LKH-Verbund ganz im Zeichen der Zeit

Prim. Dr. Gottfried Filzwieser. | Foto: KK

Der Spitalsverbund aus den LKH Deutschlandsberg und Voitsberg ist seit 1. Jänner Realität. Medizinisch geleitet wird das LKH Weststeiermark von Prim. Gottfried Filzwieser, seines Zeichens ärztlicher Direktor und Abteilungsvorstand der Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Seit Jahresbeginn ist der LKH-Verbund jetzt Realität. Wie ist Ihre bisherige Bilanz?

PRIM. GOTTFRIED FILZWIESER: Es ist alles nach Plan verlaufen. Wir haben zwar in diesem bis jetzt noch kurzen Zeitraum keine Zahlen erhoben, aber es kommen sowohl Patienten aus der Chirurgie als auch aus der Internen von Voitsberg nach Deutschlandsberg.
Auch unfallchirurgisch hat sich bis jetzt alles in geordneten Bahnen bewegt.

Inwiefern hat sich die notfallmedizinische Versorgung im Zuge des Verbundes an den Standorten in Deutschlandsberg und in Voitsberg verändert?

In beiden Bezirken bleiben die Notarztsysteme als fixer Bestandteil der Notfall-Versorgungskette unverändert aufrecht, also in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten und den Rettungsorganisationen. Unsere unfallchirurgischen Hauptversorger werden das UKH und die Unfallchirurgie der Klinik bleiben, sodass sich die Unfallchirurgie in Deutschlandsberg auf die Basischirurgie einpendeln wird. Auch das in Deutschlandsberg stationierte Palliativteam wird weiterhin beide Bezirke versorgen.

Gibt es so etwas wie ein Leitsystem bei Rettungseinsätzen?
Ja, Rettungsorganisationen und Spitäler sind seit Kurzem steiermarkweit durch das neue, elektronische Patientenleitsystem „virtEBA“ miteinander verbunden. Dieses Leitsystem hat sich in Deutschland bereits bewährt. Dabei werden Notarzt und Rettungssanitäter online informiert, welches Spital zur Aufnahme bereit ist. Damit ist gewährleistet, dass der Patient auf raschest möglichem Wege in das geeignete Versorgungszentrum gelangt. Zeitraubendes telefonisches Erkunden von freien Kapazitäten gehört somit der Vergangenheit an. An der Perfektionierung des Leitsystems wird ständig gearbeitet.

Stichwort Ärztemangel?
Allgemeinchirurgen, Unfallchirurgen und Anästhesisten sind derzeit arg von Nachwuchsproblemen betroffen. Diese Ärztegruppen sind an das Spital gebunden und haben keine Chance, sich mit einer Praxis niederzulassen. Deshalb sind diese Fächer nicht sehr begehrt. Wir versuchen daher, mit guter Ausbildung zu punkten. Wir haben jetzt vier junge Assistenten, die weitgehend am Anfang ihrer Ausbildung stehen.

Und in der Notfallmedizin?

Auch hier gibt es Nachwuchsschwierigkeiten. Die junge Generation hat nicht mehr die Bereitschaft, sich stressigen Situationen in diesem Maße auszusetzen.

Was bedeutet diese Spitals-Reform aus Ihrer Sicht?
Die Zusammenführung der Spitäler Deutschlandsberg und Voitsberg ist Teil einer lange fälligen Reform des steirischen Gesundheitssystems. Durch den Verbund werden Doppelgleisigkeiten vermieden – mit Ausnahme der Inneren Medizin, wo es aufgrund des Bedarfs auf alle Fälle notwendig ist, zwei Abteilungen an getrennten Standorten zu führen. Das neue LKH Weststeiermark wird mit den Fächern Innere Medizin, Geriatrie (Altersheilkunde), Chirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Anästhesiologie und Intensivmedizin auf dem Spitalssektor die breite Grundversorgung für die Bevölkerung der Weststeiermark sichern.

Bringt der Verbund somit eine Qualitätssteigerung?

Ja! Schließlich schreitet die Spezialisierung in der Medizin immer weiter voran und die Bevölkerung erwartet mit Recht eine hochqualifizierte Leistung. Spezialisierung bedeutet: Man kann auf einigen Gebieten gut sein, aber nicht auf allen. Aufgrund der guten Verkehrs-Infrastruktur ist es möglich, Patienten dorthin zu bringen, wo hochqualitative Leistung konzentriert ist. Die Gesundheitseinrichtungen werden künftig dynamischer und flexibler ausgerichtet werden müssen. Der Verbund ist ein erster Schritt.

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