Sachprogramm Erneuerbare Energie
Energie versus Lebensmittel im Bezirk

Großflächige Photovoltaik-Flächen, wie sie aktuell bei einer Firma in Kalsdorf errichtet werden, stoßen nicht überall auf Gegenliebe. | Foto: Erich Timischl
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Der Ausbau von PV-Anlagen per Landesverordnung stößt in Graz-Umgebung auf wenig Gegenliebe.

GRAZ-UMGEBUNG. Es brodelt unter den Landwirten im Bezirk Graz-Umgebung. Das geplante Sachprogramm "Erneuerbare Energie" des Landes Steiermark, stößt vor allem wegen geplanter großflächiger Photovoltaik (PV)-Anlagen auf fruchtbaren Böden auf Widerstand. Dabei stiegen schon im August die Jungbauern auf die Barrikaden, als die ersten Gerüchte aufkamen und sie mit dem Slogan "Lassen Sie uns unsere Äcker und nehmen Sie bitte unsere Dächer" auf sich aufmerksam machten.

"Gerade im landwirtschaftlichen Bereich gibt es viele Flächen, die man nachhaltiger und effizienter mit Solarpaneelen ausstatten könnte, als Ackerland", sagte Johannes Wieser, Sprecher der Jungbauern im Bezirk, dazu. Knapp 600 Hektar Dachfläche gebe es dafür in der Steiermark; ein befürchteter Flächenfraß wäre damit vermeidbar.

39 Gemeinden betroffen

In der gesamten Steiermark soll es in 39 Gemeinden per Verordnung zum Bau dieser PV-Anlagen kommen. Dem Vernehmen nach soll der Süden der Landeshauptstadt davon besonders betroffen sein. Die Nähe zu Umspannwerken werde auf jeden Fall gesucht, heißt es von allen Seiten. Dobl-Zwaring, Kalsdorf, Wundschuh oder Fernitz-Mellach sollen in der Ziehung dabei sein. Beim Sprecher der Gemüsebauern im Grazer Feld, Markus Hillebrand klingelt deshalb das Telefon öfter als gewöhnlich. Manche Landwirte seien verunsichert und auch er selbst zeigt sich enttäuscht über die Vorgehensweise.

Auch ein österreichischer Privatsender hat vergangene Woche bereits ausführlich über die Thematik berichtet. | Foto: privat
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Landwirte einbinden

"Wir brauchen eine klare Lebensmittelversorgungssicherheit-Strategie. Wir sollten uns intensiv mit Bevölkerungszuwachs beschäftigten und genau definieren wo wir Flächen brauchen", sieht Hillebrand die Gefahr Energie versus Lebensmittel. "Die Steiermark setzt selbstverständlich auf die Sonnenenergie, allerdings prioritär auf Dächern, Parkplätzen, sowie Deponieflächen und sonstigen vorbelasteten Böden. Das vorliegende Sachprogramm ist daher ein notwendiger Kompromiss, der im höchsten Maße auch die Lebensmittelversorgung sicherstellt", sagt Agrarlandesrat Hans Seitinger. "Wir sind nicht nur in einer Energiekrise, sondern auch in einer Versorgungskrise", betont der umtriebige Gemüsebauer. "Wir sind nicht gegen die Energiewende. Sie ist notwendig, aber mir fehlt noch immer die Strategie. Die Landwirtschaft soll ein Teil davon sein", so Hillebrand.

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"Weniger als ein Prozent"

Nachgefragt beim zuständigen Regionalentwicklungsressort von Landesrätin Ursula Lackner und Landesrätin Barbara-Eibinger-Miedl heißt es dazu: „Dieses Sachprogramm ist eine notwendige Antwort auf die Energiekrise. Dazu notwendig sind auch PV-Anlagen auf Freiflächen, wobei bei der Definition der Flächen auf die Bodenwertigkeit Rücksicht genommen wurde, um der Landwirtschaft keine hochwertigen Böden zu entziehen. Das vorliegende Sachprogramm ist somit ein notwendiger Kompromiss, der die Sicherung der regionalen Lebensmittelproduktion mit der Notwendigkeit zum raschen PV-Ausbau verbindet. Mit der geplanten Ausweisung per Verordnung soll einerseits die Energiewende gemäß den Ausbauzielen des Bundes und der EU vorangebracht werden, andererseits bleiben die hochwertigsten Flächen weiterhin der landwirtschaftlichen Produktion vorbehalten und alle landwirtschaftlichen Vorrangflächen außerhalb des Sachprogramms werden als Ausschlusszonen definiert. Für die PV Vorrangzone sollen in der Steiermark weniger als ein Prozent der landwirtschaftlichen Vorrangzone für die Energieerzeugung beansprucht werden." Mitte Jänner soll die Verordnung des Landes und die endgültige Liste der Gemeinden, in denen die PV-Flächen geplant sind, präsentiert werden.

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