Sessel in Acryl wird zu Baustein für die Kirche
Ein Stuhl ist für Adelheid Ambrosch ein Begriff der Entschleunigung, ein Ort der Ruhe, eine Einladung zum Gedankenaustausch. Zumeist sind es Frauen, die in den Bildern der Hausmannstätter Künstlerin auf den Sesseln Platz nehmen. Man muss schon genauer hinschauen, um die „Ruhende“ zu erkennen, in filigranen Schichten übermalt, die Farbe teils wieder abgekratzt, ist die Dame erst bei genauem Betrachten zu erkennen. Das Bild in Acryl auf Leinen widmet Ambrosch der Kunstauktion Fernitz-Mellach, die am 20. November Bilder namhafter Künstler zugunsten der Kirchenrenovierung versteigert (www.fernitz.graz-seckau.at).
„Ich habe in meinen Bildern oft Stühle als Motiv, sie sind auch eine Botschaft an unsere hektische Zeit, aber meine Bilder vermitteln keine Weltuntergangsstimmung, im Gegenteil, sie sollen im positiven Ausdruck ihre Wirkung tun“, sagt Ambrosch. Das Interesse für Bildende Kunst kam früh, Pinsel und Leinwand mussten aber warten, Beruf und Familie hatten Vorrang. Es war wohl eine Begegnung mit dem Doyen der steirischen Kunstszene Adolf Osterider, dessen Bilder sich tief in die damals 15jährige einprägten. Der Grazer Künstler, dessen Werke in der Sammlung Albertina, im Belvedere, im Grazer Joanneum und weltweit in Galerien zu sehen sind, verstarb heuer im Februar 94jährig. „Ich war von Osteriders Bildern so angetan, dass ich mich für Malerei zu interessieren begann. Ich besorgte mir Bücher, ging in Museen und besuchte schließlich Kurse, um es selber zu probieren“, blickt die gebürtige Wundschuherin auf ihre Annäherung an die Kunst zurück. Später weitete sich ihr Interesse auf den Gesamtbereich der Bildenden Kunst bis zur modernen Architektur aus
Ihre ersten Bilder entstanden 1993, „da habe ich noch im Keller gemalt. Als die Kinder erwachsen waren, habe ich das Kinderzimmer zum Atelier gemacht“, lacht Ambrosch. Zehn Jahre später wurde in Hausmannstätten auf Initiative von Alfred Kirchsteiger, die Kunstrampe, eine Vereinigung von bildnerisch schaffenden Menschen der Region ins Leben gerufen. „Gemeinsam mit Uta Bader, Eva Triller-Wiegisser u.a. wurden Grundsteine für die Zukunft dieser Vereinigung gelegt“, erinnert sich die frühere Bankangestellte.
„Für mich ist spannend, wie sich ein Bild zusammensetzt. Aufbau und Komposition sind mir wichtig. Meine Bilder entstehen im Kopf, und dann lässt es mich nicht mehr los. Während des Malens verändert sich oft die ursprüngliche Vorstellung und das Bild gibt dann die weitere Ausführung vor“. Und wann ist das Werk fertig? „Das ist eine ganz schwere Entscheidung, ein langer Lernprozess. Ich habe auch schon Bilder übermalt“, sagt Ambrosch und findet sich damit in bester Gesellschaft mit den großen Meistern. „Man muss lernen, Strukturen, Flächen, Linien und Farben abzustimmen, um dann von der Norm wieder abzuweichen. Das bringt Spannung in ein Bild. Ich habe Kurse bei namhaften Künstlern besucht und viel gelernt. Aber irgendwann muss man davon abweichen und seinen eigenen Weg in der Kunst gehen. Meine künstlerische Betätigung fügt sich ein in mein Gesamtinteresse an der Kunst der Vergangenheit und Gegenwart, durch Wissenserweiterung vorangetrieben“. Bilder von Adelheid Ambrosch wurden bereits im Ausland ausgestellt. Aktuell sind Bilder von ihr im Rahmen der Kunstrampe-Ausstellung im Foyer des Gemeindeamtes Hausmannstätten zu sehen – und im Katalog zur Kunstauktion Fernitz-Mellach.
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