TV Südsteiermark
Neue Zuordnung der Ortsklassen ab 2024

Die Schilchertage in Stainz sind ein touristisches Aushängeschild für die ganze Region, heuer von 11. bis 13. August  | Foto: Langmann
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  • Die Schilchertage in Stainz sind ein touristisches Aushängeschild für die ganze Region, heuer von 11. bis 13. August
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Ab Jänner treten die neuen Ortsklassen in Kraft, die dann bis 2030 Gültigkeit haben - eine Verordnung des Landes Steiermark, die allerdings nicht in Stein gemeißelt ist. Im Rahmen der dreimonatigen Begutachtungsfrist zur Ortsklassenverordnung noch bis 4. August können Gemeinden nämlich die Einstufung in eine höhere Ortsklasse zu beantragen, was zwar eine Aufwertung als Tourismusgemeinde bedeutet aber zugleich höhere Abgaben für die Interessenten sprich Betriebe. Im Bezirk Deutschlandsberg wird diese Möglichkeit unterschiedlich gehandhabt.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Mit der Ortsklassen-Einstufung werden alle steirischen Gemeinden nach ihrer Bedeutung für den Tourismus in Stufen von A (hoch) bis D (keine Tourismusgemeinde) eingestuft. Alle sieben Jahre wird gemäß dem Tourismusgesetz des Landes Steiemark die Einstufung der Ortsklassen evaluiert und angepasst. Ein gewisses Mitspracherecht haben dabei auch die Gemeinden. Zumindest wenn es um die freiwillige Aufstufung von einer Nicht-Tourismusgemeinde (Klasse D) zu einer Tourismusgemeinde geht. (von D auf C, B oder A oder von C auf B oder A oder von B auf A) 
Die Gemeinden können sich immer freiwillig aufstufen lassen. Dazu müssen sie die Anforderungen in den Vorgaben vom Land Steiermark durchlaufen. 

Zur Einstufung

Ausschlaggebend für die jeweilige Einstufung ist eine Maßzahl, die sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt. Diese Maßzahl ist wiederum maßgeblich für die Höhe der Interessentenbeiträge, die jedes Unternehmen – egal ob Tourismusbetrieb oder beispielsweise eine Arztpraxis – in einer Tourismusgemeinde je nach Ortsklasse zu entrichten hat.

Je höher die Einstufung einer Gemeinde, desto höher der Interessentenbeitrag. Wobei die Interessentenbeiträge sich auch wieder in Unterteilungen aufsplitten. Daher zahlen reine Gastronomiebetriebe zahlen höhere Beiträge, als wie oben schon angeführt Arztpraxen. Auch innerhalb der Sparten ergeben sich Unterschiede, wobei Umsatz und Betriebsgröße eine Rolle.

Aufwertungen werden in Anspruch genommen

Die Gemeinden selbst haben keinen Zugriff auf die Höhe der Interessentenbeiträge, noch auf eine freiwillige Abstufung – nur eine Aufstufung ist möglich und wird auch in Anspruch genommen, wie Markus Poleschinski vom Büro der Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl erläutert: "In der Steiermark gibt es 64 Gemeinden, die mit Klasse D nicht als Tourismusgemeinde eingestuft sind. In Wirklichkeit wären es viel mehr, wenn sich viele Gemeinden nicht freiwillig in die Stufe C aufstufen hätten lassen."

"Erst durch die Einstufung als Tourismusgemeinde ist es erst möglich, dass Tourismusbetriebe aus dieser Gemeinde Fördermöglichkeiten aus dem Tourismustopf in Anspruch nehmen können."
Markus Poleschinski vom Büro der Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl 

Die Interessentenbeiträge fließen also in die Finanzierung der Tourismusverbände und in den Tourismus-Fördertopf. Die Höhe der Interessentenbeiträge variiert von Jahr zu Jahr und lag in der Steiermark zuletzt bei insgesamt rund 16,5 Millionen Euro.

Stainz und St. Stefan bleiben in Klasse C

Für Sprengstoff hat diese Klassifizierung bereits vor sieben Jahren gesorgt, als die Gemeinden Stainz und St. Stefan ob Stainz in der Ortsklasse C eingeordnet worden sind. In beiden Gemeinden hat man nach einer im Gemeinderat beschlossenen Umfrage unter den Interessensvertretern sprich unter sämtlichen Betrieben eine Aufwertung in Klasse B in Anspruch genommen. 
Jetzt, sieben Jahre später, stehen sowohl St. Stefan ob Stainz als auch Stainz wieder vor der selben Situation. Diesmal ist von einer Aufstufung keine Rede.

Die Weingärten Hochgrail in St. Stefan ob Stainz | Foto: Veronik
  • Die Weingärten Hochgrail in St. Stefan ob Stainz
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"Wir werden in Abstimmung mit der Marktgemeinde Stainz keine Aufwertung mehr in die Stufe B forcieren. Auch wenn es damit weniger Einnahmen für den Tourismusverband bedeutet, so ist es doch eine Entlastung für die Betriebe."
Bgm. Stephan Oswald aus St. Stefan ob Stainz.

In dieselbe Kerbe schlägt Karl Bohnstingl, seit diesem Frühjahr Bürgermeister der Marktgemeinde Stainz.

"Die Interessenten-Beiträge haben schon immer für Diskussionen gesorgt. Daher werden wir jetzt in der Stufe C bleiben, auch wenn wir dadurch möglicherweise weniger Werbung über den Tourismusverband erhalten. Die Firmen werden so entlastet"
Karl Bohnstingl, Bürgermeister der Marktgemeinde Stainz

Stainz | Foto: Roland Montaperti

Pölfing-Brunn wird Tourismusgmeinde

Für eine Umfrage unter den Interessentinnen und  Interessenten sprich Betrieben hat man sich in Pölfing-Brunn entschieden, die in Stufe D,  also als Nicht-Tourismus-Gemeinde klassifiziert ist.

"Wir haben eine Umfrage unter den 99 Betrieben gestartet. Davon hat sich gut ein Drittel mit einer positiven Antwort für eine Aufstufung in die Ortsklasse C zurückgemeldet. Daher haben wir jetzt auch im Gemeinderat einstimmig den Antrag für eine höhere Klassifizierung in Stufe C beschlossen", so Hannes Schlag, seit April dieses Jahres Bürgermeister von Pölfing-Brunn.

"Eine Tourismusgemeinde zu sein, ist wesentlich für unsere Weiterentwicklung." 
Hannes Schlag, Bürgermeister von Pölfing-Brunn

Im Bezirk Deutschlandsberg sind nur die BezirksstadtDeutschlandsberg und der Kurort Bad Schwanberg in der Ortsklasse B eingestuft, alle weiteren Gemeinden des Bezirkes in C oder D als nicht-Tourismusgemeinden.

Sollen die Ortsklassen aufgehoben werden?

Zur Einstufung der geänderten Ortsklassen

Geänderte Einstufung bisheriger Tourismusgemeinden ab 2024 im Tourismusverband Südsteiermark, Bezirke Deutschlandsberg und Leibnitz
D = keine Tourismusgemeinde / A,B,C = Tourismusgemeinden (Beiträge: A > B > C / D Betriebe zahlen keine Beiträge) 

  • Aflenz: A zu B
  • Ehrenhausen an der Weinstraße: B zu A
  • Leibnitz: A zu B
  • Sankt Stefan ob Stainz: B zu C
  • Stainz: B zu C
  • Pölfing-Brunn: C zu D, (lässt sich nach Umfrage zu C aufwerten und ist somit wieder eine Tourismusgemeinde

Auch im Tourismusbverband sieht man Aufwertungen als Gewinn:

"Jede Abstufung bedeutet einen finanziellen Verlust sowohl für den Verband als auch für die Gemeinden, die dann ihren Schwerpunkt in touristischen Belangen durch eine geringere Bewerbung verlagern müssen."
Herbert Germuth
, Vorsitzender des Tourismusverbandes Südsteiermark

Beherzte Worte der Geschäftsführerein Melanie Koch


MeinBezirk.at hat Melanie Koch, Geschäftsführerin Tourismusverband Südsteiermark zu diesem brisanten Thema befragt:

  • Was bedeuten die Interessentenbeiträge?

MELANIE KOCH: Für die Interessentenbeiträge, die sich anhand der Ortsklassen für jeden Betrieb ableiten lassen, bezahlen die Betrieb bzw. Interessentinnen und Interessenten, abhängig von Größe und Umsatz etc., einen gewissen Betrag an den Tourismusverband. Die Gemeinden fungieren dabei als reines Verwaltungsorgan.

Der Interessentenbeitrag ist eine gesetzliche Abgabe für die touristische Entwicklung in einer Region. Jeder Betrieb profitiert vom Tourismus – direkt oder indirekt – und wenn es viele Gäste gibt, ist die Wertschöpfung für die Region und alle Betriebe sehr positiv.

Melanie Koch ist Geschäftsführerin des im Vorjahr gegründeten Tourismusverbandes Südsteiermark. | Foto: Leitner
  • Melanie Koch ist Geschäftsführerin des im Vorjahr gegründeten Tourismusverbandes Südsteiermark.
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  • Was bedeuten die neuen Einstufungen für den TV Südsteiermark und für allem für das Budget?

MELANIE KOCH:  Für den Tourismusverband Südsteiermark und unsere touristische Arbeit sind die Einstufungen der D-Gemeinden (Nicht-Tourismusgemeinden) nicht vorteilhaft. Diese D-Gemeinden dürfen nicht von uns beworben werden (Kommissionsbeschluss), dass heißt das Angebot der Gemeinden (Rad-Wanderwege, Schwimmbäder, Spielplätze, Gastronomie, Ausflugziele etc.) und auch die ansässigen Betriebe/Vermieter dürfen vom Tourismusverband nicht in der Bewerbung vorkommen.

Dass ist natürlich bei Gemeinden wie Groß St. Florian mit dem neuen Bahnhof Weststeiermark, dem Feuerwehrmuseum oder St. Josef mit dem Wanderweg und Hauben Gastronomie, Preding/Wettmannstätten mit dem Tierpark, Pölfing Brunn mit sehr aktiven Betrieben, die uns immer auf Messen begleiten, ein massiver Nachteil. Man denke auch an Rad- und Wanderwege – Betriebe entlang dieser Wege dürfen auf unseren Drucksorten, Website, Tourenportalen nicht dargestellt werden. Der Gast als Nutzer wird es nicht verstehen, warum hier plötzlich weiße Löcher auf der Landkarte der Südsteiermark sind.

  • Worauf ist die Klassifizierung zurückzuführen?

MELANIE KOCH:  Die Einstufungen werden alle sieben Jahre von Seiten des Landes nach diversen Parametern durchgeführt. Problematisch ist natürlich, dass Gemeinden die sich bereits freiwillig aufgestuft haben (wie St. Stefan und Stainz) durch diese Neueinstufung Seiten des Landes wieder zurückgestuft werden und aktiv wieder von vorne für eine freiwillige Aufstufung beginnen müssten.

  • Worin liegen die Vorteile?

MELANIE KOCH: Vorteile haben diese Abstufungen definitiv keine. Für den Betrieb macht die Abstufung eine minimale Veränderung seines finanziellen Beitrages aus. Das ist keine Ersparnis.

Für den Tourismusverband macht es in Summe auf alle Gemeinden gesehen viel aus und das wirkt sich auf das Budget und somit auf die Schlagkräftigkeit des Tourismusverbandes Südsteiermark in der Bewerbung der beiden Bezirke Deutschlandsberg und Leibnitz und unseres Angebotes aus.

In unserer Arbeit geht es um das touristische Verständnis und den Weitblick für die touristische Entwicklung der Bezirke Deutschlandsberg und Leibnitz. Wir wollen gemeinsam mit unseren Betrieben und Gemeinden im Tourismus für die Südsteiermark weiterkommen und die Region weiterentwickeln und nicht stehen bleiben. Eine positive Entwicklung der Tourismusregion Südsteiermark mit beiden Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz geht nur mit den notwendigen finanziellen Mitteln.
Melanie Koch, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Südsteiermark

  • Die Nachteile?

MELANIE KOCH:. Wir sehen die Region Südsteiermark als Einheit und stellen unsere Leuchttürme in das Schaufenster. Durch die verminderten finanziellen Mittel im Jahr 2024 wird die Möglichkeit eingeschränkt, auf unseren Zielmärkten groß aufzutreten und die Region zu bewerben.

Der Zusammenschluss zur Erlebnisregion Südsteiermark hat dieses große Denken möglich gemacht. Die kleinen Altverbände früher konnten sich so große Werbeaktionen nicht leisten. Der neue Tourismusverband Südsteiermark macht aktuell große Werbekampanien im In- und Ausland, macht Fernseh- und Radio-, Onlinewerbung um Gäste von der Südsteiermark zu begeistern. Hier wird uns nächstes Jahr einiges an Budget fehlen -und das wird sich auf die Veranstaltungsunterstützungen, unser Marketing etc. für die gesamte Region (egal welche Ortsklasse) auswirken.

Die Klassifizierungen in den Bezirken Deutschlandsberg und Leibnitz, Tourismusverband Südsteiermark im Detail:

Die neue Einstufung:
Die neue Einstufung aller Tourismusgemeinden in der Steiermark ab 1. Jänner 2024 laut Verordnungsentwurf:
D = keine Tourismusgemeinde / A,B,C = Tourismusgemeinden (Beiträge: A - B - C / D keine Tourismusgemeinde zahlt keine Beiträge)

Gemeinde Ortsklasse ab 2024 (Ortsklasse bisher)

  • Allerheiligen bei Wildon D (C)
  • Arnfels C (C)
  • Bad Schwanberg B (B) 
  • Deutschlandsberg B (B)
  • Ehrenhausen an der Weinstraße A (B)
  • Eibiswald C (C)
  • Frauental an der Laßnitz C (C)
  • Gabersdorf D (D)
  • Gamlitz A (A)
  • Gleinstätten C (C)
  • Gralla D (D)
  • Groß Sankt Florian D (D)
  • Großklein C (C)
  • Heiligenkreuz am Waasen D (C)
  • Heimschuh C (C)
  • Hengsberg D (D)
  • Kaindorf B (B)
  • Kitzeck im Sausal B (B)
  • Lang D (D)
  • Lannach C (C)
  • Lebring-Sankt Margarethen C (C)
  • Leibnitz B (A)
  • Leutschach an der Weinstraße A (A)
  • Oberhaag C (C)
  • Pölfing-Brunn D (C) 
  • Preding D (D)
  • Ragnitz C (D)
  • Sankt Andrä-Höch C (C)
  • Sankt Georgen an der Stiefing D (D)
  • Sankt Josef (Weststeiermark) D (D)
  • Sankt Martin im Sulmtal C (C)
  • Sankt Nikolai im Sausal C (C)
  • Sankt Peter im Sulmtal C (C)
  • Sankt Stefan ob Stainz C (B)
  • Sankt Veit in der Südsteiermark C (C)
  • Schwarzautal D (D)
  • Stainz C (B)
  • Straß in Steiermark C (C)
  • Tillmitsch D (D)
  • Wagna C (C)
  • Wettmannstätten D (D)
  • Wies C (C)
  • Wildon C (C)

Die Basis für diesen Beitrag mit der Auflistung aller Gemeinden lieferte Regionaut Johannes Ulrich – herzlichen Dank dafür!

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