Zwei, die immer noch arbeiten

Dirk Stermann (l.) und sein Bühnenpartner Christoph Grissemann performen in Bad Radkersburg ihr Stück "Stermann". | Foto: Udo Leitner
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WOCHE: Seit über 20 Jahren gibt es nun schon das Duo Grissemann und Stermann. Wie, wann und wo haben Sie sich gefunden?
Dirk Stermann: Wir haben beide als Jugendredakteure bei Ö3 gearbeitet, das war 1988. Dann haben wir angefangen, gemeinsam etwas zu machen. Daraus entstand 1991 „Salon Helga“.
Ist die Verbindung zwischen Ihnen beiden rein beruflich bedingt oder betrachten Sie sich gegenseitig auch als Freunde, die sich privat gern treffen?
Wir arbeiten ja leider beide so viel, dass wir kaum Privatleben haben. Die paar Stunden, in denen wir nicht arbeiten, die müssen wir uns dann nicht sehen. Aber wir mögen uns schon.
Also gibt es keine gemeinsamen Unternehmungen oder gar gemeinsame Urlaube?
Wir fahren oft gemeinsam weg, wenn wir was zusammen schreiben, und verbringen damit viel mehr Zeit im Jahr miteinander als mit anderen.
Trotz Ihrer langen Verbindung zueinander heißt das neue Programm „Stermann“. Das klingt nicht sehr partnerschaftlich. Was steckt hinter dieser Bezeichnung?
Wir wollten schon immer ein Programm nach uns benennen. Ich glaube, das klingt recht gut. Außerdem haben wir es beim nächsten Programm dann leichter. Da haben wir schon eine Idee, wie das heißen könnte.
Grissemann.
Genau.
Die Kritiken zu Ihrem aktuellen Programm, die unter anderem auf der Homepage Ihrer Agentur zu finden sind, klingen nicht besonders positiv. „An den Grenzen zur Geschmacklosigkeit“ urteilt beispielsweise Die Presse, „eine schmierlappige Performance“ der Kurier. Was sagen Sie zu solchen Einschätzungen?
Wir mögen das. Wir haben die Agentur extra gebeten, dass sie das da hinschreibt. Auf unserem Plakat steht das auch, weil man kennt das ja, dass immer nur die positiven Dinge auf den Plakaten und der Homepage zu finden sind, und da haben wir uns eben die schlechten ausgesucht.
Und Sie haben nicht Angst, dass das die Besucher abschreckt?
Wir spielen das Programm schon seit einiger Zeit und es läuft trotzdem gut. Wir haben da keine Sorge.
Was erwartet die Besucher nach Ihrer eigenen Einschätzung an einem Abend mit Ihrem Programm?
Naja, ich hoffe halt, dass Grissemann so spät wie möglich dazustößt. Er ist ja immer gekommen, obwohl es eigentlich um mich geht und ein Ein-Personen-Stück ist. Aber bis jetzt ist er jedes Mal aufgetaucht. Und was er dann vorhat, erfahren wir immer erst am jeweiligen Abend.
Ist Provokation die einzige Möglichkeit, um zum Publikum vorzudringen?
Wir machen das ja nicht aus einem Kalkül heraus, sondern wir machen in der Regel Sachen, die wir selber lustig finden, und merken dann oft gar nicht, dass wir uns manchmal ziemlich weit rauslehnen, weil wir aus einem anderen Humorumfeld kommen. Aber ich versteh schon, wenn Leute sich provoziert fühlen. Das schadet ja auch nicht. Ist ja auch ganz gut, wenn man irgendwas noch spüren kann.
Sie haben einst mit dem Spruch, man müsse Haider erschießen, um ihn zu stoppen, derart Aufsehen erregt, dass Sie vom ORF zwischenzeitlich suspendiert wurden. Wie blicken Sie aus heutiger Sicht auf die damaligen Ereignisse zurück?
Das was wir gesagt haben, war in einem Interview scherzhaft gemeint. Wir sind dann ein wenig zum Spielball der schwarz-blauen Regierung geworden. Aber ich hab damals schon das Gefühl gehabt, dass wir noch arbeiten, wenn die alle schon lang nicht mehr arbeiten werden.
Was unterscheidet Sie von dem Menschen, der Sie am Anfang Ihrer Karriere waren?
Wir sind professioneller geworden. Unser Problem ist, dass wir halt auch relativ viel reden müssen und da versuchen wir, den Fokus darauf zu legen, dass wir immer weniger Schwaches sagen.
Gibt es Anliegen, die für Sie so wichtig sind, dass Sie sich auf der Bühne dafür einsetzen?
Unsere ganze Arbeit ist natürlich auch ein Statement. Auf der Bühne wird schnell klar, was man gut und was man schlecht findet. Aber wir lassen uns auch vor ein paar nicht funktionierende Karren spannen, um die zu unterstützen. Wenn Leute Hilfe brauchen, dann machen wir das natürlich.
Welche Werte sind für Sie in Ihrem Leben wichtig? Welche Werte werden Ihrer Meinung nach überschätzt?
Ich glaube, dass Geld maßlos überschätzt wird. Ich finde Geld langweilig, kann das aber sagen, weil ich selbst genug verdiene, unter anderem beim ORF. Ich finde auch, dass die Pension überschätzt wird. Ich bin total froh, dass ich keinen Beruf ausübe, bei dem ich irgendwann in Pension gehen muss. Das ist wohl das Schlimmste für Menschen, wenn sie zu arbeiten aufhören müssen.
Da ist der ORF, bei dem man mit 62 in Pension gehen muss, aber ein schönes Beispiel.
Ich weiß, aber ich bin ja vom ORF nicht angestellt. Ich kann mich quasi nur selbst entlassen, weil ich Freiberufler bin.
Aber viele Arbeitnehmer leiden darunter, wenn sie frühzeitig pensioniert werden.
Ja, ich kenne viele Kollegen, die quasi am Zenit ihres Schaffens gehen mussten. Ich fand das immer ganz traurig. Man sollte die vorhandene Arbeit gerechter zwischen Jung und Alt aufteilen.

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