Gratkorn
Älteste Exkremente: 12 Millionen Jahre alter Kot gefunden
Während Bergbauarbeiten in einer Tongrube in Gratkorn wurde ein fossiler Boden freigelegt, dessen Alter auf etwa 12 bis 12,2 Millionen datiert ist. Seit 2005 wird hier geforscht – und unter anderem versteinerter Kot von Hyänen und Säbelzahnkatzen gefunden. Nun liegt eine Studie vor, die neue wissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert.
GRATKORN. Forscherinnen und Forscher des Universalmuseums Joanneum sind, wie wohl andere Expertinnen und Experten auf dem Gebiet, einiges gewohnt und stoßen bei Ausgrabungsarbeiten immer wieder auf sensationelle Funde. Mitunter sorgt ein Stück Kot für Aufsehen.
"Ein Glücksfall"
"Ein Tritt in einen Kothaufen soll bekanntlich Glück bringen. Ob das stimmt, sei dahingestellt. Sicher ist jedoch, dass Exkremente auch nach Millionen von Jahren viel über ihren Erzeuger verraten. Ein Glücksfall, zumindest für Fossilienforscherinnen und -forscher", sagt Martin Gross, Paläontologe am Universalmuseum Joanneum, der gemeinsam mit weiteren Wissenschafterinnen und Wissenschaftern eine Studie über diese Funde im Wissenschaftsjournal Historical Biology veröffentlich hat.
Bei Grabungen auf einem Areal von gut 15.000 Quadratmetern fand man in Gratkorn nämlich nicht nur Skelettreste von über 60 Wirbeltierarten wie etwa Amphibien, Reptilien oder Säugetieren, sondern auch den besagten Kot.
Aufgrund der chemischen Zusammensetzung, ihrer Form und Größe und den enthaltenen Nahrungsresten konnten diese sogenannten Koprolithen einer kleinen Hyäne und einer großen Säbelzahnkatze zugeordnet werden. Sie erlauben Rückschlüsse auf deren Ernährungsweise und sind die bisher ältesten bekannten Exkremente dieser Raubtiere überhaupt, erklärt Gross.
Warum ist der Kot so interessant?
Die Kotsteine geben Aufschluss darüber, ob es sich beispielsweise um einen Pflanzen-, Fleisch- oder Allesfresser gehandelt hat. Bisher wurden in dieser Tongrube Knochenreste von vier fleischfressenden Säugetieren gefunden, die als "Täter" in die engere Wahl kommen: ein Otter, ein Vielfraß, eine Hyäne und eine Scheinsäbelzahnkatze. Aufgrund der Form und der gefundenen Nahrungsreste bestehen für die kleineren Koprolithen, die gut zwei Millionen Jahre älter sind als die bislang bekannten Exkremente, die besten Übereinstimmungen zu einer Hyäne – etwa so groß wie ein Fuchs.
Die größeren Funde sind einer Scheinsäbelzahnkatze zuzuschreiben und waren bisher gänzlich unbekannt. Hierbei handelt es sich um ein rund 100 Kilo schweres Tier mit stark verlängerten Eckzähnen, vergleichbar mit der bekannten eiszeitlichen echten Säbelzahnkatze. Diese Katze war vermutlich ein auf größere Beute spezialisierter Lauerjäger und stand an der Spitze der Nahrungskette, während sich die Hyäne von kleinerer Beute und Aas ernährte.
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