Flüchtlingsintegration - Aus der anderen Perspektive

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Am Schwarzl See angekommen, fuhr ich mit etwas mulmigem Gefühl bis zum Spielplatz. Vorbei an Menschen unterschiedlichster Herkunft. Zugegeben, ich überlegte zwei Mal ob ich meine Tasche im Auto lassen sollte. (- ist unversehrt!)
Denn nur zu gut weiß ich, dass viele von den Flüchtlingen Nichts mehr haben und damit auch Nichts zu verlieren.

Entlangspaziert am ruhigen, den sonnenschein-reflektierenden See, begegneten mir viele Flüchtlingskinder, die herumtobten und Spaß hatten. Man konnte ihnen ansehen, dass diese Umgebung eine Oase der Ruhe für aus Kriegsgebieten geflüchtete Menschen ist.
Ankommen. Sich in Sicherheit frei bewegen. Scheint ein Luxus gewesen zu sein.

Hier können sie, wenigstens für ein paar Stunden am Tag, ihre Seele baumeln lassen, ein paar Minuten nicht an das denken, was sie verloren haben. Leichter ertragen, was sie erlebt haben.
Hier können sie, die Zukunftsängste mit Hoffnungsschimmern besänftigen.

Vielleicht ist das Schrecklichste, das Todesbeängstigende vorbei, aber der Weg ist noch sehr lang.
Denn sie wissen noch nicht, dass sie viel mehr verloren haben als nur ihr Heim, ihr Herkunftsland, ihre Freunde und Familie. Mit der Zeit werden sie erkennen, dass sie sich selbst verlieren. Denn das und genau das wird erwartet, wenn man sich in ein fremdes Land einbürgern lässt. Sich integriert.

Es wird erwartet, deine Kultur zu ändern, deine Mentalität zu ändern, am Besten auch deine Muttersprache. Die Integration ist vollendet, wenn du deinen Namen änderst, denn NUR dann wirst du auf einer Liste auch nicht als Ausländer erkannt. Aber wenn du das Pech hast, eine andere Hautfarbe zu haben, wirst du dich integrieren, aber nie gut genug um dazuzugehören.

Am Ende erkennst du, was dir von dir geblieben ist. Nichts.

Mit dem Schritt, mit dem du dein eigenes Land verlassen hast, mit demselben wirst du es nie wieder betreten.

Wenn ich jetzt zurückdenke, wie es war, vor 23 Jahren, als ich nach Österreich vor dem Balkankrieg geflüchtet bin, dann erinnere ich mich an die Sehnsucht mit unzähligen Tränen nach meiner Heimat, die ich für immer verloren habe. An die frechen, abwertenden und ausländerfeindlichen Mitschüler. An Beleidigungen, die ich als ein Kind nur sehr träge verarbeiten konnte und die sich wahrscheinlich für immer in meine Seele eingeschweißt haben. An Vorurteile...

Und heute, nachdem ich mich vollständig integriert und einen Universitätsabschluss habe, aber aus noch zu viel Stolz und Respekt vor mir selbst meinen Namen behielt, wundern sie sich, dass ich ein Moslem bin und kein Kopftuch trage...

Dr. Adisa Begic

Alptraum

Was tust du, Sohn?
Ich träume, Mutter. Ich träume, dass ich singe, Mutter,
und du fragst mich, in meinem Traum: Was tust du, Sohn?

Wovon singst du, im Traum, Sohn?
Ich singe davon, Mutter, dass ich ein Haus hatte.
Und jetzt habe ich kein Haus. Davon singe ich, Mutter.

Dass ich eine Stimme hatte, Mutter, und eine Sprache.
Und jetzt habe ich weder Stimme, noch Sprache.

Mit der Stimme, die ich nicht habe, in der Sprache,
die ich nicht habe,
von dem Haus, das ich nicht habe, singt mein Lied, Mutter.

Abdulah Sidran

Wo: Schwarzlsee, 8141 auf Karte anzeigen
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