Mehl- und Energiepreise steigen
So reagieren unsere heimischen Bäckereien

- Waltraud Hilberger ist in der Bäckereifiliale "Freydl" am Stainzer Hauptplatz für die Kunden da.
- Foto: Katrin Löschnig
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Das Mehl ist teurer und die Energiepreise steigen. Die heimischen Bäckereien reagieren unterschiedlich auf die Situation: Während viele Bäcker:innen ihre Preise erhöhen müssen, will die Bäckerei Bartl die Kosten für die Kundschaft nicht nach oben setzen.
STAINZ/ST. STEFAN OB STAINZ/DEUTSCHLANDSBERG. Die Filiale der Bäckerei Freydl befindet sich am Stainzer Hauptplatz - mehrmals täglich werden frische Backwaren von der Bäckerei in unmittelbarer Nähe zum Ortszentrum dorthin angeliefert. Doch in letzter Zeit tun sich, wie auch bei anderen Bäckern, Probleme auf.
"Unser größtes Problem ist aktuell der Rohstoff Mehl. Von 2021 bis 2022 hat sich der Mehlpreis verdoppelt. Der Grund dafür ist, dass sich der Rohstoff Weizen vom letzten Jahr auf heuer um 120 Prozent verteuert hat. Dieser Rohstoff wird an der Börse gehandelt."
Karl Freydl, Bäckermeister aus Stainz
Außerdem sei der Energiepreis aktuell vier- bis fünfmal teurer als normal. Bekannt ist auch die Preiserhöhung von Heizöl oder Diesel, die man auch im Bezirk Deutschlandsberg stark zu spüren bekommt. Überraschend mag für manche sein, dass der Krieg und die schwierige Situation in der Ukraine, der "Kornkammer Europas", laut Freydl noch gar keine Ursache für die erhöhten Preise der Backwaren ist.
"Jetzt spüren wir die Effekte aus der Rohstoff-Teuerung. Die Auswirkungen, die sich aus der Situation in der Ukraine ergeben, werden uns erst später treffen", meint Karl Freydl. Der Bäckermeister geht davon aus, dass sie Tages- oder Monatspreise für ihr Gebäck festlegen müssen, weil große Schwankungen erwartet werden.
Kund:innen zeigen Verständnis
In der Bäckerei Freydl hat man schon im Herbst vorangekündigt, dass Preise für Brot und Gebäck erhöht werden. Natürlich fallen die höheren Preise auch der Kundschaft auf. "Teilweise gibt es Verständnis. Unsere Kunden kaufen gerne regional und sind einfach froh, dass sie etwas bekommen", so Freydl. Die Lebensmittelknappheit in der Ukraine treffe die Menschen, sie schätzen sich glücklich, einfach an Lebensmittel kommen zu können.
"Jetzt spielt auch die Angst vor dem Krieg hinein. Die Leute erinnern sich an den Krieg zurück und sind es gewohnt, zu rationieren. Sie sind froh, gut versorgt zu sein."
Karl Freydl
Freydl weist darauf hin, dass sich die Preise für die Kund:innen bei den Backwaren gar nicht so extrem erhöht haben, wenn man einen Vergleich zum Tanken herstellt. Es handle sich im Schnitt um wenige Euro. Welche Maßnahmen dennoch ergriffen werden können? "Wir produzieren bewusster, nicht im Überfluss. Wenn etwas aus ist, dann ist es aus. Wir haben aber schon immer so gedacht", meint Freydl.
Auch in St. Stefan ob Stainz ist die Sorge groß: Die Bäckerei Klary im Ortskern von St. Stefan, die bereits zahlreiche Auszeichnungen für ihr Brot und Gebäck vorweisen kann, hat mit den erhöhten Kosten zu kämpfen. "Es ist schon schwer jetzt. Manche glauben, dass nur unsere Produkte teurer werden. Man muss seine Preise aber erhöhen, wenn alle teurer werden", klagt Günther Klary. Die Privatkundschaft zeige bei ihm aber großes Verständnis. Zwei Mal musste die Bäckerei Klary bereits ihre Preise erhöhen - und darauf hatte die Situation in der Ukraine noch gar keinen Einfluss.
Kleine Bäckereien leiden besonders
"Für uns kleine Bäcker wird es besonders schwierig, weil die Kunden dann einfach zum Nahversorger gehen", so Klary. Große Bäckereien könnten sich zumindest ein bisschen abfangen, weil sie an solche Geschäfte liefern. Mit den drei Autos der Bäckerei Klary kommen natürlich auch hier erhöhte Spritpreise hinzu, die die Lage erschweren. "Ich kann gar nichts tun", meint Klary und ergänzt: "Es ist ein großes Problem für die kleinen Bäcker." Klary kann die Situation aktuell noch gut stemmen: "Ohne unsere guten Mitarbeiter:innen könnten wir das nicht überleben. Sie sind sehr flexibel, deshalb fahren wir derweil auch sehr gut."
"Jetzt brauchen wir nicht jammern, aber wenn das mit der Ukraine kommt, dann wird es schlimm."
Günther Klary

- Das Team der Bäckerei Klary aus St. Stefan: Chefin Kirsten Klary mit Gottfried Zierer, Geralt Schröttner und Edmund Pötzel.
- Foto: Bäckerei Klary
- hochgeladen von Katrin Löschnig
Bartl will Preise für Kunden nicht erhöhen
Auch die Bäckerei Bartl am Hauptplatz in Deutschlandsberg muss sich der schwierigen Situation stellen. Doch hier will man einen anderen Lösungsweg nehmen:
"Ich habe meinen Laden 40 Jahre und möchte den Kund:innen ein kleines Dankeschön in der jetzigen Situation zurückgeben. Wir werden die Preise in nächster Zeit nicht erhöhen."
Wolfgang Bartl, Bäckermeister in Deutschlandsberg
Keine leichte Entscheidung, denn natürlich wäre eine Preiserhöhung nun eine logische Schlussfolgerung für den Betrieb. "Würde ich beinhart wirtschaftlich denken, könnte ich mir diesen 'Spaß' nicht erlauben", so Bartl. Die Differenz allein des Getreide- und Ölpreises im Vergleich zum Vormonat liege bei ihm bei fast 6.000 Euro.

- Die Mitarbeiterin Ana Maria Helbl lebt in Slowenien und fährt jeden Tag über den Radlpass, um in der Bäckerei Bartl zu arbeiten.
- Foto: Bäckerei Bartl
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"Österreich könnte Selbstversorger sein"
Laut Bartl werde die Situation aktuell dramatisiert. Natürlich sei der Mehlpreis gewaltig gestiegen, aber das sei nicht das Ausschlaggebende auf den Produktpreis: "Der Produktpreis macht sich eher bemerkbar, wenn zum Beispiel die Löhne wieder steigen." Außerdem erwähnt er, dass nicht nur die Bäcker aktuell hart getroffen werden:
"Es wird ja nicht nur das Mehl und das Heizöl teurer, sondern alles wird steigen. Es trifft nicht nur die Bäcker."
Wolfgang Bartl
Die Situation in der Ukraine beobachtet er etwas gelassener als seine Bäcker-Kolleg:innen in der Region: "Die Ukraine ist der drittgrößte Getreideproduzent der Welt. Natürlich, wenn der wegbricht, dann macht das die Situation nicht einfacher. Aber nach meinem Wissensstand wäre Österreich in der Lage, Selbstversorger auf dem Getreidesektor zu sein, weil wir sogar Getreide in 1A-Qualität exportieren. Österreichisches Getreide ist auf dem Weltmarkt sehr gefragt", meint Bartl.
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