Gefühle nach dem Kalender
Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte
Eigentlich ist es ein bisschen merkwürdig: wenn nur noch
wenige dünne Kalenderblätter den Abreißer vom 24. Dezember
trennen, so senkt sich jenes weihnachtliche Gefühl auf ihn
hernieder, das ihr alle kennt.
Er wird ein bisschen weich, er wird ein wenig träumerisch,
und wenn der ganze Apparat des Einkaufs vorbeigeklappert ist,
wenn all das Tosen und Wirken vorüber ist, dann denkt er
sich dies und das und allerlei. Gefühle kommandieren, seine
Empfindungen regeln? Gefühle nach dem Kalender…….
Wir haben nur keine Zeit, um gut zu sein, wie?
Wir haben alle nur keine Zeit.
Im Grunde sind alle froh, allweihnachtlich einen Anlass
gefunden zu haben, den gestauten Sentiments freien Lauf
zu lassen. Es täte not, am deutschen Weihnachtsfest etwas
zu ändern. Nicht aus Gründen der Religion, die ja jedermanns
Privatsache ist, sondern aus Gründen der Kultur.
Diesem Volk schlägt ein Herz, aber es liegen so viele
Kompressen drauf.
Lasst uns einmal von dem Festtags-„Rummel“ absehen, der
in einer Stadt unvermeidlich ist. Lasst uns einmal daran denken,
wie Weihnachten gefeiert werden kann, unter wenigen Menschen
die sich verstehen. Das ist nicht das Weihnachten des
24. Dezember allein, es ist das Weihnachten der Seele.
Gibt es das - ?
Es soll es geben. Und gibt es auch, wenn ihr nur wollt.
Grüßt, ihr Herren, die Damen, küsst ihnen leise die Hand
(bitte in meinem Auftrag)
und sagt ihnen, man könne sogar seine Gefühle nach dem Kalender regeln:
zum Geburtstag, zum Gedenktag – und zu Weihnachten -
ABER MAN MUSS WELCHE HABEN
(nach Kurt Tucholsky)
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