Titelreiches Österreich: Sehr geehrter Herr Mag. phil. Doktor

Sie sind Akademiker? Schön für Sie! Tun Sie sich aber selbst einen Gefallen und behalten Sie diesen Umstand im Waldviertel für sich. | Foto: loadedpage.com
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GRAZ-UMGEBUNG. Wenn Herr Oberstudienrat und Frau Doktor zusammensitzen, dann sind Nachnamen nicht der Rede Wert. Die Nennung des Titels allerdings schon. So locker wir Österreicher auch sind: So viel Zeit muss sein. Denn mit einem akademischen Grad steigt und fällt in der Alpenrepublik das Ansehen einer Person.

Titelmanie

Das Tragen eines Titels hat Auswirkungen auf die gesellschaftliche und politische Rangordnung. Ob akademischer Grad, Ehrentitel, Berufs- oder Amtstitel: Die personenbezogene Ergänzung zum Namen ist ein Prestigeträger. Vor allem Herr und Frau Österreicher lassen sich da nicht lumpen. In Österreich gibt es 900 durch Rechtsvorschriften geregelte Titel. Weil jeder gerne einen hätte, kennt die Titelfixiertheit keine Grenzen. So werden hohe Beamte seit 1765 mit dem Titel »Hofrat« geehrt, während der »Bergrat honoris causa« für seine besonderen Tätigkeiten auf dem Gebiet des Berg- und Hüttenwesens ausgezeichnet wird.
Im Gegensatz zu unseren deutschen Nachbarn gilt es hierzulande geradezu als unhöflich, das Gegenüber nicht mit seinem Titel anzusprechen. Heutzutage wird auf die Nennung Wert gelegt, da sie ein Zeichen für erlerntes Wissen und eine hart erarbeitete Position ist. Eine Erfahrung, die Jungakademiker seit eh und je machen. Dafür kann die Betitelung auf jedem Formular, jeder Visitenkarte, jedem Briefkopf und bei jeder Begrüßung erwartet werden. Früher war es sogar üblich, dass Frauen, deren Ehemänner einen akademischen Grad trugen, ebenso mit diesem angesprochen wurden. Zur Feier erschienen demnach Herr Dr. Maier und seine Frau, Frau Dr. Maier. Und im Beamtenwesen gab es während der Regierungszeit Maria Theresias statt wohlverdienter Gehaltserhöhungen bei besonderer Arbeitsleistung schon mal den ein oder anderen Professoren-Titel geschenkt.

Charaktersache

Das Online-Markt- und Meinungsforschungsinstitut marketagent.com kam bei einer Umfrage mit 500 Österreichern zu dem Ergebnis, dass 56,2 Prozent aller Befragten davon ausgehen, ein Titel sei im Berufsleben von großer Bedeutung. Was ein Dr. bzw. PhD mit der Persönlichkeit macht, ist für die Umfrageteilnehmer ebenso ersichtlich. »So halten 64 Prozent der Befragten Personen mit einem Titel für machthungriger als Personen ohne Titel«, erklärt Marketagent.com-Geschäftsführer Thomas Schwabl. Erfolg, Zielstrebigkeit, Intelligenz und auch Durchsetzungskraft gehen mit einem akademischen Grad einher. Die Kehrseite dieser Attribute: Titelträger seien weniger praxisbezogen, eher unsympathisch und der Hausverstand ließe zu Wünschen übrig. Einig waren sich die Befragten zum größten Teil darüber, dass man einem Titelträger mit mehr Ehrfurcht und Respekt begegnet. Ja, der Frau Hofrat und dem Herrn Primar verzeiht man das ein und andere schon mal leichter.

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