Regierung halbiert Förderung
Thalgau steht hinter Community Nurses

- Bürgermeister Johann Grubinger (ÖVP) setzt sich für das beliebte Projekt ein.
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Community-Nurses kümmern sich in ihren Gemeinden um Menschen, die Pflege benötigen. Jetzt kürzt das Land die Förderung für das EU-Projekt deutlich. Doch der Thalgauer Bürgermeister, Johann Grubinger, ist sich sicher: Das Projekt muss weitergehen.
THALGAU. Vor etwa zwei Jahren finanzierte die Europäische Union (EU) ein Pilotprojekt zu "Community-Nurses". Dabei handelt es sich um diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger und Pflegerinnen, die innerhalb ihrer Gemeinde arbeiten. Ihre Aufgabe: Sie sind die erste Ansprechperson für gesundheitliche und pflegerische Anliegen. In Thalgau konnten die Community-Nurses auf einen ordentlichen Erfolg in den vergangenen zwei Jahren zurückblicken. Christina Kubesch und Magdalena Fischill-Neudeck kümmerten sich um 597 Klientinnen und Klienten sowie Familien. Insgesamt führten sie rund 1.300 Hausbesuche durch.

- In der Thalgauer Gemeinde ist man sich sicher: Das Projekt Community-Nurses muss weitergehen.
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Die EU-Förderung reicht jedoch nur noch bis Ende des Jahres; dann muss das Land übernehmen. Doch die Landesregierung Salzburg will nicht zahlen; oder zumindest nicht genug zahlen. "Wir haben ein Budget über 199.000 Euro angesucht, bekommen werden wir 111.000 Euro", erzählt der Thalgauer Bürgermeister, Johann Grubinger (ÖVP).
Eine enttäuschende Nachricht; Grubinger kann die Entscheidung der Landesregierung nicht nachvollziehen. "Die Wertschätzung für die Community-Nurses ist in Thalgau sehr, sehr hoch. Ich bin ein glühender Verfechter des Projekts. Rein Volkswirtschaftlich gesehen, sind die Community-Nurses das günstigste Projekt für die zukünftige Pflege", betont der Politiker.
"Man sieht in der Gesundheitsentwicklung und dem demographischen Wandel, dass man Systeme benötigt, damit Leute selbstständig bleiben können. Das Projekt entlastet auch Pflegeheime und sorgt dafür, dass andere Pflegesysteme nicht überlastet werde", ist die Devise des Bürgermeisters.

- Bürgermeister Johann Grubinger (ÖVP) setzt sich für das beliebte Projekt ein.
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Regierung hat falsche Entscheidung getroffen
Aktuell sieht es so aus, als ob die Gemeinde Thalgau das Budgetloch für die Community-Nurses stopfen möchte. Laut Grubinger gab es dafür im Sommer bereits einen Grundsatzbeschluss. "Wir werden das Projekt im Gesamten weiterführen, darüber sind sich, glaube ich, alle Fraktionen einig", erklärt er.
"Wir hoffen aber schon, dass das Land Einsicht zeigt. Ich glaube, dass da die falsche Entscheidung getroffen wurde", bemerkt Grubinger weiter.
Für Christina Kubesch ist zudem klar: Community-Nurses sind nur sinnvoll, wenn sie auch flächendeckend angeboten werden. Für die erfahrene Pflegerin war auch immer klar, dass es zu Kürzungen kommen wird. In Folge stellt sie die schwierigen Fragen: Ist es überhaupt sinnvoll, mit weniger weiterzumachen? "Die Kosten werden zumindest für das kommende Jahr von der Gemeinde übernommen. Aber wie geht es weiter? Wird das Land die Förderungen weiter zurückschrauben?", fragt sie.
"Dieses Jahr werden die Gemeinden entscheiden: Tragen sie das Projekt mit oder nicht? Auf jeden Fall müssen sie anpacken. Tun sie das nicht, wird das Angebot viel, viel schlechter", sagt Kubesch.

- Die beiden Community-Nurses aus Thalgau: Magdalena Fischill-Neudeck und Christina Kubesch.
- Foto: Gesundheitspflege Thalgau
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Nicht nur Krankenpflegerinnen
Gleichzeitig versteht Kubesch jedoch auch die Schwierigkeiten beim Ausbau solcher Projekte: "Wo sollen denn die ganzen Community-Nurses herkommen?", fragt sie. Der Job verlangt mehr als eine ausgebildete Krankenpflegerin; "wir werden auch oft zu sozialen Themen gerufen. Streit in der Familie, etwa. Auch weiß man nie, was einen auf einem Hausbesuch erwartet. Welche Diagnose gibt es? Um wie viele Leute muss ich mich kümmern? Ich muss mich bei allen auskennen und zu allem etwas sagen können", so Kubesch.
Für die Zukunft wünscht sich Kubesch: "Es muss aus den Köpfen der Menschen raus, dass alte Menschen irgendwann ins Krankenhaus gehören. Man kann auch gesund alt werden, ohne das Krankenhaus und Heim."
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