und das in einer Familie, in der niemand reitet. Ich weiß noch, dass ich bei jedem Kirtag, wo Pferde in der Kutsche eingespannt waren, den ganzen Tag mitgelaufen bin. Schließlich habe ich mich mit acht Jahren durchgesetzt, damit ich endlich Reitstunden nehmen durfte, das war im sogenannten "Marienhof" in Werndorf, eine Anlage die inzwischen gar nicht mehr existiert.

  • Dein erstes Pferd?

Mein erstes Lieblingspferd war ein Schulpferd namens "Merci", eine kleine braune Stute. Ich bin "Merci" zwei Jahre lang geritten, bis sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr da war, sie war einfach weg. Das hat mir als zehnjähriges Mädchen das Herz gebrochen. Ich bin sogar einige Monate nicht mehr geritten.

Mein erstes eigenes Pferd war "Flicka", eine kleine schwarze Salzburger Warmblutstute, die ich mit elf Jahren mieten durfte. Wir waren sogar gleich alt! Als ich 14 Jahre alt war, haben mir die Besitzer das Pferd geschenkt. Da ging es gar nicht um großartiges Reiten im Viereck. Wir waren oft nur am Halfter ohne Sattel in den Murauen ausreiten, mehr wollte ich gar nicht. Das war eine großartige Zeit und eine große Pferdeliebe aus der ich sehr viel für mein Leben mitnehmen konnte. Als "Flicka" nicht mehr zu reiten war, habe ich ihr einen Pensionsplatz organisiert. Sie war bis zu ihrem Ableben in meinem Besitz.

  • Dein Weg zum Dressurreiten?

Mit 14 Jahren habe ich im Fernsehen den Siegesritt von Nicole Uphoff, einer der besten deutschen Dressurreiterinnen ihrer Zeit, bei der Olympiade 1988 in Seoul  auf ihren Ausnahmepferd "Rembrandt" gesehen, mit dem sie insgesamt viermal olympisches Gold gewonnen hat. Und da war diese Passage auf der Schlusslinie vor dem Halten bei den Richtern. Diese edle Anmut hat mich so sehr begeistert, obwohl ich damals noch gar keine Ahnung hatte, was eine Passage überhaupt ist. So reiten zu können, das war mein Ziel. Von da an wollte ich nur noch Dressurreiterin werden und das habe ich strikt durchgezogen. 

  • Was ist für dich die Faszination an Dressursport?

Jedes Pferd ist einzigartig in seiner Persönlichkeit, sodass ich mich bei der Arbeit unter dem Sattel stets aufs Neue individuell auf das jeweilige Wesen einstelle. Dass es möglich ist, so eine Harmonie zwischen Pferd und Reiter zu erreichen, begeistert mich immer wieder. Es ist dieser gemeinsame Weg bis zu so einem eleganten Auftritt voller Präzision und Leichtigkeit im Ausdruck, der mich so fasziniert.

  • Wie ist der Sprung in den großen Sport gelungen?

Ich bin stur genug! Ich wollte unbedingt diesen Weg gehen. Davon waren meine Eltern nicht gerade begeistert, für sie stand einmal das Studium im Vordergrund. Ich habe aber mein Jus-Studium für die Reiterei an den Nagel gehängt. Ich hatte also keine Laufbahn in der Jugend- und Junioren-Reiterei wie viele andere, sondern ich bin erst mit 20 Jahren mein erstes Turnier gestartet. Dabei musste ich bei wenig eigenem Geld alles selbst organisieren. Mein erstes Sakko hat mir meine Oma geschneidert, ein gekauftes wäre mir nämlich zu teuer gewesen. Schließlich hat sich der Erfolg beständig weiter entwickelt. 

Landesmeisterschaften im Dressurreiten am Auhof in Fernitz. Den Titel in der schweren Klasse erritt Isabella Willibald auf ihrem Bayrischen Warmblut  "Richterhof's Farbenfroh". | Foto: privat
  • Landesmeisterschaften im Dressurreiten am Auhof in Fernitz. Den Titel in der schweren Klasse erritt Isabella Willibald auf ihrem Bayrischen Warmblut "Richterhof's Farbenfroh".
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  • Du bist Profireiterin, was genau kann man sich darunter vorstellen?

Mein damaliger Ehemann Ewald Willibald hat diesen Stall in Oisnitz/St. Josef gepachtet und hat mir auch den finanziellen Hintergrund zur Ausübung des Reitsportes gegeben. Wir hatten mehrere junge Pferde, die wir selbst ausgebildet haben. Dabei sind immer mehr Leute zu mir gekommen, die mich gefragt haben, ob ich nicht auch deren Pferde reiten würde. Damit alles Hand und Fuß hat, habe ich die Ausbildung zum staatlich geprüften Dressurtrainer abgeschlossen, sodass ich mit diesem Hintergrund sowohl unterrichten, als auch Pferde ausbilden kann. Inzwischen führen Heimo und Bettina Kendlbacher den Stall in Oisnitz. Ich bin als selbstständige Dressurtrainerin dort geblieben und habe so mein Hobby und meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Für mich gibt es nichts Schöneres!

  • Man kennt dich als Einzelreiterin, aber wie stehst du zum Mannschaftssport?

Das Reiten in der Mannschaft ist großartig und soll möglichst Spaß machen. Es fördert den Zusammenhalt und den Teamgeist enorm. Ich freue mich außerordentlich, dass wir als Mannschaft für das Reitsportzentrum Süd schon mehrere Male die Landesmeisterschaften gewonnen haben, denn das ist nicht nur eine reiterliche Leistung sondern auch als Trainer, als Club und vor allem als gut eingespieltes Team. Heuer hatte ich sogar eine Mannschaft bei den ländlichen Landesmeisterschaften mit zwei erst 14-jährigen Mädchen, die enorm abgeliefert haben. Wir haben sogar gewonnen! Das ist für mich als alten Hasen noch berührender, als wenn ich als Profi im Einzel etwas gewinne.

  • Einer deiner aktuellen Stars im Oisnitzer Stall ist "Richterhof's Farbenfroh",  wie bist du zu ihm gekommen?

Den "Farbenfroh" hat der Heimo Kendlbacher für mich bei Züchtern in Kärnten entdeckt. Er war davon überzeugt, dass er gut piaffieren wird, weil er bei allem Talent ein richtiger Wirbelwind ist. Man musste seine Energie erst in geregelte Bahnen lenken. Daher habe ich auch etwas gezögert, da ich mir gar nicht sicher war, ob ich mit einem derart temperamentvollen Pferd gut zurecht komme. Nach eine Monat in Probe habe ich den Schritt zum Kauf von "Farbenfroh" gewagt. Dieser Mut ist voll aufgegangen.

Haben gut zusammengefunden: Der bunte Fuchswallach "Richterhof's Farbenfroh" und Isabella Willibald vom Reitsportzentrum Süd in Oisnitz.  | Foto: Heimo Kendlbacher
  • Haben gut zusammengefunden: Der bunte Fuchswallach "Richterhof's Farbenfroh" und Isabella Willibald vom Reitsportzentrum Süd in Oisnitz.
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  • Der Erfolgs-Weg mit "Farbenfroh?"

Der jetzt zehnjährige Fuchs hat sich enorm entwickelt und ist bereits mit sieben Jahren in der Klasse S gestartet, und das auch international. Bereits achtjährig konnte ich ihn im Grand Prix vorstellen. Das ist sehr außergewöhnlich. "Farbenfroh" ist so ein blitzgescheites und bewegungsfreudiges Pferd und durch unseren gemeinsamen Weg auch sehr auf mich bezogen. Er ist mein Seelenpferd.

  • Und dein Seelenpferd zuvor?

Das war und ist der "Don Giovanni". Er ist von 7 bis 17 Jahren im Grand Prix gestartet. Jetzt genießt er seine Pension und erfreut sich mit bereits 29 Jahren bester Gesundheit. Das zeigt, dass ein Pferd auch nach so vielen Jahren im großen Sport durch die gymnastisch aufbauende Arbeit in der Dressur sehr wohl bis ins hohe Alter psychisch und physisch gesund bleiben kann. Allerdings muss man so ein Pferd mit ganz viel Umsicht, Herz und Hirn einsetzen und dann auch im Alter pflegen, schließlich ist es ein Partner und kein Sportgerät.

"Es ist für mich selbstverständlich, dass man ein Pferd bis ins hohe Alter pflegt und ehrt und dass man die Freude nicht verliert, nur weil es nicht mehr im Sport geht. Meinen Pferden soll es auch im Alter gut gehen."
Isabella Willibald

  • Was bedeutet der aktuelle Landesmeister-Titel für dich?

Ich war sieben mal Landesmeisterin, einige Male mit "Don Giovanni" sowie mit "Willibald's Independent", ein toller holländischer Hengst im Besitz der Familie Krauthaufer. "Independent", der liebevoll "Mauro" genannt worden ist, wurde 27 Jahre alt und war auch im Grand Prix sehr stark. Ich habe diesen Hengst sehr geliebt und ihm auf meinem Weg sehr viel zu verdanken.

Das letzte Mal holte ich mir den Landesmeister-Titel 2011 im RC Auhof in Fernitz bei Graz. Und jetzt nach langen zwölf Jahren bin ich wieder im Auhof Landesmeisterin in der schweren Klasse geworden, das freut mich wirklich sehr. Es hat dazwischen einfach nicht gepasst. Schließlich haben wir gute und starke Reiter in der Steiermark. Das ist keine "g'mahte Wies'n".

  • Und der Titel zum Vize-Staatsmeister?

Das ist die Krönung der heurigen Saison. Auf diesem Niveau wird einem nämlich gar nichts geschenkt. Ich war mit "Don Giovanni" schon dritter und vierter bei Staatsmeisterschaften und heuer ist sich der Vize-Staatsmeister mit "Farbenfroh" ausgegangen. Dabei war es bis zum Schluss extrem knapp zwischen dem Burgenländer Peter Gmoser und mir, es waren letztlich nur 0,82 Punkte um. "Farbenfroh" war gut konzentriert und ist trotz der warmen Temperaturen einfach richtig gut gegangen.

"Es ist mir wichtig, dass diese Harmonie, die ich beim Reiten mit meinem Pferd empfinde, auch ausgestrahlt wird."
Isabella Willibald

Fast 75 Prozent bei der Musikkür habe ich noch nie erreicht, das war ein absolutes Highlight. Ich musste sogar lachen während der Kür, weil es so gut gelaufen ist. Schließlich habe ich die Kür sogar knapp vor Gmoser gewonnen.

  • Du hast eine besondere Musikkür, welche?

Ich bin bekennender Helene Fischer-Fan. Ihre Schlager habe oft beim Training mit "Farbenfroh" gehört und bin dabei der Meinung, dass wir uns dazu besonders beschwingt bewegen. Also, habe ich ein Helene Fischer-Medley für die Kür von der deutschen Musikproduzentin Nicole Pendzich zusammenstellen lassen. Wenn ich jetzt zur Kür einreite, erklingen die "Regenbogenfarben", mit dieser für mich so treffenden Textzeile:

"Hast du Träume, die du nicht erreichen kannst?
Gefühle, die du niemandem zeigen darfst?
Die gibt es nicht ."

Das war vor vier Jahren aktuell, da war "Farbenfroh" erst sechs Jahre jung. Und ja, mein Traum war, wieder Anschluss im Grand Prix zu schaffen. Mit "Farbenfroh" ist dieser Traum jetzt wahr geworden.  

Dream-Team: Isabella Willibald und "Richterhof's Farbenfroh" bei der Ehrenrunde als Vize-Staatsmeisterin am Reiterhof Stückler in Kärnten  | Foto: István Lehoczky
  • Dream-Team: Isabella Willibald und "Richterhof's Farbenfroh" bei der Ehrenrunde als Vize-Staatsmeisterin am Reiterhof Stückler in Kärnten
  • Foto: István Lehoczky
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  • Wie sieht so eine Trainingswoche vor einem Wettbewerb aus?

Derzeit hat "Farbenfroh" ja Pause. Aber vor einem Bewerb wird er vier bis fünf Mal in der Woche trainiert. Dabei habe ich jeweils einen genauen Plan, welche Lektionen ich üben möchte. Ich bin mit mir selbst sehr streng, damit ich nicht mehr als eine halbe Stunde pro Trainingseinheit reite. Dazwischen gibt es natürlich Schrittpausen, die wichtig sind für die Sehnen, die Muskulatur und für den Kopf. Es ist mir sehr wichtig, das Pferd gesund zu erhalten. "Farbenfroh" hat eine Box mit Paddock, er liebt es in der Schrittmaschine zu gehen und darf auch auf die Koppel wenn es die Bodenverhältnisse erlauben. Er darf einfach Pferd sein.

  • Was sind deine nächsten Ziele?

Ich wünsche mir Gesundheit für meinen Sohn, für meine Familie, für meine Tiere und auch für mich selbst - und wenn es geht auch ein bisschen Glück.

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