Im Ruhestand hilft das stille Gebet
Nach 33 Jahren verlässt Pfarrer Strobl Paldau. Ins Gebet schließt er seine Schäfchen auch in Graz ein.
Im Interview verrät Emmerich Strobl, warum der Abschied aus Paldau so schwer fällt und was ihn im Priesterheim in Graz erwarten wird.
WOCHE: Mit welchen Gefühlen haben Sie das Amt an Friedrich Weingartmann übergeben?
Emmerich Strobl: Der Ruhestand bedeutet eine Umstellung. Leicht wird es nicht. Wenn ich von hier weggehe und ins Priesterheim nach Graz ziehe, werde ich freilich starkes Heimweh haben. Ich kenne hier so viele Menschen, bin gerne auf den Sportplatz gegangen. Überall hat man Bekannte getroffen. Das fällt jetzt alles weg. Ich werde oft auf Besuch kommen.
Dechant Weingartmann will in der Pfarre nicht viel verändern, sondern auf Ihrem Fundament aufbauen. Wie haben Sie das Leben in Paldau geprägt?
Auf das Miteinander innerhalb der Gemeinde habe ich besonderen Wert gelegt. Ich habe gerne Hausbesuche gemacht, mich eingesetzt, dass Alte und Kranke nicht in Vergessenheit geraten. Wichtig war mir der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen.
Die Kirche steckt in einer Krise. Vergangenes Jahr sind allein im Dekanat Feldbach 346 Menschen ausgetreten. Haben die Menschen den Glauben an die Kirche verloren?
Früher war der Boden gut für den Glauben. Mit der Zeit ist vieles anders, komplizierter geworden. Die meisten Menschen arbeiten auswärts. Darunter leidet die Integration in die Gemeinde. Die Menschen wissen oft gar nicht mehr, wo sie hingehören, wo sie daheim sind. Man sieht meist das Negative, der Blick für das Gute ist verloren gegangen, weil das Gute zur Selbstverständlichkeit geworden ist.
Haben die Missbrauchsfälle zur Austrittswelle beigetragen?
Bei Menschen, die den Kontakt zur Kirche größtenteils schon verloren hatten und sozusagen im luftleeren Raum waren, war das Bekanntwerden der Missbrauchsfälle das auslösende Moment für den Austritt.
Christof Kalcher, Pfarrer in Straden, sehnt sich nach einer Partnerschaft und wird sein Amt niederlegen. Verstehen Sie Ihn?
Ich respektiere seinen Entschluss. Hoffentlich findet er seine innere Ruhe.
Was sagen Sie zum Bettelverbot?
Wenn ich in Graz bin, gebe ich was her. Wir können uns gar nicht in die Lage dieser Menschen versetzen – wie schleißig es ihnen geht. Dass alle für die Mafia die Hand aufhalten, glaube ich nicht.
Nach 33 Jahren in Paldau werden Sie in ein Grazer Priesterheim übersiedeln. Darunter kann sich der Laie wenig vorstellen. Bedeutet das ein Leben in Abgeschiedenheit?
Nein! Dort gibt es 14 schöne Einheiten für Priester. Die Wohnungen sind ans Annaheim der Kreuzschwestern angeschlossen. Eine Wohnung ist für mich reserviert (lacht). Man kennt sich untereinander. Die Zeit werden wir uns etwa mit Kartenspielen vertreiben. Ich werde aber auch viel Zeit für das Gebet finden.
Woraus haben Sie die Kraft für Ihre Arbeit geschöpft?
Aus dem Gebet. Und ich habe versucht, das, was ich gepredigt habe, selbst zu leben.
Woran sollen sich die Menschen erinnern, wenn sie an Pfarrer Emmerich Strobl denken?
Dass er versucht hat, für andere dazusein.
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